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Zehlendorf oder Neukölln – Egal – Hauptsache weg!

Im Mai fand in der Kita Sonnenschein, Pohlstraße, ein Elterncafé zum Thema Prostitution statt. Elterncafés sollen die Begegnungs-, Gesprächs- und Informationsmöglichkeiten für Eltern in Schulen und Kitas in Tiergarten-Süd ermöglichen. Ein weiteres Ziel ist die Eigeninitiative und Teilhabe von Eltern zu stärken und ihr Bewusstseins und ihre Bereitschaft für die Erziehungsverantwortung zu mehren.

In Tiergarten-Süd gibt es seit Ende 2009 Elterncafés und und für diesen Tag im April stand das Thema „Prostitution im Kiez“ auf dem Programm. Circa 40 Mütter waren anwesend, die überwiegende Mehrheit mit Migrationshintergrund, denn trotz einer fünfzig-fünfzig Mischung in der Gesamtbevölkerung von Tiergarten-Süd sind Kinder mit Migrationshintergrund in den Bildungseinrichtungen überproportional vertreten.

Zusammenhänge interessieren nicht

Ich war von der Projektleiterin Yasmin Masch gebeten worden, die Geschichte der Prostitution zu behandeln. Durch die 3.000 jährige Prostituionsgeschichte flog ich ein etwa vier Minuten und widmete mich dann der Situation vor Ort. Hier gibt es den Straßenstrich in verschiedenen Ausformungen seit ungefähr 1880.

Doch schon nach wenigen Minuten wurde ich unterbrochen: „Die Geschichte interessiert uns nicht, wir sind aus anderen Gründen hier.“ Als andere Mütter widersprachen fuhr ich mit meiner Schilderung fort. Doch mit der Erwähnung des Prostitutionsgesetz von 2002 und der damit verbundenen grundsätzlichen Legalisierung von Prostitution auch auf dem Straße um die Kurfürsten- und Frobenstraße war mein Vortrag zu Ende.

„Immer hören wir von den Rechten der Prostitutierten,“ kam eine erboste Reaktion. Es folgte: „Was sind denn unsere Rechte?“ und „Ich möchte wissen, ob die Frauen auf dem Podium Kinder haben, sonst können Sie überhaupt nicht mitreden.“

Erboste AnwohnerInnen gegen den Strich.

Ich habe mir die Namen der circa fünf Frauen, die sich an der eineinhalbstündigen Diskussion am intensivsten beteiligten nicht notiert. Es geht nicht um Einzelpersonen. Sondern um die Bevölkerungsgruppen, die den Straßenstrich hier weg haben wollen und dabei wenig kompromissbereit sind.

So gab es vor einiger Zeit eine Initiative von AnwohnerInnen in der Zietenstraße hinter der Zwölf-Apostel-Kirche, die nachts auf die Straße gingen, um Freier und Prostituierte von unziemlichen Treiben in dieser Sackgasse und den Nachbarstraßen abzuhalten. Beim letzten Sonderpräventionsrat Prostitution im November 2009 in Schöneberg-Nord ging es so lautstark und heftig zu, wie es meistens der Fall ist, wenn dieses Thema verhandelt wird.  In diesen beiden Fällen waren AnwohnerInnen ohne Migrationshintergrund die protestierenden WortführerInnen. Die Argumente beider Gruppen sind kongruent.

Verständnis erbeten

An dem erwähnten Morgen wurden zumindest die erklärenden und zum Verständnis auffordernden Statements von Michaela Klose, der Leiterin des Frauentreffs Olga in der Kurfürstenstraße, höflich angenommen, doch eigentlich auch nicht weiter beachtet.

Anzeigen von Straftaten

Großes Interesse hingegen fand der Kontaktbereichsbeamte. Heftigen Vorwürfen, dass die Polizei ja doch nichts tue, erklärte er mehrere Male die einzige Vorgehensweise mit der AnwohnerInnen einen vermehrten Einsatz der Polizei erreichen können: Anzeigen, Anzeigen, Anzeigen von Straftaten.

