Die Erinnerung an das jüdische Paar bleibt im Boden gespeichert
„Denn oft sind es die kleinen Dinge, die Großes bewirken“, Die Bank der kleinen Wunder von Gernot Gricksch
Abraham Fromm war ein jüdischer Kaufmann. Er wurde am 9. Februar 1875 im ostpreußischen Flammberg (heute: Opalenietz/Polen) geboren. Seine Familie sind die Gründer von „Fromms Act“, die Kondomfabrik. Abraham selbst hat auch sein eigenes Bekleidungsgeschäft geöffnet. Zusammen mit seiner Frau Johanna wohnte er in der Potsdamer Straße 102 in Berlin-Tiergarten.
Johanna Wittkowski wurde am 12. Juni 1890 in Posen geboren. Sie führte zusammen mit ihrem Mann ihr Familiengeschäft in Berlin und wusste bis 1930 nicht, dass sie einmal sagt: „wir müssen Deutschland verlassen“. Die Frau hatte zwar die Vorahnung, konnte aber ihrem Mann nicht überreden, das Geschäft in Stich zu lassen und aus Deutschland zu emigrieren. Darüber hinaus waren die beiden in Berlin verliebt. Es ist schon ihre Heimatstadt geworden.
Am 13. Dezember 1933 stellte der Polizeipräsident in einer Randnotiz fest: „Es liegt keine Veranlassung vor, Fr. auch weiterhin die deutsche Staatsangehörigkeit zuzuerkennen. Ihm ist es in Deutschland gut gegangen, er hat [im Krieg] seine Geschäfte gemacht und gut verdient, während andere Deutsche ihre Pflicht getan und für das Vaterland ihr Leben eingesetzt haben. Wenn Fr. die deutsche Staatsangehörigkeit seinerzeit beantragt hatte, so hat er das nicht aus Liebe zum Deutschtum und Deutschen Reich getan, sondern lediglich um bequemer seinen Geschäften nachgehen zu können und allen Unbequemlichkeiten, die er als Ausländer in Deutschland und namentlich während des Krieges auf sich nehmen musste, aus dem Wege zu gehen. Es dürfte nicht im Interesse des deutschen Volkes liegen, dass derartige Persönlichkeiten weiterhin die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. […] (S. 84, „Fromms“, Götz Aly und Michael Sontheimer)
Am 17. November 1941 wurden Abraham und Johanna Fromm zusammen mit den anderen 1006 Juden in einem Deportationszug im Fort IX von Kowno deportiert und am 25. November dasselben Jahres ermordet.
Am 14. September 2009 wurden in der Potsdamer Straße 102 die Stolpersteine von Abraham und Jonanna Fromm im Boden verlegt. Die kleinen Gedenktafeln enthalten den Name, das Geburts-, Deportations- und Ermordungsjahr. Künstler Gunter Demnig hat mit seinem Stolperstein-Projekt dieses jüdische Paar in der Potsdamer Straße 102, bzw. in der deutschen Geschichte verewigt. Die Namen der Opfer sind zurück an die Orte ihres Lebens gebracht.
Es ist bewundernswert, dass diese goldenen Steinchen, auf die wir täglich auftreten, so wertvoll sind. Hinter Stolpersteine stecken die Geschichten des jüdischen Lebens, die die Geschichte der Menschheit für immer verändert haben. Abraham und Johanna Fromm wurden in einem Tag vernichtet, die Erinnerung an sie ist für immer und ewig in unseren Welt geblieben.
Mein Ururgroßvater war auch Jude. Er hieß Joseph und hatte fast sein ganzes Leben im Schutz von der Regierung in Turkmenistan gewohnt. Seine Mutter wurde lange Zeit verfolgt, bis sie nach Kuban geflohen hat.
Meine Vorfahren haben keinen Stolperstein. Die Geschichte ihres Lebens wird Wort für Wort, von Generation zur Generation weitergegeben.
Von HU-Gastbloggerin Oleksandra
Fotos copyright: Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin