Sie sind überall, begrüßen einen über der Tür, vom Baum und haben ihren eigenen Platz im Garten. Die Villa Schöneberg in der Frobenstraße wird nun von Geistern belebt.
Sie kamen nicht ungebeten, sondern wurden in einem Workshop von den Kindern, Jugendlichen, Eltern und BetreuerInnen der Jugendeinrichtung gemeinsam mit Marina Prüfer gerufen. Vierzehn Tage arbeiteten sie in den Sommerferien mit Ton, Ytong und Holz.
„Die Geister können eine Schutz- und eine Motivationsfunktion haben,“ sagt Marina Prüfer. „Sie reinigen den äußeren und den inneren Garten.“
Für sie ist Kunst ein Barometer, dass in diesen 14 Tage offensichtlich auf Elan und Gestaltungsfreude stand. Ein kleiner Junge kommt, zeigt der Besucherin begeistert, was er gemacht hat. Diesen Geist, dieses Körbchen mit einem roten Herz, noch einen Geist, diese Vase und und und. Das hat sein Freund gemacht, hier etwas von seinem Vater. Zwischendurch sagt er immer wieder „Voll schön“, „Schau, wie schön das ist“, „das Herz hab ich ich am liebsten.“
Zwei Väter kommen vorbei und gehen zu dem Gartenstück, wo die Geister nun auf ihren Plätzen sitzen. Auch sie zeigen sofort „ihre Geister“. So etwas haben sie noch nie zuvor gemacht, sie holen auch die anderen von ihnen geformten Gegenstände hervor und bestaunen sie.
„Es ist ersichtlich, wie notwendig es ist für die Kinder und Jugendlichen, diese Oase der Kreativität auszubauen und die Vielseitigkeit des Projektes im Sinne von Kunst statt Gewalt zu erweitern,“ sagt Marina Prüfer und die kurzen Begegnungen mit den jungen KünstlerInnen bestätigt dies sofort. „Nun, am Ende dieses Projektes habe ich das Gefühl, das die Arbeit eigentlich erst jetzt richtig anfängt. Jugendliche und Kinder fragen, wann machen wir weiter, Marina.“
Bisher kam die Unterstützung vom Bezirksamt Schöneberg, dem Verein LebenSmittel e.V., KünstlerInnen des Netzwerkes der Rote Teppich, die mit ihrer Arbeitzeit, Knowhow und Materialspende, das Projekt ebenso unterstützten, wie die BBBank mit ihrer Gewinnsparmittelspende. Wie, nur das es irgendwie weiter geht, davon ist Marina Prüfer überzeugt. Denn es entstehen immer neue und weitere Skulpturen, eine Bank ist ihnen zugetragen worden, viele Menschen empfinden die Arbeit in der Gemeinschaft inspirierend und motivierend.
Marina Prüfer ist freischaffende Künstlerin und Systemischer Coach (BIF). Zeichnerin, Malerin, Publizistin, Multimediakünstlerin. Ihr Studio hat sie in der Belziger Straße und initiierte den Roten Teppich, der als roter Faden die globale Vision vieler Menschen symbolisieren soll, die davon überzeugt sind, dass Kunst statt Gewalt ein sichtbares Zeichen setzen kann.
1997 gründete sie den Verein LebenSmittel, der zeitgenössische soziokulturelle Aktivitäten in Wort, Bild, Ton und Gestalt fördert, künstlerische und kulturelle Projekte durchführt, die alle ganzheitlich orientiert sind. Thematik: Kunst, Kultur und Kreativität statt Gewalt – Baustelle Mensch mit soziokulturellen und pädagogischen Aspekten, Methoden und Werkzeugen zu bereichern.
Nun in diesem Sommer also in der Villa Schöneberg. „Hierbei ist Kunst, ihre Methoden und Techniken ein wunderbarer Transformator, Motivator und ein notwendiger Teil unserer Gesellschaft,“ sagt sie und zeigt dem kleinen Helfer, der sich hinzugesellt hat, wie die Lasierung auf den Ytong aufzutragen ist, damit die Steine der Witterung standhalten können. „Als Bildende Künstlerin und Systemischer Coach bevorzuge ich immer auch die Ansicht der Sozialen Plastik nach Josef Beuys und bin überzeugt davon, dass es wichtig ist für jeden Menschen, egal aus welcher Himmelsrichtung, dass er die Chance hat seinen Roten Lebensfaden zu entwickeln, ihn zu entknoten, zu entwirren.“