Schlagwort-Archiv: Design

Zech und Dombrowsky: zwei Kommunikationsfachleute und ihr Kiez

Zahllose Design-Agenturen, Ateliers und Ausstellungen bevölkern die Berliner Gentrifizierungszentren. Sei es Grafikdesign, Produktdesign oder freie Gestaltung, wer immer einen Fuß in die Stadt der StartUps und Kreativen setzt, formuliert angesichts der Bilderflut oft vorschnell einen Überbegriff. In der Kommunikationbranche ist es nicht anders: „Es ist wie mit der IT-Branche – fast niemand weiß, was dabei eigentlich gemacht wird“ kritisiert Uta Zech.

Zusammen mit dem Betriebswirt und Grafik Designer Walter Dombrowsky führt sie ein Unternehmen, das beide Berufungen miteinander vereint. Die Kombination, bei der viele sich vor Unwissenheit verlegen am Hinterkopf kratzen müssen, ist für die studierte Germanistin und Theaterwissenschaftlerin simpel: Die natürliche Entwicklung einer Idee durch Ausdruck und Darstellung – „man muss sich nur die eigenen Gedankenprozesse genau ansehen.“ Weiterlesen

Die Hochschule der populären Künste zieht ein!

Geschrieben von Gastbloggerin Laura

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Das ehemalige BVG-Hauptverwaltungsgebäude in der Potsdamer Straße

Frischer Wind im Gebäude der ehemaligen BVG- Hauptverwaltung – die Hochschule der populären Künste zieht ein!

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, es gibt viel zutun – Die Hochschule der populären Künste wird ihren Gründungscampus in der Otto-Suhr-Allee 24 in Berlin-Charlottenburg verlassen und bezieht ihr neues Domizil in der Potsdamer Straße 188.

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Die Raum-in-Raum-Installation eines kleinen Musikstudios in der Otto-Suhr-Allee

„Der Umzug ist ein sehr großes Projekt und wir hoffen rechtzeitig fertig zu werden.“ sagt der Rektor der hdpk Prof. Dr. Ulrich Wünsch „Wir liegen im Zeitplan. Der Investor baut das denkmalgeschützte Gebäude um und modernisiert es.“ Die Linoleumböden müssen bleiben und die Fenster dürfen nicht verändert werden. In den zukünftigen Musikstudios werden Raum-in-Raum-Installationen für die richtige Akustik sorgen, Proberäume sind dann im Kellergeschoss.

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ANDREAS MURKUDIS, Design- Oase fernab vom Moderummel in Berlin Mitte

Von HU-Gastblogger Carina

Laufkundschaft verirrt sich nicht so schnell hier hin

Es ist nicht einfach den neuen Standort von ANDREAS MURKUDIS in der Potsdamer Straße 81E ausfindig zu machen. Befragt man Passanten nach dem Luxusgeschäft, bekommt man nur ein Schulterzucken oder noch fragwürdigeren Blick zurück. Bei einer zweiten Frage, wo sich denn das ehemalige Tagesspiegel-gelände befindet, wird kurzer Hand Auskunft gegeben. Kommt man dem Gebäude näher wird ein dezenter Hinweis auf einer Steinwand ersichtlich. Kein Schild oder Pfeil, nur die schwarzen Großbuchstaben auf grauer Steinwand lassen erahnen, dass man die Einfahrt durchqueren sollte, um ans Ziel zu gelangen.

Kaum verlässt man die pulsierende Potsdamer Straße, sinkt der Geräuschpegel und man entschleunigt schlagartig durch die plötzliche Ruhe im Innenhof. Geradezu futuristisch erleuchten die weißen, hell beleuchteten Räum-lichkeiten im Gegensatz zum Umfeld. Die Eingangspforten öffnen sich und man betritt die edle Welt des ANDREAS MURKUDIS. Bei diesem Anblick muss man den grauen, tristen Alltag einfach hinter sich lassen.

 Gegensätzliches zieht sich an

Vielleicht ist es der Kontrast zwischen schön und hässlich, fertigem und unfertigem, der den Inhaber in diese Gegend zog. Vielleicht wird gerade durch diesen Kontrast das eigentliche Produkt noch edler und perfekter inszeniert. Die Umgebung ist so gegensätzlich zum Interieur, dass es schon wieder anziehend wirkt.

Andreas Murkudis hat Luxusartikel in Berlin etabliert, aber auf eine andere Art und Weise… unkonventionell und mit einer eigenen Handschrift, ein inneres Gespür von Ästhetik, wie man es sonst eher von Künstlern kennt. Die museale Inszenierung der Ware gleicht eher einer Galerie, als einem Laden. Damit reiht er sich in die Galerienlandschaft ein, die sich seit einigen Jahren rund um die Potsdamer Straße ausbreitet und es erklärt wahrscheinlich auch die Flucht aus Berlins schicker Mitte in diese auf dem ersten Blick trostlos erscheinende Gegend.

