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Veröffentlicht unter Potsdamer Straße
Von Gastblogger Alexander
Das Publikum kocht, der Boden bläht sich, die Wände rücken näher, die Luft ist dünn, Schweiß fließt in Strömen. Von der Bühne kreischt eine ewig junge Stimme der ersten Punkrock Generation, gesellschaftskritisch bis auf den letzten Knochen.
Der Bezirk Schöneberg war einst das Zentrum West-Berlins voll mit brodelndem Nachtleben und einer ergiebigen Kulturszene. In Klubs wie dem „Risiko“, der „Ruine“ oder dem „Dschungel“ spielte sich die Musikszene der 80er Jahre auf und ab. Die Westberliner Musikikone Blixa Bargeld gründete hier die Band „Einstürzende Neubaute“, Nick Cave formierte hier aufs Neue das Projekt „Nick Cave and the Bad Seeds“ und David Bowie fand hier zusammen mit Iggy Pop neue Inspiration für weitere Werke.
Der westliche Teil Berlins, eine westdeutsche Enklave inmitten der DDR, war dafür wie geschaffen, denn man wurde hier mit Subventionen regelrecht überschüttet. Es gab keinen Wehrdienst, geringere Steuersätze, niedrigere Preise und größere Freizügigkeit, welche man woanders so nicht kannte. Ausschlaggebend war jedoch die große Menge an Künstlern, welche der Stadt eine enorme Anziehungskraft verliehen. Gleichgesinnte aus aller Welt strömten nach West-Berlin, einem Kreativmekka der besonderen Art. Doch wie viel ist heute noch vom ruppigen Geist der wilden 80er in Schöneberg zu spüren?
Der anarchistische Geist scheint nur noch im Gedächtnis geblieben zu sein, die Underground Szene ist so gut wie verschwunden und zahlreiche Klubs haben geschlossen. Nun säumen Matratzenläden und Apotheken all die glorreichen Ecken aus den alten Zeiten. Der zuvor stets in der Luft schwebende Nonkonformismus Westberlins scheint nicht mehr zu halten. „Der Staat ist nun viel präsenter geworden“, sagte Jack, ein Mitglied der damaligen Korona. „Das Parken auf dem Bürgersteig“, fügte er hinzu, „eine Lappalie nach damaliger Sicht und heute symbolträchtig für die ganze Entwicklung, ist nicht mehr möglich.“
Ein Stück jener Zeit wurde jedoch trotz zahlreicher Schließungen und Umzüge im Ex’n’Pop e.V. auf der Potsdamer Straße 157 erhalten. Ein Ort, den man heutzutage leicht übersehen kann, denn es finden sich hier keine großen Aushänge, offene Türen oder generell Fenster. Auffällig sind nur die auf dem Bürgersteig stehenden Badewannen gefüllt mit ungezähmter Natur. Nichts verrät jedoch über das wilde Treiben im Inneren. Der einzige Weg um hinter die Fassade zu blicken führt nach 22:00 Uhr an der Klingel, einer rabenschwarzen Schleuse und der Gesichtskontrolle vorbei.
Das Ex’n’Pop gibt es schon seit 30 Jahren und seit 2001 wurde daraus ein Verein. Die Betreiber sehen sich als eine Art Forum für alle möglichen kulturellen Veranstaltungen. Man bietet hier dem eingeweihten Publikum je nach Programm Musik, Theater, Kino oder Lesungen. Wenn jemand keinen Platz für seine Musik in der strikt kommerziell orientierten Nachbarschaft findet, kann er sich immer an den Verein wenden. So spielen hier freitags und sonnabends Bands aller Stilrichtungen und Gewichtsklassen. Von Anfängern über Underground-Bands bis Rock-Legenden, alle finden sie ihren Weg ins Ex’n’Pop.
So auch T.V. Smith, eine in Vergessenheit geratene englische Punkrockgröße. Dürr, eckig und kantig in eng anliegende Stofffetzen gehüllt, verbreitet er von der Bühne mit durchdringender Stimme eine ungewohnt vertrauenserweckende Atmosphäre. Die Worte fließen mal hypnotisch weich, mal zerrissen und scharf. Das Gesicht singt mit jeder Gesichtsfalte bis zur letzten Gefühlswallung mit. Nach fast 40 Jahren auf der Bühne scheint bereits jedes einzelne Wort mehrfach durchlitten und sorgfältig in Songs verpackt zu sein. Die rohe und ungeschliffene Wände des Ex’n’Pop bieten eine Lebensfülle, wie man sie woanders noch zu finden vermag. Punk’s not dead at Potsdamer Straße!
