Schlagwort-Archiv: Miteinander

Leben mit Hund im Kiez um die Potsdamer Straße

Von HU-Gastbloggerin Vanessa

Auf dem Spaziergang durch den Kiez mit unserem Kurs der Humboldt-Uni fragte ich mich, wie wohl das Leben mit Hund hier wäre. Welche Vor- und Nachteile oder Besonderheiten bietet die Gegend um den Kiez der Potsdamer Straße für Hundehalter*innen und ihre Vierbeiner?

Der Eingang zum Hundeplatz

Der Eingang zum Hundeplatz

Ich mache mich also mit meinem eigenen Hund Dexter auf den Weg aus Neukölln nach Schöneberg, zuerst einmal Kontakte knüpfen auf dem Hundeplatz im Gleisdreieckpark.
Hundeplätze meide ich in der Regel lieber, weil die Menschen ihre Hunde dort oft machen lassen, was sie wollen und es deshalb regelmäßig Stress unter den Hunden gibt. So leider auch hier. Zur „Begrüßung“ bekommt mein Hund als erstes von einem Golden Retriever auf die Mütze, dessen Ball er zu nahe gekommen ist. Ich bitte die Frau, den Ball einzupacken, ernte aber nur einen bösen Blick.
Kurze Zeit später ist sie weg. Schon hängt der nächste Hund, ein Terrier, an meinem dran und belästigt ihn unentwegt. Als dann noch ein zweiter, ebenfalls ein Terrier, Interesse zeigt, kommt es zur Klopperei. Auch diese zwei Streithähne verschwinden kurz darauf.

Mein Begleiter Dexter

Mein Begleiter Dexter

Nun ist Ruhe und ich kann mit Manuel sprechen, der mit seiner zweijährigen Französischen Bulldogge Cash – benannt nach Johnny Cash – auf dem Platz ist. Unsere Hunde verstehen sich gut und wir haben Gelegenheit für ein nettes Gespräch. Manuel wohnt im Kiez und ist Stammgast auf dem Hundeplatz im Gleisdreieckpark. Cash benötige nicht so viel Auslauf, nach einer Runde Toben und Ballspielen auf dem Platz sei er glücklich. Trotzdem wünscht sich Manuel, der eingezäunte Bereich wäre größer. Das ist auch mir gleich aufgefallen – viel Platz ist hier wirklich nicht. Da ist es auch kein Wunder, dass vom Rasen nicht mehr viel übrig und es sehr staubig ist. Mit meiner schwarzen Hose und meinem schwarzen Hund, der sich gerne mal auf dem Boden wälzt, wird man uns den Besuch hier noch den Rest des Tages ansehen.
Durch den Mangel an anderen Möglichkeiten im Kiez, den Hund mal von der Leine zu lassen, kenne man sich hier im Gleisdreieckpark, erzählt Manuel. Er trifft sich hier regelmäßig mit anderen Besitzer*innen Französischer Bulldoggen – jedes Mal ein großer Spaß für Mensch und Tier. Hin und wieder würde er auch mal in das beliebte große Hundeauslaufgebiet im Grunewald fahren für ausgedehntere Spaziergänge, aber um die Ecke wäre das ja auch nicht gerade.

Leerer Kotbeutelspender, machte sich leider auch auf dem Platz bemerkbar

Leerer Kotbeutelspender, machte sich leider auch auf dem Platz bemerkbar

Ein weiterer Hund auf dem Platz ist Susi, eine Mischlingshündin, ca. 10 Jahre alt. Susi ist jedoch nicht mit ihrer Besitzerin unterwegs, sondern mit Freundinnen von ihr, eine davon Mascha. Auch wenn sie nicht alles über Susis Alltag weiß, ergibt sich ein interessanter und netter Gedankenaustausch Es stellt sich heraus, dass Susis Frauchen einen Laden für Hundebedarf, handgefertigten Hundeschmuck und Accessoires hat. Das Geschäft mit dem Namen SusiWau befindet sich auf der anderen Seite des Parks in der Hornstraße. Eins der selbstgemachten Halsbänder trägt Susi gerade und eigentlich wären sie auf dem Platz, um Fotos von Susi zu machen, damit Mascha Susis Portrait auf eine Tasche malen könne. Sie ist Künstlerin und verkauft handbemalte Taschen.
Ich frage, warum sie mit Susi spazieren gehen, abgesehen vom heutigen Fototermin. Der Hund hätte Probleme mit dem Alleinbleiben und ihnen würde es viel Spaß machen, sich zeitweise um Susi zu kümmern. Da ich ein ähnliches Problem habe, kommt uns die Idee eines Kiez-Netzwerks für Hundebesitzer*innen, die gegenseitig mal auf ihre Vierbeiner aufpassen könnten, als Gelegenheit für Teenager, um sich das Taschengeld aufzubessern, oder Menschen, die einfach keinen eigenen Hund halten können, aber trotzdem gerne Vierbeiner um sich herum haben. Durchaus eine spannende Idee, die es sich zu verfolgen lohnt, aber ich muss hier leider passen, da ich ja aus einer ganz anderen Ecke Berlins komme.

