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MikroINPUT / MakroOUTPUT

Von HU-Gastbloggern Tobias Drobisch und Michael Bosson

In Deutschland gründen Frauen deutlich seltener als Männer. Das ist eine Tatsache, ob das gerechtfertigt ist oder nicht, ist aber unklar. In Umfragen unter anderem von Cooper & Artz 1995 gibt es Hinweise darauf, dass Frauen zufriedener sind selbstständig zu sein als Männer. Also, warum gründen weniger Frauen eigene Firmen? Zum Beispiel waren im Jahr 2000 nur 27,5% aller Gründer in Deutschland Frauen.

Doch nicht alle Länder sind gleich. Laut einem Bericht der GEM von 2006 ist der Unterschied zwischen Mann und Frau in den westlichen Ländern sehr deutlich, während in den Entwicklungsländern kaum ein Unterschied zu sehen ist. In manchen dieser Länder gründen sogar mehr Frauen als Männer. Einer der wichtigsten Gründe dafür ist, dass deren Bevölkerungen schon beinahe gezwungen sind selbstständig zu sein, da es keine andere Möglichkeit gibt zu arbeiten, was als „necessity entrepreneurship“ bezeichnet wird.

Allerdings ist in reichen Ländern nicht klar, weshalb Männer häufiger gründen als Frauen. Doch gibt es gewisse Thesen, welche versuchen die Ursachen zu beschreiben.

Eine ist zum Beispiel die Risikoaversion der Frauen. Das bedeutet, dass Frauen nicht gerne Risiken eingehen. Die Angst vorm Versagen (fear of failure) ist bei Frauen wesentlich höher gewichtet als bei Männern. Diese beiden Punkte bedeuten, dass Frauen, obwohl sie eine Idee haben, größere Schwierigkeiten sehen als Männer, diese Idee umzusetzen. Ein weiterer Nachteil ist die Anzahl der Kontakte und Beziehungen, über die Frauen verfügen. Frauen haben weniger nützliche Netzwerke für Existenzgründung, da es weniger Gründerinnen gibt. Zusätzlich ist der Anteil an Frauen in den oberen Führungspositionen extrem gering.

Frauen haben bei der Existenzgründung also gewisse Barrieren. Dadurch werden oft sehr gute Gründungsideen nicht genutzt, was schade ist, da Deutschland jede Art von Innovation gebrauchen kann. Die Vorstellungen der Frauen und Männer sind oft sehr unterschiedlich. Frauen haben Ideen in Bereichen, auf die Männer nie gekommen wären, obwohl ein großes Potential existiert. Unserer Meinung nach sollten Frauen deshalb besser unterstützt werden.

In Berlin versucht „Goldrausch e.V.“ dieses Problem zu beheben. Der Verein wurde 1982 von engagierten Frauen gegründet und unterstützt Existenzgründerinnen und Unternehmerinnen mit zinslosen Mikrokrediten von 1000 bis 3000 Euro um ihr unausgeschöpftes Potenzial zu fördern. Banken verweigern ihnen manchmal Kredite, da die UnternehmerInnen oft nicht über die geforderten Sicherheiten verfügen.

Andrea Paeschke, Gründerin vom digitalen Anwaltssekretariat di.AS, hat für ihre Idee einen dieser Mikrokredite bekommen und kann die Nützlichkeit von Mikrokrediten bestätigen.

Es gibt viele Existenzgründerinnen die noch ein paar Euro brauchen. Banken geben meistens nichts. Es ist manchmal dieser Tropfen auf den heißen Stein, der gerade noch fehlt, und dafür sind Mikrokredite natürlich ideal. Meistens wollen Banken große Kredite geben. Der Aufwand ist zu groß. Die geben meistens keine kleinen Kredite. Oft ist es wirklich so, dass Leute einen kleinen Mikrokredit brauchen.“

Goldrausch e.V. finanziert sich über Spenden, Vereinsbeiträge und seit Anfang 2010 wird er durch die Berliner Senatsverwaltung Wirtschaft, Technologie und Frauen im Rahmen des Programms „Fraueninfrastruktur“ finanziell unterstützt. Insgesamt hat er bereits450 Frauenunternehmen und -projekte gefördert.

Goldrausch e.V. vergibt nicht nur Mikrokredite, sondern hat auch das Projekt Goldrausch Kontour ins Leben gerufen. Es ermöglicht Existenzgründerinnen die Nutzung eines riesigen Netzwerkes. Damit kann man zum Beispiel Beratung in Projektentwicklung und Konzeption bekommen. Außerdem ermöglicht es neue Kontakte zu knüpfen was Frau Paeschke als großen Vorteil sieht.

Es ist wichtig, ein funktionierendes Netzwerk zu haben … Es gibt ja eine Menge erfolgreicher Frauen, und wenn diese mit Rat und Tat und ihren Erfahrungsberichten anderen beistehen können, dann ist das eine super Sache.“

Wir bedauern die Benachteiligung von Existenzgründerinnen. Freuen uns aber, dass Vereine wie Goldrausch e.V. existieren, denn sie machen sich dafür stark, dieses Ungleichgewicht zu beheben. Mikrokredite können trotz ihrer Geringfügigkeit große Wirkung zeigen.

Links zum Thema:

Bundesweiten Gründerinnenagentur

Berlin.de

Bundesverband der Frau in Business und Management e.V.

Frauenbetriebe e.V.

Microlending News – Wie Microlending nach Deutschland kam: Eine Chronologie von 1995 bis 2000

Berichte:

GEM (Global Entrepreneurship Monitor) special topic reports: Women in Entrepreneurship

OECD

– LEED

– 2nd OECD Conference on Women Entrepreneurs in SMEs