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Europa und die Welt gedenken dieses Jahr dem 1. Weltkrieg, der vor einem Jahrhundert begann. Gerade Historische Ereignisse regen zum Nachdenken an. Wie sah sie aus, unsere Stadt? Wie war es vor 100 Jahren an der Potsdamer Straße?
Die Potsdamer Straße , ehemals vornehme Ausfallstraße, entwickelte sich Anfang des 20. Jahrhunderts rasant zu einer der verkehrsreichsten Straßen Deutschlands. Ursprünglich eine Chaussee, wurde sie zuerst zur Allee und danach zu einer ordentlich befestigten Straße ausgebaut. Einem weit verbreiteten Mythos zu Folge gehörte sie zur Reichsstraße 1, die dem mittelalterlichen West-Ost-Handelsweg von Aachen nach Königsberg folgte. Jedoch erst die NS-Regime erklärte den Verlauf durch Potsdam und Berlin zum Teil der Reichsstraße 1. Heute gehört sie zur Bundesstraße 1, die nahezu dem Verlauf der Reichsstraße 1 folgt.
Potsdamer Straße um 1902
Auf der Straße waren vor ca. 100 Jahren nicht nur Privatmenschen mit ihren Kutschen, Fahrrädern und immer mehr Automobilen unterwegs. Damals fuhren auf der Potsdamer Straße Straßenbahnen und zwar gleich mehrere Linien. In und um Berlin wuchs schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts ein Straßenschienennetz. Die Bahnen wurden anfangs von Pferden gezogen und hießen Pferdebahnen, doch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurde auf die elektrische Straßenbahn umgerüstet und ausgebaut.
Während der Teilung Berlins wurde im Westen der Stadt jedoch fast das gesamte Straßenbahnnetz entfernt. Die Verkehrspolitik in West-Berlin betrachtete es als veraltet und überflüssig. So wurde es nach und nach bis Oktober 1967 zurückgebaut. Heute fahren jedoch viele Metrobuslinien beinahe genau (bzw. exakt) die ehemaligen Straßenbahnstrecken ab.
Der U Bülowstraße um 1902
Die Potsdamer Straße war schon immer ein Magnet für Kreative. Künstler aller Art, sowie die Zeitungsindustrie siedelten sich hier an. Ein Beispiel ist der Architekt Bruno Möhring, einer der bedeutendsten deutschen Architekten des Jugendstils. Ab 1892 hatte er sein Büro in der Potsdamer Straße 109. Er entwarf unter anderem den U Bülowstraße der 1902 eröffnet wurde. Er ist auch nach den Bombardierungen währed des 2. Weltkrieges, immer noch zum Großteil Original erhalten. Gemeinsam mit Rudolf Eberstadt und Richard Petersen entwarf er 1910 einen Bebauungsplan für Groß-Berlin, der vor allem auf den Ausbau des Verkehrsnetzes und eine enge Wohnhausbebauung mit Innenhöfen setzte. Der Architekt Albert Speer, der für das NS-Regime arbeitete, übernahm eine Vielzahl der Ideen in seinen Bebauungsplan für Groß-Berlin. Auch noch heute prägen die Berliner Innenhöfe und ein großes öffentliches Verkehrsnetz die Stadt.
Eine der berühmtesten Bewohnerinnen der Potsdamer Straße ist die deutsche Schauspielerin Marlene Dietrich. Als Kind wohnte Sie in dem 1906 errichteten Wohnhaus in der Potsdamer Straße 116.
Zwischen 1910 und 1911 wurde das Bild der Straße dauerhaft verändert. An den gerade neu angelegten Heinrich-von-Kleist-Park wurden die Königskolonnaden transloziert.