True Filou, Bülowstr. 65

True Filou, Bülowstr. 65

Viel mehr los ist an diesem Nachmittag auf dem Hundeplatz im Gleisdreieckpark nicht, aber mein Hund hatte Spaß und ich konnte einen guten ersten Eindruck gewinnen.
Wir ziehen weiter in die Bülowstraße. Dort befindet sich true FILOU, ein kleines aber feines Geschäft für Hunde- und Katzenaccessoires. Den Laden in der Nr. 65 gibt es seit Dezember 2012 und es war nicht einfach, passende Räume und einen Vermieter zu finden, der sich für die Geschäftsidee begeistern ließ, erzählt mir Inhaberin Ana-Luisa Buthenhoff. Diese Geschäftsidee besteht zum einen Teil aus dem Ladengeschäft, zum anderen aus einem Online-Shop. Die Kundinnen und Kunden, die den Laden besuchen, kämen sowohl aus dem Kiez als auch aus dem Rest Berlins und Umgebung. Gute Beratung spricht sich herum, davon kann ich mich direkt vor Ort überzeugen. Ana-Luisa Buthenhoff zeigt mir das Biothane (ein besonders robuster Kunststoff, den es in vielen verschiedenen Farben gibt), aus dem sie selbst Leinen und Halsbänder nach Maß anfertigt. Außerdem darf mein Hund ein paar Maulkörbe anprobieren. Ladenhund Satchmo lässt ihn dabei nicht aus den Augen und auch bei mir holt sich der freundliche Mischling hinter der Theke ein paar Streicheleinheiten ab. Ich verabschiede mich für heute und werde bestimmt noch mal zum Einkaufen zurück kehren.

Wir spazieren noch ein wenig durch den Kiez und ich ziehe ein Fazit des heutigen Tages. Die Hunde und ihre Menschen unterscheiden sich auf jeden Fall nicht groß von denen in anderen Teilen Berlins. Es gibt freundliche und es gibt weniger freundliche, das ist halt überall so. Die Umgebung kam mir mit meinem Hund, der viel Auslauf im Grünen gewohnt ist, nicht ganz ideal vor. Der Hundeplatz im Gleisdreieckpark ist klein und schmutzig und kann einen ausgedehnten Spaziergang niemals ersetzen. Der Rest des Parks werde relativ streng vom Ordnungsamt überwacht, wurde mir erzählt, ein Spaziergang ohne Leine sei dort fast unmöglich. Was bleibt da noch? Der Tiergarten, in dem ebenfalls Leinenpflicht gilt? Der Grunewald, das nächste größere offizielle Hundeauslaufgebiet, das allerdings deutlich weiter weg ist? Es müssen auf jeden Fall größere Strecken zurück gelegt werden, ohne Auto umständlich.
Die sonstige kanine Infrastruktur ist jedoch gut – auch bei Hellweg gibt es eine Zooabteilung und diverse Tierärzt*innen stehen im Kiez ebenfalls zur Verfügung. Mit einem weniger lauffreudigen Hund oder einem Auto lässt es sich hier bestimmt gut leben, für Dexter und mich geht es jetzt aber zurück nach Neukölln.

Widersprüche erleben – der Pfarrer und sein Kiez

Pfarrer Burkhard Bornemann

Pfarrer Burkhard Bornemann im beschaulichen Hofgarten des Gemeindetreffpunktes

Von Gastblogger Kay

Pfarrer in Berlin-Schöneberg sein. Das hat Burkhard Bornemann (50) sich ausgesucht. Der Ur-Berliner, in Steglitz geboren, wusste, worauf er sich einlässt, als er vor einem Jahr seine Dorf-Kirche in Alt-Reinickendorf verließ und die Stelle an der Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde übernahm . Vor der Haustür der Straßenstrich, Drogenabhängige tummeln sich rund um die imposante Zwölf-Apostel-Kirche, im Süden erhebt sich der Bahnhof Nollendorfplatz. Westlich davon beginnt der Regenbogenkiez. Im Osten die geschichtsträchtige Potsdamer Straße. Weiterlesen

Fortschreibung – Kiezmosaikische Integration

Fortschreibung 1
14. Juli 2014 – Wir sind Weltmeister!

Gestern beim Mitfiebern und Mitfreuen während des Finales der WM 2014 und der anschließenden Preisverleihung, fiel mir diese Geschichte des Kiezmosaiks wieder ein.