Denn die Frauen berichteten von Vorkommnissen, bei denen eine Anzeige notwendig gewesen wäre. Eine Mutter berichtete, dass ihr Sohn und sein Großvater auf dem Weg zur Schule durch die Kurfürstenstraße gefahren seien und eine Prostituierte den Großvater sehr deutlich und vehement durch das offene Fenster hindurch als potenziellen Kunden angesprochen hatte. Eine andere Frau hatte offenen Vollzug der sexuellen Dienstleistung auf dem Parkplatz von Möbel Hübner beobachtet, einer weiteren war dies an der Schnittstelle Kluck- und Pohlstraße passiert. Glücklicherweise schauten ihre Kinder zu dem Zeitpunkt in eine andere Richtung. Eine weitere Frau berichtete von dem regelmäßigen Vollzug von Dienstleistungen in einem Hinterhof in der Pohlstraße.  Die nächste hatte eine Messerstecherei im Umkreis des LSD Sexkaufhauses beobachtet.

Die Frauen hätten Angst, sagte eine ihrer Sprecherinnen, die Polizei zu rufen. Sie wollten in Zukunft jedoch die Vorfälle auflisten und diese dann einmal im Monat an die Polizei übergeben. Doch auch dies kann von der Polizei nicht als ein Hinweis vermehrter Straftaten im Kiez angenommen werden.

Den Frauen wurde geraten, sich in sichere Entfernung zu der von ihnen beobachteten Straftat begeben und dann die Polizei rufen und eine Anzeige machen. Unumgänglich ist dabei die Nennung des Names. Anonyme Anzeigen tauchen in keiner Statistik auf. Doch es sei nicht gefährlich den Namen zu nennen, wurde immer wieder versichert, denn in den seltensten Fällen würden die Täter den Menschen nachstellen, die sie angezeigt hätten.

Doch warum ist es so wichtig, diese Fälle zur Anzeige zu bringen? Solange kein vermehrtes Anzeigenaufkommen statistisch nachweisbar ist, fährt die Polizei nicht vermehrt Streife durch die Straßen im Kiez. Auch die Zahl der Zivilbeamten, die regelmäßig vor Ort sind und natürlich nicht von der Bevölkerung als solche erkannt werden, kann nicht aufgestockt werden.

Die Frauen horchten auch interessiert auf, dass sie Vorfälle auch bei Olga melden könnten. Die Sozialarbeiterinnen suchen dann das Gespräch mit den Prostituierten und weisen immer wieder darauf hin, dass hier kein Sperrbezirk ist, sondern sie sich in einem Mischgebiet mit einem hohen Anteil an kinderreichen Familien befinden. Sie werden dann gebeten, sich an gewisse Spielregeln und Gesetze zu halten, zum Bespiel nicht direkt vor Kitas, Schulen und Jugendeinrichtungen zu stehen, PassantInnen nicht auf Deubel komm raus akquirieren zu wollen und auch das Umfeld der Moschee in Ruhe zu lassen.

Sperrbezirk oder am besten ganz weg

Der Kampf gegen den Straßenstrich hat die Mütter inzwischen soweit aktiviert, dass sie eine Unterschriftenaktion gestartet haben. „Wir Anwohner in Berlin-Tiergarten,“ heißt es da, „freuen uns über die Initiative von Stadtrat Carsten Spallek, die Prostitution örtlich und zeitlich zu begrenzen (Berliner Woche vom 14.4.2010). Es ist uns unbegreiflich, warum Bezirksbürgermeister Hanke seit Jahren nichts unternommen hat. Wir fordern eine zeitliche Begrenzung von 21 bis 6 Uhr und weitere Maßnahmen.“

Ob ein Sperrbezirk in Berlin durchsetzbar ist, ob er die Situation entschärfen oder im Gegenteil kriminalisieren wird – diese Fragen wurden im Elterncafé nicht diskutiert. Es war anscheinend nicht von Interesse. Die Mehrzahl der Frauen wollen den Straßenstrich nicht, Punktum.
Und so brausten zum Schluss die Emotionen auch noch einmal hoch. Soll der Straßenstrich doch woanders hin verlagert werden! Nach Zehlendorf? „Gute Idee, da haben wir keine Verwandte und Bekannte“. Nach Neukölln? „Egal, Hauptsache weg.“

Denunziationen im Pfarrhaus waren an der Tagesordnung ODER Die ersten Türken an der Potsdamer Straße waren Juden

Ein langer Titel. Wo sich doch über die Enthüllung einer Gedenktafel kurz und knapp berichten ließe:

Sonntag, 14. März, 10:00 Uhr in der Zwölf-Apostel-Kirche
Gedenkgottesdienst, die Predigt hält Pfarrer Dr. Andreas Fuhr
Anschließend Enthüllung der Gedenktafel für Pfarrer Adolf Kurtz am Pfarrhaus und Empfang.