Königskolonnaden an der Königstraße vor der Translozierung um 1909
Ursprünglich standen Sie als Ensemble mit der Königsbrücke am Alexanderplatz und flankierten die Königsstraße. Sie mussten nach Schöneberg ziehen, da für die Errichtung des Warenhauses Wertheim und der damit verbundenen Verbreiterung der Königsstraße der Platz fehlte. Viele Zeitgenossen sahen in der Translozierung eine Degradierung der Wertigkeit der Kolonnaden. Nachdem Sie eine Hauptverkehrsstraße flankiert hatten, zogen sie nun an eine mäßig große Parkanlage, wo seit 1909 das neue Kammergerichtsgebäude gebaut wurde. Die Kolonnaden wurden auf den Eingang des zukünftigen Gebäudes ausgerichtet. Erst 1913 waren die Bauarbeiten beendet und das Kammergericht zog in den Neubau ein. Nach einiger Zweckentfremdung während der Nachkriegszeit und der Deutschen Teilung ist seit 1989 das Berliner Kammer- und Verfassungsgericht wieder in dem Gebäude ansässig.
In den vergangenen 100 Jahren hat sich das Stadtbild drastisch verändert. Durch die Bombardierung im 2. Weltkrieg, Teilung und Wiedervereinigung. Doch trotz allem ist vieles, was vor über 100 Jahren der Potsdamer Straße ihr Aussehen verlieh noch immer vorhanden.
Dieser Artikel ist entstanden im Rahmen des Kurses „Online-Journalismus – Recherchieren und Bloggen“ des Career Center der Humboldt Universtität zu Berlin.
von Gastbloggerin Janina
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Offensichtlich ziehen sich die Resultate urbanen Wandels durch die Potsdamer Straße: Neue Ausstellungen in der ehemaligen Druckerei des Tagesspiegels, unzählige Casinos, die mit ihrer Werbung die Erdgeschosse prachtvoller Altbauten bedecken und, bei der Kreuzung zur Goebenstraße angekommen, Sozialbauten: parzellierte Hochhäuser, bei denen die dicht aneinander liegenden Balkons abwechselnd von Satellitenschüsseln verdunkelt, von tropischen Gewächsen überwuchert oder in dem kargen Grau des Betons gehalten sind. Die Eindrücke können zweifelsfrei begeistern. Angesichts der zusammenhangslosen Mischung fragt sich der ein oder andere Spaziergänger jedoch auch mal: Wo bin ich hier eigentlich?
Joseph Roth, 1926
Berlin beherbergt zahllose passionierte Flaneure, die sich von dieser Vielfalt nicht beirren lassen. Im letzten Jahrhundert haben einige von ihnen ihre Eindrücke der Stadt für die Nachwelt festgehalten. Heute noch liefern uns die Stadtchroniken von Walter Benjamin oder Franz Hessel eine detaillierte Sicht auf die Entwicklungsgeschichte von Berlin. Einer dieser Flaneure war Joseph Roth. Niemanden hat das zusammengewürfelte Gesicht der Stadt mehr gestört als den Schreiber, der in den Zwanzigern auch die Potsdamer Straße bewohnt hat.
Er liebte die Individualität und hatte einen Hang zum Mystischen, aber wenn die Geschichte und die Herkunft eines Individuums in kunterbuntem Mischmasch untergeht, fand seine Faszination keinen Ansatz mehr. Ob loyale Kriegsveteranen oder Nachfahren eines Adelsgeschlechts, begünstigt durch den Monarchen: Die Protagonisten in Joseph Roths Romanen haben diesen bewussten und meist ehrenhaften Hintergrund. Aber je frommer und gewissenhafter ihre Ursprünge, desto härter prallt ihre indolente Gesinnung auf die Grausamkeit der Gegenwart. Und damit ist keine Zeit gemeint, die ein Historiker versucht nachzusinnen – es ist die Zeit eines Epikers mit starrem Blick auf aktuelles Zeitgeschehen. Der Leser spürt diese zeitliche Spannung und eine sehnsüchtige Nostalgie in dem melodischen Prosa vom „Radetzkymarsch“, „Hiob“ oder dem „Hotel Savoy“. Die Lektüreerfahrung geht über den Schreibstil hinaus und die inhaltlichen Dissonanzen scheinen den pulsierenden Nerv einer Metropole heute noch genauso akkurat zu treffen wie das Berlin in der kulturellen Blüte der Zwanziger.
