Schlagwort-Archiv: Nelly-Sachs-Park

Ja, mir sein mitm Radel da – und nach Leipzig kommen wir auch noch

„Seit drei Jahren senden uns Leser ihre Bilder von gefährlichen Stellen im Berliner Radverkehr. Diese zeugen vom Unwillen, das Fahrrad als Verkehrsmittel ernst zu nehmen,“ war der Teaser des gestrigen Tagesspiegel-Artikels Kampfparker, Fehlplanungen und wilde Baustellen.

Ich finde es prima, dass sich LeserInnen dieses Mediums des Themas in einer Art Langzeitbeobachtung annehmen. Und ich danke dem Tagesspiegel, das er diese Missstände mit einer Auswahl von Zeitzeugenbildern und ausführlichen Erklärungen schonungslos und bis auf die Felge offen legt. Weiterlesen

Dennewitzstraße & Flottwellstraße: Einblick in zwei unscheinbare Straßen

Von HU-Gastblogger Lisa

Abseits der großen Straßen gibt es Flecken, zu denen sich keiner verirrt, weil es dort scheinbar nichts zu entdecken gibt. Dennewitzstraße und Flottwellstraße, die im Süden Tiergartens parallel zur Potsdamerstraße verlaufen, gehören zu diesen vergessenen Flecken, an die sich kaum jemand verirrt. Aber vom ersten Eindruck sollte man sich nicht täuschen lassen, denn auch über diese beiden Straßen gibt es Geschichten zu erzählen.

Flottwellstraße/Dennewitzstraße

Im Süden beginnt die Dennewitzstraße dort, wo die Bülowstraße die Bezirksgrenze erreicht und schlängelt sich an dieser entlang nach Norden, bis die Flottwellstraße ihren Weg fortführt.

Tafel über das

Beginnt man seinen Weg am Beginn der Dennewitzstraße, endet der befestigte Weg bereits nach gut 100 Metern in einem der vielen grünen Flecken Berlins, dem Nelly-Sachs-Park. Dieser verdankt seinen Namen der jüdisch-deutschen-Schriftstellerin Nelly Sachs, die bereits Erwähnung auf dem Potsblog gefunden hat. Abseits der Hektik der Potsdamerstraße kann man hier ein paar ruhige Minuten verbringen, Kinder können sich auf dem Spielplatz austoben, Radfahrer fern von schmalen Radwegen der Hauptstraßen ihre Runden drehen. Verabschiedet man sich von der Ruhe des Parks und folgt gedanklich der Dennewitzstraße, findet man sich dort wo der Park aufhört an der Abzweigung zur Kurfürstenstraße wieder.

Nelly-Sachs-Park

An dieser Ecke fällt ein freistehendes Gebäude auf, das weder zu den Gründerzeitbauten passt, von denen die Straßen hier gesäumt sind, noch zu den Häusern aus den 70er oder 80er Jahren. Was hier spitz zur Straße hinausragt wurde von dem Architekten Rainer Oefelein entworfen und die Fassade aus Glas ermöglicht einen Blick nach innen. Im Erdgeschoss befindet sich eine der vielen Galerien im Gebiet um die Potsdamerstraße, wo eindrucksvolle bunte Leinwände der Künstlerin Margret Ulrich wie Plakate auf Demonstrationen still gegen Atomkraft protestieren.

Spitz zulaufendes Haus und Galerie

Folgt man der Straße weiter zwischen Häusern auf der einen und alten Gewerbeanlagen auf der anderen Seite glaubt man zu wissen, wieso die Straße so unbekannt ist. Außer einem Hotel gibt es hier scheinbar nichts, was einen Blick wert ist. Seinen Eindruck stellt man infrage, sobald man einen überirdischen Tunnel bemerkt, der in einem der Häuser verschwindet. Überirdisch vom Glasdreieck kommend überquert hier die U-Bahnlinie 1 die Grenze zu Tiergarten, durchbricht den Häuserkomplex und steigt hinab in den Untergrund, um an der Station Kurfürstenstraße Halt zu machen. Worüber man sich vielleicht nie Gedanken gemacht hat, wenn man auf diesem Teil der U1 unterwegs war, ist etwas Besonderes. Die oberirdische Durchquerung eines Hauses ist nicht nur in Berlin einmalig.

Das

Diese Besonderheit ist allerdings schnell vergessen, wenn man seinen Weg fortsetzt. Beim Laufen entlang der Grenze zu Kreuzberg wird aus Dennewitzstraße beinahe unbemerkt Flottwellstraße. Auf der linken Seite zur Potsdamerstraße hin wird zwischen den Gewerbeflächen gebaut, auf der Rechten zum Gleisdreieck ist eine andere große Baustelle. Beim Blick auf die ersten fertigen neuen Häuser wird einem klar: Hier passiert etwas. Eine Ecke, die früher irgendwo zwischen Industriegebiet und Bezirksgrenze lag, wird in ein paar Jahren ganz anders sein. Die Neubauten werden neue Bewohner in die Gegend bringen und auch das Gebiet, das jenseits der Bezirksgrenze mit einem großen Park und neuen Wohnungen ensteht, wird Auswirkungen auf die bisher unscheinbare Flottwellstraße haben.