Schlagwort-Archive: Pallasstraße

Auf der Suche nach Entspannung – „Yoga-Guide“ für den Kiez

Von HU-Gastbloggerin Nina

Verkehrsschlagader, neue und traditionsreiche Läden, Straßenstrich, Kunst-Hotspot auf dem Sprung zur Gentrifizierung – auf der Potse ist viel in Bewegung, es herrscht großstädtische Vielfalt und Hektik, aber wo und wie kommt man hier mal zur Ruhe?

Wer innehalten und durchatmen möchte, den ganzen Trubel einmal ausblenden will und das – wie ich – am liebsten auf der Yoga-Matte tut, braucht ein bisschen Geduld, bis er den passenden Ort dafür findet. Weiterlesen

Pallasstraße … Der Schein trügt …

Von HU-Gastbloggerin Abide

Die Pallasstraße ist einer der bekanntesten Straßen Schönebergs, einem Bezirk in Berlin.
Jeder, der diesen Straßennamen hört, denkt sofort an das Pallasseum, dem Hochbunker, die Satellitenschüssel und an die Lautstärke der Hauptstraße.
Doch der Schein trügt … Fangen wir mal von vorne an …
Ja, da ist das Pallasseum , ein langes, zwölfgeschossiges Wohnblock, der die Pallasstraße und den Hochbunker überspannt.


Am Anfang sollte es ein Musterbeispiel für modernes Wohnen sein, jedoch entwickelte es sich über die Jahre hinweg zu einem sozialen Brennpunkt. Aber die Bewohner sahen nicht tatenlos zu, als 1998 die Fassade abgereißt werden sollte. Zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserungen der Lebensqualität und ein engagiertes Quartiermanagment zeigten Erfolg. Die Nachfrage nach den großen Wohnungen ist so groß, dass es heute Wartelisten gibt.
Ja, da sind häßlige Satellitenschüssel, aber auch dafür haben die Bewohner eine Lösung gefunden. Die Bewohner suchten sich das Bild aus, das auf die Satellitenschüssel kommen sollte und der Künstler Daniel Knipping hat diese Bilder gemalt. Das sind nicht einfach Bilder, die auf Satelliten gemalt wurden … Jedes dieser Bilder erzählt eine Geschichte …


Genauso wie die Bilder auf den Wänden des Pallasseums. Das Ergebnis eines weiteren Projekts. 5 junge Fotograf/innen der FH Potsdam haben die Bewohner/innen professionell abgelichtet, 7 der Fotos hängen an den Wänden des Pallasseums und die restlichen Fotos konnte man in der Galerie Walden bewundern.
Und ja, es ist laut. Aber das ändert sich sobald man auf die andere Seite des Pallasseums geht. Denn da kommt man sich vor, als wäre man völlig woanders.
Direkt ins Auge sticht die Konditorei Palladin. Ein kleines schickes Cafe mit sehr vielen Leckereien.

Wenn man weiter Richtung Winterfeldtplatz geht, sieht man, dass es trotz der Hauptstraße viel ruhiger ist und die Häuser sind viel schöner gebaut als das Pallasseum.
Am Winterfeldtplatz sticht ein weiteres Objekt ins Auge … Nein, es ist nicht die rießen große St. Matthias Kirche mitten auf dem Platz … Es ist die Sporthalle, die nicht nur bekannt für seine außergewöhnliche Architektur ist, sondern auch für die Turniere, die in dieser Halle stattfinden. Jeder Fussballer in Berlin kennt diese Halle, denn die Vorrunden der Hallenmasters finden jedes Jahr dort statt. Aber den Namen dieser Sporthalle kennt so gut wie keiner. Obwohl diese Sporthalle nach der Ausnahme-Sportlerin Lilli Henoch genannt wurde, kennt jeder Sportler diese Sporthalle als Sporthalle mit der ungewöhnlichen Architektur am Winterfeldtplatz.


Also, der Schein trügt … Denn die Pallasstraße ist doch nicht wie auf dem ersten Blick viel zu eng, viel zu grau und viel zu laut … Wer die schönen Seiten der Pallasstraße entdecken möchte, sollte auf die andere Seite des Pallaseums gehen und Richtung Winterfeldtplatz laufen.