„Berlin ist ein Labor der Moderne“
Joseph-Roth-Diele, Potsdamer Straße 75
Wenig scheint sich an dieser Feststellung geändert zu haben. „Die Spannung bei Roth gibt’s natürlich heute noch“ erklärt ein Kellner aus der Joseph-Roth-Diele, die vor zwölf Jahren im Nachbarhaus von Roths Unterkunft gegründet wurde. „Heute ist es eben mehr ein gesellschaftlicher Konflikt.“ Dabei deutet er auf die Prostituierten, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite dem Verkehr auf der Potsdamer Straße zuwinken. Es sind Eindrücke von einer sozialen Baustelle, von einem Schauplatz neuer Konflikte und kultureller Kollisionen – das im Licht der Kerzen und Kronleuchter schillernde Restaurant, tapeziert mit Büchern und Zitaten, bleibt ein vereinzeltes Kleinod im Geiste Roths Lieblings-Gaststätte, „Mampes gute Stube“.
Was heute eine Vielzahl unterschiedlicher Ursprünge und Kulturen ausmacht, war zu Zeiten Roths eine Spannung zwischen Kriegsflüchtigen aus allen Teilen Europas, Rückkehrende aus russischer Gefangenschaft und einem sich anbahnenden Nationalsozialismus. Aber Roth hat nie Kritik an kultureller Vielfalt geübt. Sein Blick hat die Probleme vielleicht deutlicher gesehen als wir heute dazu in der Lage sind:
„Die Fassade der neuen Zeit macht mich unsicher“
Mit dieser Anmerkung versehen veröffentlicht Roth einen Artikel über Architektur in der Münchner illustrierten Presse, 1929. Durchgehend aus der Ich-Perspektive berichtet Roth emotional aufgeladen von seiner Abneigung gegen den Eklektizismus der Moderne: Ein Kabarett, das man auch für ein Krematorium halten könnte, ein Kino, das in der Hast einer bevorstehenden Reise mit einem Bahnhof verwechselt wird. Wir können heute an seinen Erfahrungen aus der Metropole anknüpfen, die sich nicht darum bemüht einen kohärenten Stil zu bewahren: „Man kannte genau die Gesetze der Verlogenheit und agnoszierte unfehlbar den Ersatz, wo man das Echte erblickte.“
Neben den stilistischen Divergenzen nährt sich Roths Abneigung gegen Berlin auch am zwischenmenschlichen Umgang. In dem Artikel, „Bei den Heimatlosen“, den er 1920 für die die Neue Berliner Zeitung geschrieben hat, behandelt Roth die Menschlichkeit oder eher die Unmenschlichkeit, mit der Emigranten und Asylbewerber in Berlin konfrontiert werden. Grammatikalisch verschrobene Reverse, unumgängliche Bürokraten und modrige Behausungen – Hindernisse, die heute noch den Einwanderern ihr Asyl nicht gerade einladend gestalten. Die Zeit liest aus der Artikelsammlung von „Joseph Roth in Berlin“ konsequenterweise heraus, dass er „für die falschen Sorgen der Gutbetuchten (…) nur Verachtung übrig“ hat.
Ein Bekenntnis zum Gleisdreieck
Berlin ist zusammengewürfelt. Das ist keine Kritik an der Internationalität oder der Vielseitigkeit der Stadt. Es ist eine Tatsache – nur der Umgang damit scheint Roth unbeholfen. Menschliche Kooperation, einen genauen Blick auf das Umfeld und eine sinngemäße Weiterentwicklung des Bestehenden proklamiert er für die Rettung von Berlin. In seinem Artikel über das Gleisdreieck singt er deshalb eine Hymne auf die Technisierung:
„Man müsste sich mit Inbrunst zu ihrer Grausamkeit bekennen, in ihren tödlichen Wirkungen die Ananke sehen und viel lieber nach ihren Gesetzen untergehen sollen als nach den Humanen der sentimentalen Welt glücklich werden.“
Heute verziert eine Parkanlage die glänzenden, eisernen Adern der Stadt und wir müssen uns erneut fragen: Ist das genuine Charisma einer Stadt im Gestaltungs- und Projektwahn verloren gegangen? Und noch entscheidender: Ist die Eigenheit in der Architektur, in der Kunst und der technischen Entwicklung von Berlin sogar eine Voraussetzung für die Offenheit gegenüber anderen Kulturen und den wachsenden Menschenmassen? – Joseph Roths Beschreibung seiner Gegenwart beantwortet es unverkennbar: Ja!
