Von HU-Gastbloggerin Kerstin Litty
Im nördlichen Berlin Schöneberg nahe der Potsdamer Straße liegt die Steinmetzstraße. Ruhig wirkt die Straße auf mich, schattig kühl. Wie eine Oase in der man sich vom lauten Großstadttrubel erholen kann.
Foto: Kerstin Litty
Was mich hierher führt? Ich interessiere mich für den Nachbarschaftstreff in der Steinmetzstraße 68. Der Nachbarschaftstreff ist ein sehr wichtiger Ort hier im Kiez an dem die die soziale Vernetzung von Migranten und Nichtmigranten ermöglicht wird.
Hamad Nasser, Leiter des Nachbarschaftstreffs begrüßt mich herzlich. Leider hat er gerade nicht viel Zeit, weil gleich eine Schüleraustauschgruppe aus Palästina hier eintreffen wird. Deshalb ist hier auch gerade viel los. Einige Frauen sind eifrig mit dem Zubereiten von Speisen an der offenen Küche beschäftigt und unterhalten sich angeregt auf Arabisch.
Foto: Kerstin Litty
Eine nette junge Frau bietet mir einen Tee an und ich komme mit zwei arabischen Herren ins Gespräch, die gemütlich an einem Tischchen sitzen und das Geschehen beobachten. Hassan ist 63 Jahre alt und kommt ursprünglich aus Palästina. Fast jeden Tag ist er hier im Nachbarschaftstreff, trinkt Kaffee und unterhält sich mit anderen Kiezbewohnern. Auch seine fünf Kinder besuchen regelmäßig den Treff. Nehmen Nachhilfeunterricht und Musikunterricht. Seine Kinder bedeuten ihm alles und er wünscht sich, dass sie eine gute Zukunft haben und eine gute Ausbildung bekommen. Dabei ist er sehr stolz dass drei seiner Kinder bereits studieren. Was er besonders gut kann? „Fußball spielen. Das hat ihm schon immer Spaß gemacht“. Auch seinen Sohn begleitet er zum Fußballverein und ist beim Training und beim Spiel immer dabei.
Hier im Nachbarschaftstreff wird diese Einbeziehung der Väter in die Bedürfnisse der Kinder sehr gefördert, erklärt Hamad Nasser.
Unser Gespräch wird unterbrochen. Die palästinensische Schülergruppe ist jetzt angekommen und begrüßt uns nacheinander mit einem freundlichen As-salamu Alaikum.
Der andere Gesprächspartner ist Ali, 60 Jahre und ursprünglich aus dem Libanon. Er geht auch sehr oft in den Treff und wohnt gleich nebenan. Ali ist handwerklich begabt und hat ebenso viele Jahre als Koch gearbeitet. Der Nachbarschaftstreff ist für ihn etwas Besonderes. Seit 2005 gibt es hier den Treffpunkt und er war „vom ersten Stein an“ dabei. Ali lebt seit 35 Jahren in Berlin und hat schon viel gesehen, aber einen Ort wie diesen gebe es nicht in der Stadt. Das Besondere ist, das hier nicht nur eine Familie unter sich ist. Viele kommen zusammen und lernen sich kennen.
Ali hat selbst keine Kinder, aber die Kinder hier im Nachbarschaftstreff sind mittlerweile fast wie seine eigenen.
Foto: Kerstin Litty
Auch Hamad Nasser ist stolz, dass es hier eine starke arabische Kommunity gibt.
Mittlerweile haben die Frauen ein lecker aussehendes arabisches Buffet für die palästinensische Gruppe gezaubert. Herr Nasser lädt mich noch freundlich zum Essen ein, aber ich muss leider gehen. Die warme angenehme Atmosphäre hier werde ich aber so schnell nicht vergessen.