Von HU-Gastblogger Darko
Wer kennt das nicht? Man bleibt beim Einkaufen am Obststand stehen und schaut erstmal, welcher Apfel der schönste ist. Vielleicht fällt einem nach einigen Schritten noch ein Fleck auf, man geht zurück und steht wieder vor der Auswahl. Somit ist für viele Äpfel und andere Früchte der Weg über die Kasse ausgeschlossen und führt viel eher in die Container.
Nur weil eine Frucht optische Mängel hat, bedeutet es nicht, dass sie weniger gut schmeckt, wie welche ohne Mängel. Aus dem Grund landen auch viele Früchte nicht einmal im Sortiment.
Dieses Problem hat Zubin Farahani erkannt und kam auf eine einzigartige Idee. Viele kennen noch das gute alte Esspapier. Und ja, Sie ahnen es, Farahani stellt heute gemeinsam mit einem Team von Leuten Fruchtpapier her. Gemeinsam mit Jonas Bieber gründete er das DÖRRWERK, in welchem das Fruchtpapier komplett aus geretteten Früchten hergestellt wird, die wegen optischen Mängeln nicht verkauft wurden.
In der Prozedur sieht das einfach aus: Die Basis bildet der Apfel und wird zusammen mit einer weiteren Frucht von Hand verarbeitet und danach püriert. Anschließend wird eine dünne Schicht im Dörrofen getrocknet und zu guter Letzt verpackt. Doch da Fertigungsmaschinen für diesen Vorgang nicht existieren, haben Frahani und Bieber mit viel Kreativität, der Hilfe von Maschinenbauern und einer hohen Frustationstoleranz immer wieder versucht, umgeplant, flexibel reagiert, bis die Maschinen ihren Bedürfnissen entsprachen. Dieser Prozess ist noch immer nicht vorbei, doch in ihrem Verständnis einer kleinen Manufaktur am Markt nehmen sie so viel Zeit. Qualität in allen Produktionsschritten ist ihnen wichtiger als Quantität am Markt.
Die Früchte kommen teils von Großmärkten, teils von Landwirten oder Importeuren. Die Großmärkte profitieren davon, denn so können sie mehr verkaufen und müssen weniger entsorgen. Da aber das DÖRRWERK gewachsen ist, kommen immer mehr Obstpaletten von den Landwirten/Importeuren.
Farahanis Lieblingssorte ist Erdbeere&Apfel. Im Sortiment steht noch Ananas&Apfel und Mango&Apfel zur Auswahl. Ehemals gab es auch Banane&Apfel, jedoch wurde die Sorte rausgenommen, da die gerettete Menge an Bananen oft schwankte und die Verarbeitung enorm aufwändig ist.
Es gibt Jahre, in denen auch Tomaten schnell und unerwartet reifen. Wenn zu viel dieser Frucht geerntet wird, als verkauft werden kann, bleibt wieder was über. So sind dann die gesunden salzigen „Tomatenchips“ entstanden, hinter welchen sich ein intensiver Geschmack verbirgt.
Schön und gut, doch wie denken die Kunden?
Die meisten Kunden sind begeistert. Fruchtpapier ist knusprig und fruchtig. Das Fruchtpapier kommt auch zu 100% ohne Zusatzstoffe aus und besteht aus 100% Frucht. Das wird von den Kunden geschätzt.
Ausblick
DOERRWERKS Ziel ist es, weitere gesunde und natürliche Snacks zu entwickeln und mehr Früchte zu retten. Mit bisher 62.000 Kilogramm geretteten Früchten haben sie schon viel geschafft und zukünftig kommt auch die ein oder andere Überraschung auf uns zu. „Wir planen noch weitere Sorten mit sehr interessanten, heimischen Früchten,“ verspricht er.
Der Artikel ist entstanden im Rahmen des Kurses „Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen“ des Career Centers an der Humboldt Universität.