Ein Gedanke, den Joseph Roth vor 90 Jahren in der Frankfurter Zeitung in seinem poetischen Stil der Berichterstattung manifestiert hat, lässt uns heute erneut die Ideale und Trends unserer Zeit überdenken. Spannung, Pessimismus, Eigenheit – sie haben ein exaktes Gesicht der Zeit gezeichnet und eine Kritik formuliert, die nicht an Aktualität verloren hat.
Der Artikel ist entstanden im Rahmen des Kurses “Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen” des Career Centers der Humboldt Universität
von HU-Gastblogger Vincent
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Verschlagwortet mit berlin, Gleisdreieck, Joseph Roth, Joseph Roth Diele, Journalismus, Literatur, Moderne, Potsdamer Straße, Tiergarten, urbane Entwicklung
Von HU-Gastblogger Pascal
Während eines Interviews mit dem Direktor des Berliner Hotels „Alt-Berlin“ kommen familiäre Geschichte, persönliche Ambitionen und das Hotel an der Potsdamer Straße zur Rede. Wir fingen mit seiner Mitgliedschaft in der Interessengemeinschaft Potsdamer Straße an.
Im Innenhof neben den restaurierten Brunnen fand das Interview statt. Es begann mit Fragen um sein Gewerbe. Der Direktor des Hotel Altberlin betont den Charme und das Ambiente seines Hauses. Es ist im Stil der Gründerzeit gehalten, vom Interieur bis zum Kleidungsstil der Angestellten. Das Hotel ist außerdem Mitglied im „Verbund
für historische Gasthäuser und Hotels“ und gleichzeitig das einzige aus Berlin. Seine Eltern sind Gesellschafter des Hotels, speziell seine Mutter hatte die Idee für das Ambiente im Stil der Jahrhundertwende. Von ihr stammt auch „Rikes Gasthaus“, wo Gäste mit den preußischen Rezepten seiner Urgroßmutter gespeist werden. Rikes Gasthaus ist im Hotel ansässig. Weiterlesen
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Verschlagwortet mit berlin, Geschichte, Hotel, HU-Career_Center, Interview, Jan Henrik Eilers, Potsdamer Straße, Quartiersmanagement, Tiergarten-Süd, Touristisch
Von Gastblogger Alexander
„Wir bieten hier alles, was man braucht und nichts, was man nicht braucht. Bei anderen zahlen sie für Produkte, die sie in der Regel nicht nutzen.“
Im Herzen von Berlin, zwischen Brandenburger Tor, Gedächtniskirche und Potsdamer Platz befindet sich das B&B Hotel Berlin-Potsdamer Platz. An der Potsdamer Straße 90 angekommen lockt einen das recht große B&B Logo anmutig wie eine Sonne ins Innere eines Economy-Hotels. Ein Schritt über die Türschwelle und es strahlen einen Hunderte von farbenfrohen Ampelmännchen von den Wänden entgegen. Nur noch ein Paar Schritt weiter und man steht vor der Rezeption. Dort angekommen bekommt man eine sehr warme Begrüßung vom Geschäftsführer Alexander Mies, so wie man diese vielleicht nur noch von seinen Großeltern kennt. Nichts erinnert einen mehr an den Großstadttrouble im Rücken. Losgelöst und entspannt begeben wir uns für das Gespräch in den bereits menschenleeren Frühstücksraum, stets begleitet von der peppigen Inneneinrichtung und dem Geruch von frischem Kaffee. Weiterlesen
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Von HU-Gastbloggerin Sophia
Was erwartet man, wenn man eine Agentur betritt, die sich selber als „Kreativagentur“ bezeichnet?
Unvoreingenommen und gespannt klingele ich an der Tür. Es wird mir aufgemacht, ich soll warten. Als erstes fällt mein Blick auf ein Aquarium. Es ist groß und hell, ein paar Goldfische verstecken sich hinter den Pflanzen, andere schwimmen stolz vor der Glasscheibe hin und her. Dann werde ich persönlich von Sven Hänszke, dem Geschäftsführer, begrüßt.
Der Konferenzraum, in dem unser Gespräch stattfindet, ist eindrucksvoll gestaltet. Eine Wand ist voller Bilder von bisherigen Projekten. Zwei weitere Wände sind bis an die Decke voll von mysteriösen schwarzen Kisten. Sie bilden, das erfahre ich erst später, das Archiv der Agentur. Viele hunderte alte Broschüren und Flyer, fein säuberlich sortiert und kategorisiert, finden hier ihre letzte Ruhe. Die vierte Wand wird von einem Kicker-Tisch eingenommen. Bekanntlich entspannen Spiel und Spaß ja und machen Platz für Phantasie und neue Gedanken. Beides kann in einer Kreativagentur nur von Vorteil sein.