Doch seine designaffinen Stammkunden bleiben ihm treu und suchen gern das ehemalige Tagesspiegelgebäude auf. In den Hallen, wo einst, Geschichten des Alltags, Tag für Tag, gedruckt wurden, erzählen nun Luxusartikel ihre ganz eigenen Geschichten.

Was bedeutet Luxus?

Luxus hat viele Gesichter. Im Sinne von Murkudis beschränkt er sich auf RAUM, ZEIT und QUALITÄT.

RAUM ist Luxus. Er steht für Freiheit und Entfaltung. Auf rund 1000 Quadratmetern Fläche und einer Deckenhöhe bis zu 10 Metern ist genug Platz für eine hochwertige Präsentation. Hier kommt jedes noch so kleine Teil, der sorgfältig ausgewählten Objekte zur Geltung.

ZEIT ist Luxus. Zeit zu haben für essentielle Dinge, ohne dabei Zeit zu verlieren ist in der heutigen Schnelllebigkeit nicht einfach. Die Objekte im Murkudisstore strahlen eine Dauerhaftigkeit aus. Sie wechseln nicht jede Saison, mit der Entwicklung einer neuen Kollektion, sondern bleiben und wirken.

QUALITÄT ist Luxus. Heutzutage verdrängt die Massenware immer mehr das Handwerk und einhergehend damit das Wissen über die Herstellung eines Produktes. Wir wissen immer weniger über die Herkunft. Für viele Konsumenten beginnt die Herkunft ihrer Ware oft auf dem Ladentisch, sie fragen nicht nach dem WO? WER? Und vor allem WIE? Ihre Güter hergestellt wurden. Andreas Murkudis fragt nach bis ins kleinste Detail und legt viel Wert auf Qualität und Tradition.

Vor diesem Hintergrund wird der Luxusbegriff eventuell etwas greifbarer und die Dimensionen der Murkudiswelt klarer. Die Auswahl an Accessoires, Mode, Möbel und Design von Marken wie Dries Van Noten, Maison Margiela, E 15, Nymphenburg und natürlich die Kollektion seines Bruders Kostas spricht für sich und zeigt, dass es sich lohnt manchmal Umwege in Kauf zu nehmen und versteckte Hinterhöfe zu erkunden.

Wirklichen Luxus muss man erst sehen und verstehen lernen. So erfährt man die wahren Geschichten der Qualitätsprodukte nur, wenn man viel Zeit mitbringt und vor Ort durch Gespräche die ANDREAS MURKUDIS Design-Oase verstehen lernt und in eine neue Konsumdimension eintaucht. Es ist ein langsamer und bewusster Einkauf, der den Kunden nachhaltig beeindruckt und verändert.

Lippert Studios – Der Mann hinter den Türklinken

Von HU-Gastblogger Janosch Werzl

Betritt man das erste Mal die Höfe der Potsdamer Str. 98, rechnet man nicht mit solch einem klassischen Chic. Die sanierte Fassade mit dem Firmenschild wirkt eh schon etwas edler als die übrige Umgebung. Der erste Hinterhof mit dem hübschen Brunnen ist fast eine kleine Parkanlage. In dem dazugehörigen steinumfassten Teich trotzt das noch zentimeterdicke Eis dem ersten warmen Tag in diesem März. Der weite Platz, dort wo man einen zweiten Hinterhof vermutet hätte, erinnert an Sanssoucis.

In dem an seinem hinteren Ende gelegenen Atelierhaus, ein ehemaliges Fabrikgebäude, finde ich dann endlich das von indirektem Licht durchflutete Atelier der Lippert Studios; eine Design- & Entwicklungsfirma, gegründet 2003 von und benannt nach Peter Lippert. Das immense Treppenhaus mit dem königsblauen Teppich und dem edlen Stuck ist feudaler als alles, was mir auf dem Weg von der U-Bahn (Kurfürstenstraße) bis hierher begegnet ist.

Zuerst einmal jage ich Peter Lippert einen gehörigen Schrecken ein, weil ich klingele, dann erst den Türöffner sehe, mir selbst Zutritt zum Flur verschaffe und just vor der Tür des Ateliers stehe, als Peter Lippert sie auch schon aufreißt. Er setzt noch schnell den Espresso auf, dann kann es auch schon losgehen. Wir einigen uns schnell auf’s Du.

Besucht man die Internetseite der Lippert Studios, sieht man als erstes das bildschirmfüllende Bild einer Türklinke. Auch an den Wänden des Ateliers hängen Türgriffe in den verschiedensten Formen.