Über Erinnerung stolpern

Von HU-Gastbloggerin Hannah Frühauf

Eine Musiklehrerin die den Freitod wählt um einer Verschleppung nach Theresienstadt zu entkommen. Ein Geschäftsmann der mit seinen beiden Söhnen deportiert und ermordet wird. Eine Familie die im Widerstand aktiv war und dafür sterben musste.

Über diese drei Schicksale kann man – neben vielen anderen – rund um die Potsdamer Straße „stolpern“. Kleine Messingplatten, die in den Boden gesetzt wurden erinnern als „Stolpersteine“ an das Leben von Maria Leo, an das von Abraham Fromm und an das von Betty, Peter und Hans Lippmann. Sie alle wurden von den Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg ermordet.

Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat mit der Verlegung von so genannten „Stolpersteinen“ in den 90er Jahren begonnen. Er möchte so an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Die „Stolpersteine“ enthalten die biographischen Eckdaten einzelner Personen. Ihr Name, ihr Geburtsjahr, das Datum ihrer Deportation oder der Ort ihrer Ermordung – werden in eine Messingplatte eingraviert und von Demnig in den Boden gesetzt. Die Steine werden meist dort verlegt, wo die Menschen gelebt oder gearbeitet haben – bevor sie deportiert beziehungsweise ermordet wurden.

Vor den Hausnummern 3 und 12 der Pallassstraße (Berlin-Schöneberg) findet man die „Stolpersteine“ die an Betty, Peter, Hans Lippmann und an Maria Leo erinnern. Der Stein, der in Gedenken an Abraham Fromm gesetzt wurde, befindet sich in der Potsdamer Straße 102 (Tiergarten-Süd).

Hinter den „Stolpersteinen“ verbergen sich zahlreiche ergreifende Biographien – wie beispielsweise die von Maria Leo (1873-1942). Maria Leo war eine engagierte Musiklehrerin und gründete das erste private Musik-Seminar für Frauen. Diesen war um 1911 offiziell der Zugang zum Institut für Kirchen- und Schulmusik verwehrt. Lange war das Seminar die einzige Möglichkeit für Frauen, ein Musikstudium zu absolvieren. Unter der Nationalsozialistischen-Herrschaft musste Maria Leo all ihre Ämter aufgeben, da sie Jüdin war. 1942 wählte sie den Freitod, um einer Verschleppung in das Konzentrationslager Theresienstadt zu entkommen.

Wer sich genauer über einzelne Schicksale informieren möchte, für den ist die Ausstellung „Wir waren Nachbarn“ im Rathaus Schöneberg eine interessante Anlaufstelle. Hier werden Biographien von Menschen vorgestellt, die im Zweiten Weltkrieg aus dem Bayerischen Viertel – genauer aus Schöneberg und Friedenau – deportiert wurden oder geflüchtet sind. Kleine Markierungen, die an einigen Portraits zu finden sind, deuten daraufhin, dass für diese Person auch ein Stolperstein verlegt wurde.

Eine Karteikartensammlung gehört ebenfalls zu der Ausstellung. Im Stil der „Stolpersteine“ findet man auf den Kärtchen biographische Eckdaten von 6.069 jüdischen Frauen und Männern, die während des Zweiten Weltkriegs gezwungen waren das Bayerischen Viertel zu verlassen. Die Informationen stammen aus Unterlagen der Geheimen Staatspolizei. Die Gestapo hatte damals ausführlich dokumentiert, welches Vermögen die Menschen bei ihrer Deportation aus Schöneberg zurückließen.  

Die Straßen und Hausnummern in denen die Jüdischen Familien zuletzt wohnten sind ebenfalls auf den Kärtchen vermerkt. Eine Mitarbeiterin der Ausstellung erzählt, dass viele Menschen aus der heutigen Nachbarschaft des Bayrischen Viertels die Ausstellung besuchen. Sie kommen um nachzusehen ob und wer aus dem Haus – in dem sie jetzt wohnen – deportiert wurde. Von manchen Adressen aus – wie zum Beispiel aus der Bozenerstr. 9 – wurden bis zu 30 Familien deportiert. Berührt von den Geschichten, die sich in ihren Häusern und Wohnungen abgespielt haben, entschließen sich einige der Besucher Stolpersteine für die Deportierten verlegen zu lassen. Aus bloßen Namen und Daten werden so lebendige und berührende Geschichten, die an den Schrecken und den Terror des Nationalsozialistischen Regimes im Zweiten Weltkrieg erinnern.