In der Mitte des Raumes befindet sich ein großer, ovaler Holztisch. Hier erzählt mir Sven Hänszke von A Vitamin. Nein, es handelt sich hier nicht um eine chemische Verbindung, sondern um den Namen der Werbeagentur. Die Mutteragentur aus Osnabrück nennt sich treffenderweise Kiwi. Ob so viel Vitamin noch gesund ist? Mittlerweile steht A Vitamin jedoch unabhängig da.
Doch wie fällt man in der Hauptstadt noch auf, wo es hier doch über 2500 Werbeagenturen gibt?
A Vitamin ist auf Print spezialisiert – genaue gesagt auf barrierefreie Kommunikation. Von Broschüren, über Visitenkarten bis hin zu Flyern werden so die verschiedensten Projekte realisiert. Barrierefrei bedeutet, dass alle Flyer, Broschüren und Dokumente als pdf-Datei vorliegen und dem Nutzer vom Computer vorgelesen werden können.
Ein wichtiger Kunde und Nutzer dieses Angebotes ist das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Liebevoll abgekürzt mit BMFSFJ. Das ist nicht nur unglaublich praktisch – ob für Blinde, Sehbehinderte oder Menschen, die besser verstehen, als selber lesen können – sondern auch eigentlich eine Pflicht der Öffentlichen und Medien, denn jeder sollte die Möglichkeit haben an Informationen zu kommen. Leider wird sie nur nicht von jedem wahrgenommen.
13 Mitarbeiter kümmern sich um die Belange des Kunden und sind immer persönlich erreichbar. Jetzt zurzeit findet ein Casting für ein Projekt des BMFSFJ statt, wo es um Jugendschutz geht. Ziel ist es hier, das umfangreiche Jugendschutzgesetz leichter für alle zugänglich zu machen. Denn… Wussten Sie, dass Sie mit Ihrer 11 Jährigen Tochter in einen Kinofilm FSK 12 gehen dürfen, aber mit Ihrer 16 Jährigen Tochter nicht in einen Film ab 18?
Der Kiez um die Potsdamer Straße ist bunt, kreativ, zusammengewürfelt – perfekt für eine Kreativagentur. Doch auch das Engagement innerhalb des Kiezes ist wichtig. Deswegen ist A Vitamin Mitglied der Interessengemeinschaft Potsdamer Straße und unterstützt Projekte wie die „Soziale Gruppe“ oder den Berliner Integrationslauf. Doch hat eine so vielschichtige Umgebung Auswirkungen auf die Arbeit? Nein, kreativ gearbeitet wird genauso wie immer. Obwohl der Austausch innerhalb des Kiezes immer wieder für neue Anregungen sorgt und so neue Kontakte geknüpft werden können.
„Was macht A Vitamin besonders“, frage ich Sven Hänszke. Da muss er lachen. Und betont, wie wichtig der persönliche Kontakt zu den Kunden ist. „Wir, die kleinen Mittelständler, sind persönlich da. […] Wir leben die persönliche Betreuung sehr stark.“
Und wie ist so ein (Berufs)leben, dass man nicht groß planen kann? Wo die meisten Termine erst ein paar Tage vorher gemacht werden und man nicht weiß, was in einem Jahr sein wird? Wenn man immer flexibel und spontan sein muss? „Wunderbar. Ich liebe es!“ Das Leben ist „…immer wieder eine Überraschung. Es ist lebendig.“
Und zu guter Letzt – Wie sieht denn die Zukunft so einer Agentur aus? Verschwindet die Kreativität irgendwann? Klar, das ist schwer zu beantworten. Das Geschäft ist wenig planbar und immer müssen neue Kunden umworben werden. Man kennt das ja aus dem Leben: „Es passiert eh nie das, was man sich wünscht, sondern es kommt einfach zu einem.“
A Vitamin Kreativagentur, Körnerstraße 12, 10785 Berlin
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Geschrieben von Gastbloggerin Christina Hirsch
Ebe Ano bedeutet „wo es passiert“. Doch was passiert hier genau? Valentin Nnamani, der Koch des Hauses, kennt die Antwort. Die Leute kommen zusammen, entspannen sich, genießen das Essen, reden und fühlen ein Stück zu Hause, weit weg von zu Hause.