1. Veröffentlichung: 11. September 2010:

Seit Frühling 2009 gehen die Künstlerin Anita Staud und die Rechercheurin und Kulturmanagerin Regine Wosnitza immer wieder mit Gruppen zum Kiezmosaik am Seniorenstift der Elisabeth-Klinik in der Lützowstraße. Inzwischen haben dort SchülerInnen der Fritzlar-Homberg/Grips Grundschule, SeniorInnen, Geschäftsführer und Personal der Elisabeth Klinik, PassantInnen, Frauentreff Olga, AnwohnerInnen, der Kontaktbereichsbeamte, MalschülerInnen einen Stein bemalt und zur Erstellung dieses Gesamtkunstwerkes beigetragen.

Irgendwann entstand der Deutschlandflaggenstein Weiterlesen

Ein Haus für alle in der Kurmärkischen Straße

Geschrieben von HU-Gastbloggerin Anne

Stadtteilzentrum, Nachbarschaftshaus, Bürgerhaus, Familienzentrum, Bürgerzentrum – in zahlreichen Berliner Kiezen sind Institutionen dieser Art schon seit Jahrzehnten beheimatet und stärken die Nachbarschaften. Im Schöneberger Norden kümmert sich Jutta Husemann als Leiterin um das Geschehen im Familientreffpunkt. Die Bezeichnung Treffpunkt ist nicht zufällig gewählt. „Treffpunkt bedeutet, dass man sich neben den vielen Angeboten, die wir haben, auch unverbindlich treffen, anlächeln und reden kann,“ sagt Jutta Husemann. Weiterlesen

Bürgerbeteiligung à la Yorck – Straßenlandumgestaltung in mindestens 3 Akten

Wenn Sie jemand in der Winterfeldtstraße nach den Westlichen Vorplätzen an der Yorckstraße seien, könnten Sie dann eine Wegbeschreibung liefern?

Westliche Vorplaetze Yorckstrasse 05

Verwunderlich ist es nicht, dass dieses im geographischen Sinne letzte Ende des Schöneberger Nordens kaum Beachtung erfährt. Prägend für das Straßenbild zwischen Mansteinstraße und der ersten Yorckbrücke, sind PassantInnen, die im Laufschritt versuchen, die fünfspurige Yorckstraße innerhalb einer Ampelphase zu überwinden und es doch selten schaffen. Dann hasten sie zum Aufgang der S1 und kommen meist den RadfahrerInnen in die Quere, die auf dem viel zu schmalen Radweg gen Kreuzberg strampeln oder von Osten kommend in die Sackgasse der alten Bülowstraße düsen. Weiterlesen

KurfürstenCenter – und er bewegt sich doch

Kurfuerstenzentrum_Ausschuss_1Unter Top 5.1 stellte gestern Investor Franz-Josef Glotzbach im öffentlichen Teil der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Sanieren, Bauen und Bebauungspläne den aktuellen Stand für das Vorhaben KurfürstenCenter  an der Kurfürstenstraße/Genthiner Straße vor.

Seit vielen Jahren ist der Investor an dem Gelände dran. Nicht immer intensiv und nicht immer transparent oder mit Bürgerbeteiligung. Als 2008 die Pläne bekannt wurden, hier große Discounter, drei Parkdecks und eine Wohnetage unterzubringen, wehrten sich Quartiersmanagement, Quartiersrat und AnwohnerInnen im Gebiet Tiergarten-Süd. In einer Informationsveranstaltung wurde dem Vorhaben eine klare Absage erteilt. Weiterlesen

go public! Wo Karrieren entstehen

Von Gastblogger Volker Thomas

In diesen Räumen werden Karrieren gemacht. Donata Meyer und ihre Firmenpartnerin May-Brit Stabel von GoPublic! PR & Medienberatung/Berlin, sowie einige feste Mitarbeiter verhandeln Tourneen, vereinbaren Auftritte, stellen Künstler-Programme zusammen, gehen mit TV-Gewaltigen in Klausur und versorgen die Presse mit brandneuen Nachrichten über ihre Künstlerinnen und Künstler. Kurt Krömer wurde ua. zwischenzeitlich dort promotet, Eckart von Hirschhausen, der langmähnige Bülent Ceylan und seit ein paar Jahren ua. Murat Topal, ein Neuköllner Polizist, der sein Talent als Comedian entdeckt hat, sowie der Dresdner Kultcomedian Olaf Schubert. Weiterlesen

