Die Endjahresferien 2010 haben sich die SchülerInnen der Grundschule Tiergarten – Süd wirklich verdient.
Grundschule Tiergarten – Süd: hinter diesem Abstraktum verbergen sich die ehemalige Grips-Grundschule und die Fritzlar-Homberg-Schule, die seit der Bekanntgabe ihrer Fusion vor mehr als einem Jahr einen wahren Wirbelwind hinter sich haben. Mit vielen Mitteln kämpften Eltern, LehrerInnen und SchülerInnen der Grips- Grundschule gegen die Schließung, die angeblich aufgrund Mangel an zukünftigen SchülerInnen zustande kam.
Im Februar 2010 musste es auf einmal ganz ganz schnell gehen. Umzug hieß es, Fusion und damit Chaos und viel Konfrontion.
Denn die beiden Schulen hatten nicht nur unterschiedliche Profile – Grips / Lesen und Fritzlar-Homburg / Musik – sondern waren auch Ganztags- und Halbtagsschule. Die Grips-SchülerInnen sollten in die Fritzlar-Homberg-Schule ziehen, und es war nicht ganz klar, wie aus Gästen wirkliche MitschülerInnen werden könnten. Der Umzug bedeutete auch den Abschied von einer Direktorin. Außerdem war die Schule zu klein, deshalb musste das Lernhaus Pohlstraße leergemietet werden und diese Entwicklung bedeutete das Aus für VHS, Berufsberatung und andere Initiativen im Stadtteil.
(Warum musste es eigentlich alles so schnell gehen? Vom Collège Voltaire – einer französischen Privatgrundschule, die der staatlichen Pariser Zentralstelle für französische Auslandsschulen untersteht – fehlt bis heute jede Spur. An sie verkaufte der Bezirk Mitte das Gebäude, weil sie von Reinickendorf nach Tiergarten-Süd ziehen wollten. Doch die ehemalige Grips-Grundschule ist bis heute verwaist).
Zurück zu den Schulen. Wir alle haben schon Wohnungsumzüge erlebt, weitaus weniger Menschen den Umzug einer ganzen Firma – doch ein Schulumzug und dann gleich in eine Gemeinschaftsunterkunft und dann unter den oben beschriebenen negativen Vorzeichen.
Schön ist anders! Was also tun?
Theaterpädagogen der GRIPS Werke e.V. und dem GRIPS Theater Berlin mischten in einer Projektwerkstatt kurzerhand die SchülerInnen von sechs Klassen samt LehrerInnen und ErzieherInnen. An jeweils vier Tagen erkundeten sie Orte der neu-gemeinsamen Schule, spielten Theater, improvisierten, malten, erzählten, führten Interviews, erfanden Kurzszenen und machten Fotos.
„Expedition Neuland – Logbuch einer Annäherung“
Dieses Kunst-Theaterspektakel kam Anfang Dezember auf die Bühne. Da waren Bolzplatz-Konflikte, Mediathek-Abenteuer, Flur-Rhythmen, eine Schulhofinsel „Neuland“ zu sehen. Nicht zu sehen war, welche Kinder nun aus welcher Schule kamen, welche LehrerIn schon länger kannten, wer sich was für den neu-oder-alten Schulhof wünschten und wer zuvor eher musiziert oder gelesen hatte.
Publikum und Theaterleute waren sich einig: die Fusion funktioniert nicht nur auf der Bühne sondern auch im Alltag.
Dann auf ein Frohes Jahr 2011. Mit diesen Vorzeichen gelingt sicherlich auch die Reise zu einem neuen Namen.