Er und seine Partnerin Antonella haben sich mitten im Kiez, in der Pohlstraße Ecke Potsdamer Straße, ein kleines nigerianisches Paradies aufgebaut. Von außen unscheinbar, nur ein paar Tische und Stühle machen auf das Restaurant aufmerksam. Doch sobald ich die Tür durchschreite, befinde ich mich in einer anderen Welt, einem liebevoll gestalteten Ort, geschmückt mit traditioneller und moderner afrikanischer Kunst, Figuren, Trommeln und Bildern. Weiterlesen
Veröffentlicht unter GastbloggerInnen, Potsdamer Straße
Verschlagwortet mit Afrika, afrikanische Küche, berlin, Nigeria, nigerianische Küche, Nollywood, Pohlstrasse, Potsdamer Straße
Geschrieben von Gastbloggerin Christina Hirsch
Das Schwule Museum präsentiert sich selbstbewusst: die Räume sind modern, großzügig und lichtdurchflutet. Ein umfangreiches Archiv, wechselnde Ausstellungen sowie internationale Kooperationen – Seriosität wird groß geschrieben.
In Kontrast dazu steht die neue Ausstellung „Ades` Wunderland – 50 Jahre Comedy-Cult“, jedenfalls scheinbar. Mit buntem Klamauk und jeder Menge Anzüglichkeiten sorgt Ades Zabel seit über 30 Jahren für Stimmung. Doch dazu gleich mehr…
Das Schwule Museum am neuen Standort in der Lützowstraße
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Das Portrait ist entstanden im Rahmen des Sommerkurses “Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen” des Career Centers der Humboldt-Universität zu Berlin.
Der Weg zum Kindergarten führte an der Mauer entlang. Auch an Geisterbahnhöfe kann er sich erinnern. „Wie hat sich das angefühlt?“ Ulrich kommt ins Grübeln. „War das nicht bedrohlich?“ – „Nein.“ Geboren in Tuttlingen bei Stuttgart, wuchs er im kreuzberger Wrangelkiez auf, keine 500 Meter entfernt verlief die Grenze. Als die Wende kam, war er acht Jahre alt. Gefragt nach seinen Gefühlen und Gedanken bleibt er wortkarg. Was heute seltsam und unvorstellbar erscheint, war wohl damals, für das Kind, Normalität.
Er zog früh aus, ohne Abitur, schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch. „Zeitungsträger, Kellner, Call-Center… Eine Zeitlang habe ich für ein Musikmagazin geschrieben. Manchmal hatte ich vier Jobs gleichzeitig.“ Schließlich arbeitete er in einem Biomarkt der LPG und wurde Mitglied im Betriebsrat. Das kam ihm später zu gute, als er sich um ein Stipendium bei der gewerkschaftsnahen Böckler-Stiftung bewarb.
Das Kulturnetzwerk Neukölln bot ihm Raum für Engagement. Ziel war es, Einwohner mit Künstlern ins Gespräch zu bringen. „Die konnten auch ziemlich elitär sein. Wenn dann Kinder durch Ausstellungen führten und Werke interpretiert haben, das war schon etwas Besonderes.“ Sofort denke ich an Buschkowski, seine holzschnittartigen Thesen über inkompatible Kulturen. „Was hältst du davon?“ – „Der Kulturverein arbeitet vor allem im öffentlichen Raum, jede_r ist willkommen. Gruppen bilden sich dadurch nicht. Bei einem Projekt haben wir Einweg-Kameras an die Jugendlichen verteilt. Alle kamen wieder zurück.“ Offenheit und Vertrauen statt Paternalismus und Stigma. Das Konzept geht auf.
Heute studiert er, mit Anfang 30, Kulturwissenschaft. Wie sollte es anders sein? „In Kombination mit Soziologie und Politikwissenschaft, das gibt dem ganzen eine Richtung.“ Ich bin gespannt, wie es bei ihm weiter geht, welche Umwege ihn ans Ziel bringen werden. Spießig und langweilig wird es sicherlich nicht. Da ist er ganz der (fast) echte Berliner.
Von Christina Hirsch
Veröffentlicht unter GastbloggerInnen, Geschichte, Kunst
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