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Oase oder Schein?

Von HU-Gastbloggerin Lynne Schulze

Wüste

P. Chudella - fotolia.com

Irland, Paris, Usedom, Venedig, Barcelona, Jordanien, Karibik, Nepal… eine unendlich lange und bunte Liste an Reisezielen wird geboten. Das Besondere an ihnen, sie sind einzig und allein für Frauen und keineswegs langweilig, denn durch Workshops, sportliche Trips, Entspannung und Wellness, wird jede Reise noch individuell aufgepeppt.

„Gerade diese breite Mischung verschiedenster Reisen macht unser Unternehmen und unsere Reisen so bunt, einzigartig und vielfältig,“ sagt die Geschäftsführerin und Gründerin Eva Veith auf ihrer Homepage. Schon seit mehr als 25 Jahren ist sie in dieser Branche tätig.

Sinnlicher Reisegenuss wird hier groß geschrieben, „denn nur was ich sinnlich erfahre, bleibt mir in Erinnerung,“ so Evelyn Bader, die zweite Geschäftsführerin des Ladens.

Seit 26 Jahren existiert „Frauen Unterwegs“ bereits. Mit einer Reise nach Italien fing damals alles an. Im Jahre 1984 noch als sonderlich betrachtet, heute ein großer Erfolg.

Jedes Jahr werden rund 250 Reisen organisiert. Mehr als 50 Reiseleiterinnen werden im In- und Ausland beschäftigt und Frauen innerhalb der Tourismusbranche weltweit gestärkt.

Frauen unterwegs

Frauen Unterwegs

Auf ihren Reisen sind nicht nur die Teilnehmer und die Reiseleiter weiblich, nein, auch die Frauen des jeweiligen Landes, aus Vergangenheit und Gegenwart, werden zum Thema gemacht. Ein feministisches Konzept. Doch es geht noch weit darüber hinaus meint Eva Veith auf ihrer Internetpräsenz: „Kontakte zu wunderbaren Frauen haben sich entwickelt, sowohl ganz nah als auch über Grenzen hinweg, langjährige Freundschaften sind entstanden, bei uns und auch bei unseren Reiseteilnehmerinnen. Und manchmal – ausgelöst durch das spannende Anders-Reisen und das wohltuende Unterwegs-Sein mit Frauen – haben sich sogar ganze Lebensentwürfe verändert und die große Liebe wurde gefunden.“

Unterstützt wird dieser Verein auch von Förderern, welche natürlich auch von weiblicher Natur sind. Es scheint in der Tat ein Nest zu sein, in dem sich Frauen tummeln, wohl fühlen und völlig gleichberechtigt eine schöne Zeit erleben.

Um es mit den Worten einer Stammkundin zu sagen: „Urlaub mit euch fängt schon beim Buchen an.“

Doch gibt es hier auch Kritisches zu beleuchten.

In einem Interview wollte ich einigen Fragen auf den Grund gehen, doch leider wies man mich mehrere Male gestresst ab, da der neue Katalog so viel Arbeit bereitet.

Warum werden Männer so vehement ausgeschlossen?

Eigene Interpretation ist gefragt. Es fehlt das Grau. Eine wunderbare Mischung zwischen Schwarz und Weiß. In diesem Unternehmen geht es aber nur um das Weiß. Aber weshalb? Weil es die leichtere beider Farben zu sein scheint? Es gibt immer zwei Seiten im Leben. Eine auszuschließen bringt Ungleichgewicht hervor. Somit ist dieses kulturelle Nest in der Potsdamer Straße vielleicht doch nur ein Schein, in dem die Leute versuchen, sich zu verstecken und eine Welt zu erzwingen, in der eine Seite fehlt.

Ungleichgewicht, welches schon am Telefon deutlich wurde, als ich um ein kurzes Telefoninterview gebeten habe.

Falls es den Frauen hier auf Emanzipation ankommt, so denke ich, scheint es nicht der richtige Weg zu sein. Denn auch wenn Frauen in der Vergangenheit aus wichtigen Lebensbereichen ausgeschlossen wurden, sollte man dies heutzutage nicht mit den Männern tun, denn wie es so schön heißt: „Du sollst Gleiches nicht mit Gleichem vergelten.“, wäre es sicher entspannter, diese Endlosschleife zu stoppen und somit Energie zu sparen.

Wie offen dieses Reiseunternehmen wohl für die verschiedensten Frauen ist? Wäre man hier so tolerant wie angepriesen und ließe auch Transsexuelle mit auf die Reise gehen?

Zusammengefasst, und um wieder auf die zwei Seiten zu sprechen zu kommen, ist es einerseits ein interessantes Konzept, andererseits aber auch ein deutliches Ungleichgewicht, was immer mehr Stress und Energieverlust zur Folge hat, als ein Gleichgewicht zu schaffen.

Vielleicht sollten die gestressten Ladies demnächst, nach ihrer Katalogveröffentlichung, selbst mal eine ihrer Reisen buchen, um etwas Herunterzukommen.

Resultat für mich ganz klar: eine Scheinoase.

Fata Morgana

Scheinoase