Die Evangelische Elisabeth Klinik

Von Gastblogger Volker Thomas

Das Haus liegt mittendrin im Kiez, bis zum Potsdamer Platz ist es nicht weiter als bis zum Nollendorfplatz und zum Park am Gleisdreieck. Zwischen diesen Koordinaten spielt sich das Leben rund um die „Potsdamer Straße“ ab: Hotels, Restaurants, Bars, Jugendherbergen und Luxusappartements, Galerien und eine bunt gemischte Bevölkerung. Für alle ist sie da: die Evangelische Elisabeth-Klinik, ein Haus, das 2012 seine 175-Jahr-Feier beging. Damit ist es – nach der Charité – die zweitälteste Klinik in Berlin. Weiterlesen

Vom Chorbuch zur Mensur

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Der Artikel ist entstanden im Rahmen des Winterkurses “Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen” des Career Center der Humboldt Universität
Von HU-Gastblogger Henrik

Ein Hinterhof in einer Seitenstraße unweit der Potsdamer Straße in Berlin, der sogenannte Begas-Winkel. Zwischen neoklassizistischen Villen befindet sich das sogenannte Borussenhaus. Das Verbindungshaus ist der Mittelpunkt des Lebens einer Studentenverbindung. Genauer gesagt, der Studenten der Sängerschaft S! Borussia zu Berlin. Das Haus, welches seit 1961 im Besitz der Burschenschaft ist, wurde 1998 komplett saniert und bietet „neben repräsentativen Veranstaltungs- und Gemeinschaftsräumen auch großzügige, ruhige Studentenzimmer zu günstigen Konditionen“. Von außen sieht es abgesehen von einer Fahne und einem Wappen über der Tür nicht besonders aus. Am Klingelschild ist es dann schon eher Besonders: Die Zimmer haben Namen wie Pommern, Danzig oder Schlesien.

Doch was verbirgt sich hinter der Fassade ?! Weiterlesen

Was wir sehen, was wir benennen, was wir erkennen

Der Artikel ist entstanden im Rahmen des Winterkurses “Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen” des Career Center der Humboldt Universität

Von HU-Gastbloggerin Natascha

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„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“
– Aristoteles (384-322 v. Chr.)

Der Mensch erschafft seine Wirklichkeit. Er schafft Räume, Stadträume und Straßen, die er mit Leben und Funktion erfüllt. Dieses unterhält er fortwährend, neu erschaffend und die Natur drumherum spricht hierbei kontinuierlich mit. Wie nach jedem Schöpfungsakt steht man davor, betrachtet es und will es beschreiben und verstehen. Hierbei wird man überflutet von einem Meer aus Zeichen, Begriffen, Sinngehalten, Objekten – und der Geist versucht alles zu einem klaren Gedanken zusammenzuschmelzen, fast schon zu einer geistigen Sinnlichkeit.

Der Mensch: Schöpfer und Interpret

Dieser Augenblick hat zur Bedingung, dass Zeichen, die Begrifflichkeiten und Objekte in einem klaren Zusammenhang zueinander stehen. Schon die Hochkultur der Griechen, vertreten durch Aristoteles und Platon, haben diese Entschlüsselung erkannt und in Form des sogenannten semiotischen Dreiecks verbildlicht. Seither steht die Semiotik für die Lehre von der Bedeutung der Zeichen als Grundlage des Denkens und der Kommunikation.

Im Konkreten: Das Hier und Jetzt

Nehmen wir Berlin mit seinen Großstadtstraßen und sehen wir im besonderen auf die Potsdamer Straße, erfassen wir die Materialität der Straße und fragen danach, wie die Dinge, die wir sehen, zu den Bildern führen, die von ihr in uns entstehen.

Diese Fragen stellte sich auch Eva Reblin in ihrer Dissertation „Die Straße, die Dinge und die Zeichen – Zur Semiotik des materiellen Stadtraums“. Sie untersuchte die Potsdamer Straße auf eine nie zuvor beschriebene Art: Wann und wie materielle Dinge einer solchen Großstadtstraße zu einer eigenen Bedeutung und zu einer bestimmten spezifischen Straßeninterpretation führen. Aus einer Anzahl von Leitfadeninterviews gelingt es ihr, vielschichtige Bedeutungslinien zu den hinterfragten Stadterscheinungen offenzulegen. Gemessen an der fast unbegrenzten Zahl der möglichen Interpreten, dem unendlichen Universum der Semiose, kann diese Analytik, wie auch Eva Reblin darlegt, jedoch nur unter einschränkenden Modellierungen und Hypothetik zu entsprechenden Ergebnissen führen.

Also, dann lassen wir doch die Dinge verspielt im Geiste treiben, ohne sie allzu sehr auf die Probe zu stellen.

Zum Buch:
 Eva Reblin
„Die Straße, die Dinge und die Zeichen – Zur Semiotik des materiellen Stadtraums“
Transcript Verlag, 1. Aufl., 464 Seiten
ISBN 978-3-8376-1979-9