„Was hat es mit dem Türgriff auf sich? Warum ist das euer Aufmacher?“ Peter Lippert steht auf und holt aus einer Ecke des Ateliers den Prototypen des genannten Türgriffs und stellt ihn zwischen uns auf den Tisch. „Das war ein Gag, als Eingang zur Webseite ein Türgriff zum Öffnen. Das ist ein langjähriger Kunde von uns aus Singapur. Die machen Beschläge, sowohl Möbelbeschläge als auch Baubeschläge und unter anderem Türklinken und brauchen öfter mal ein neues Produkt. Wir hatten auch mal eine schönes Schwarzweißfoto von der U-Bahnstation auf der Startseite, aber mit Produktdesign hat das auch nicht wirklich was zu tun. Der Türgriff ist schon etwas einseitig, ist aber auch nur ein Beispiel.“

Im Hintergrund zischt vielversprechend die Kaffeemaschine. „Ist euch der Bezug zum Kiez wichtig? Beeinflusst er eure Arbeit? Sähen eure Entwürfe anders aus, wenn ihr z.B. am Rosenthaler Platz sitzen würdet?“ „Was ich sehr spannend finde, ist, dass sich hier in den letzten vier Jahren sehr viel gerade in der Galerieszene getan hat. Für ein Büro wie uns ist es sehr spannend da den geistigen Austausch mit der Kunstszene zu suchen.“ Es sind viele Galerien, sowohl junge als auch etablierte, in die Gegend um die Potsdamer Str., Ecke Kurfürstenstraße und Pohlstr. gezogen. Der geistige Austausch ist wichtig. Man besucht sich gegenseitig, z.B. zu Vernissagen. „

Kein einziger Kunde der Lippert Studios kommt aus Berlin. „Sämtliche Kunden sind aus Deutschland oder dem europäischen & asiatischen Ausland. Die Kunden finden cool, dass sie Berliner Design bekommen. Das ist dann schon etwas Besonderes. Berlin ist ja auch UNESCO-Stadt des Designs neben Buenos Aires.“ Zuliefererfirmen beispielsweise für die Modelle und Prototypen kommen allerdings aus Berlin. „Die Potsdamer Str. bietet da aber keinen besonderen Vorteil. In dem Punkt sind die Galerien das Wichtigste, insbesondere als Inspirationsquelle.“ Kunden kommen nur selten in die Potsdamer Str. 98. Eher kommt man von den Lippert Studios zu den Kunden oder trifft sich auf Messen & an Produktionsstätten.

Demokratische Entwurfsprozesse empfindet Peter Lippert eher als kontraproduktiv. Als Leiter seiner Agentur hat er die letzte Entscheidung, darüber ob ein Entwurf seiner MitarbeiterInnen nun weiterverfolgt oder verworfen wird. „Das vermeidet auch ein Konkurrenzdenken bei den Einzelnen, wenn ich bestimme, dass zwei Designer an dem Entwurf des Einen weiter arbeiten und dem anderen eben nicht. Außerdem lässt die klare Entscheidungs- und Verantwortungshierarchie den Einzelnen gestalterische Freiheit und die Sicherheit, ihren Entwurf so zu gestalten und auszuarbeiten, wie sie es möchten.“

„Gibt es ein Produkt, das du für euch/ dich als besonders bedeutsam empfindest?“ „Da ist dieser Sekretär, der PS08, der auf der Messe sehr viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Der wird sicher ein Zugpferd jetzt werden. Dann gibt es auch noch diese Murmelbahn, die vor und auf der Messe viel Wirbel gemacht hat.“ Peter Lippert holt von einem anderen Tisch ein paar bunte Plastikbausteine und ein Bild von einer bunten Murmelbahn. „Hier hat die Entwicklung sehr viel Spaß gemacht. Das ist eine junge Firma, Hubelino, die eine neue, pfiffige Produktidee brauchte. Dieses Produkt soll die Firma erst einmal bekannt machen.“

Ein weiteres wichtiges Produkt für die Agentur war auch diese Klimaanlage für ein kleines Unternehmen in Halle, die ökologische Klimaanlagen bauen. Weil es sich hier um ein StartUp-Unternehmen handelt, lag die Herausforderung darin, etwas Auffälliges schaffen, das im Gedächtnis haften bleibt und sich gegen etablierte Anbieter durchsetzt. „Zu sehen, dass es das Unternehmen geschafft hat, immer noch besteht und mit dieser Idee Erfolg hatte ist da sehr schön. Außerdem war dieses Projekt vom ideologischen Standpunkt wichtig für uns.“

Ich will eigentlich gerade gehen, als ich in einem Nebensatz fallen lasse, dass ich Deaf Studies studiere. „Was? Dann musst du dich noch einmal setzen!“ Peter Lippert erzählt, dass er auch schon sehr vielversprechende taube Pratikanten hatte und selbst etwas Gebärdensprache gelernt und in die Gehörlosenkultur geschnuppert hat. Wir tauschen uns noch etwas aus über die Missstände in der Gehörlosenpädagogik, Cochlear-Implantate und Berufsmöglichkeiten von Uni-Absolventen aus Orchideenfächern. Nach einer guten Stunde und dem dritten Espresso verabschiede ich mich wieder von den friedlichen Höfen der Potsdamer Str. 98 und das Gewusel der Straße trägt mich zurück zur Untergrundbahn.