Wer dieser Tage zu Fuß von der Goebenstraße kommend die Potsdamer Straße überquert, am Pallasseum vorbeigeht und dort vielleicht erst noch mal die Satellitenschüsseln bestaunt, bemerkt die Veränderung vielleicht gar nicht sofort. Doch allmählich sickert es ein. Autos fast im Schritttempo, weniger Geräusche, weniger Hektik. Was ist da los?
Damit ist ein monatelanges Tauziehen zu einem guten Ende gekommen. Erfolgreich gezogen hat das „Aktionsbündnis Verkehrssituation Pallasstraße“, ein Zusammenschluss von AnwohnerInnen, Quartiersmanagement, QuartiersrätInnen, Schulen, Bibliothek. Pünktlich zum Schulanfang war dann auch die Senatorin für Stadtentwicklung Frau Ingeborg Junge-Reyer vor Ort und eröffnete die Tempo-30-Zone Pallasstraße. Bertram von Boxberg war mit der Kiezkamera dabei.
Nun trug sich vor ein paar Tagen folgende absurde Situation zu. Ein Anwohner trat aus dem Haus, freute sich an der neuen Verkehrsituation, bestieg sein Fahrrad, wunderte sich und fuhr über den neuen Zebrastreifen. Ganz fertig sah der noch nicht aus, doch die Autofahrer hatten ja nun in dem langsamen Tempo genügend Zeit, dieses Verkehrslenkungsmittel zu beachten und hielten korrekt an. Der Fahrradfahrer radelte hinüber UND kam jäh zum Stop. Ein Polizeibeamter hielt ihn an und sprach: „Ich muss Ihnen sagen, dass Sie einen Fußgängerüberweg nur zu Fuß, nicht aber auf dem Fahrrad fahrend überqueren dürfen. Ich muss Ihnen aber auch sagen, dass dies gar kein offizieller Fußgängerüberweg ist.“ Was also ist das: darf man nun oder nicht, oder wie? Weder Radfahrer noch Polizist wussten Antwort und trennten sich darob einvernehmlich kopfschüttelnd.
Da hatte sich ein Spaßvogel einen Eimer Farbe geschnappt und die Verkehrsberuhigung noch einmal beruhigt. Welch Kommunikation und Ideen Verkehrsberuhigung doch hervor bringt!
Einen Tag, nachdem ich diese Anekdote vernehmen durfte, begab ich mich an den Ort des Geschehens. Konnte nur noch schmähliche Überreste dokumentieren.
Und auch nicht klären, wer da so fix zu einem „Wisch-weg-die-falschen-Zebrastreifen“-Mittel gegriffen hatte.
Dafür konnte ich sehen, dass Beamte die Tempo 30-Zone zur Geltung lassen kommen wollen. Immer wieder wiesen sie AutofahrerInnen freundlich auf die neuen Schilder hin.
Das ist ja für AutofahrerInnen auch erstmal zu verdauen. Die Pallasstrasse ist 500 Meter lang und eingebettet in einen Straßenzug, auf dem man mal ruckzuck von Südwesten (Schönefeld-Süd) bis Südosten (Stahnsdorf) 25 Kilometer quer durch die gesamte Stadt fahren kann, ohne das Steuer zu sehr nach rechts oder links reißen zu müssen. Und da – auf einmal: Tempo 30!
Super!Herzlichen Glückwunsch an das Aktionsbündnis.
Denn die Geschwindigkeitsbegrenzung ist hier genau richtig. Hier sind die Spreewaldgrundschule, die Sophie-Scholl-Oberschule, die Stadtteilbibliothek Schöneberg Nord, die Katholische Schule St. Franziskus. Also jede Menge junger Menschen unterwegs.