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So könnte es sein. Doch der Geehrte hat für mich die Potsdamer Straße noch einmal in ganz andere Zusammenhänge gesetzt. Was passierte?

1922 kam der damals 31jährige Adolf Kurtz an die Zwölf Apostel Kirche in Berlin-Schöneberg. Er fand eine florierende Gemeinde, die 1880 um einen Kirchenneubau am Dennewitzplatz hatte erweitert werden müssen. Die Potsdamer Straße war die große Ausfallstraße nach Süden. Die Bevölkerung des Gebietes mischte sich aus allen sozialen und kulturellen Schichten. Christen und Juden lebten Haus an Haus.

Am Landwehrkanal war die Tiergarten-Synagoge e.V., eine orthodoxe Synagoge für circa 100 Mitglieder, eine markante Landmarke. Zu ihren Mitgliedern gehörte u.a. der Vater des Malers Max Liebermann. Doch die Gemeindemitglieder zogen weiter in den Westen Berlins. 1928 verkaufte der Verein an die Firma Loeser und Wolff, die das heute noch stehende Geschäftshaus dort erbaute.

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In der Lützowstraße 16 war 1898 eine große liberale Synagoge mit 2.000 Sitzplätzen eingeweiht worden. An ihrer großen Orgel wurde 1932 die bedeutende Freitagsabend Liturgie von Heinrich Schalit uraufgeführt.  Als in den 20er Jahren die Sitzplätze nicht ausreichten, mietete die Jüdisch Gemeinde zusätzlich den Blüthner- und Feurichsaal in der Lützowstraße 76 (nahe Genthiner Straße), ein Konzert- und Vorführraum der Klavierfabriken.

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Ecke Flottwellstraße mietete der Israelitisch-Sephardische Verein sich 1905 in einer Wohnung der Familie Wertheim ein. 1891 war bereits der erste Gottesdienst nach sephardischem Ritus in Berlin abgehalten worden und dies war nun die erste Synagoge osmanischer und türkischer Juden in der Stadt. Als Nachkommen spanischer und portugiesischer Juden waren sie während der Inquisition des 13. Jahrhunderts aus Spanien und Portugal in die Türkei geflüchtet und dann von Wilhelm II. als Handwerker, Gewerbetreibende und Handelsleute nach Berlin geholt worden. Zu Beginn zählte die Gemeinde nicht viel mehr als ein Dutzend Mitglieder, doch seit 1915 besuchten 70 SchülerInnen die Schule und in den 30er Jahren wuchs die Mitgliederzahl auf 500.

Außerdem fand Pfarrer Adolf Kurtz in der Umgebung der Zwölf Apostel Kirche Mietkasernen, Nachtlokale, Vergnügungsetablissements und aufgrund der Inflation so viel Armut, dass er bereits 1923 Notküchen in der Kirche eröffnete.

So wie in ganz Berlin erstarkte auch in den christlichen Gemeinden entlang der Potsdamer Straße das anti-demokratische Gebaren. Die Mehrzahl der Christen begrüßte das Ende der Weimarer Republik mit einem Aufatmen und gingen freiwillig eine Verbindung zu den Nationalsozialisten ein.

Gleichzeitig wurde die Potsdamer Straße Ende der 20er Jahre zur nationalsozialistischen Einfallsschneise. 1927 eröffnete die zweite Geschäftsstelle der NSDAP in Berlin in der Lützowstraße 44. (Ecke Derfflinger Straße). Mit der Machtergreifung verboten die Nazis alle politischen Kundgebungen im Sportpalast (auf dem Gelände des heutigen Pallasseum), um den Ort ausschließlich für ihre eigenen Propagandazwecke nutzen zu können.

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Aufmärsche der SA und der NSDAP waren auf den breiten Straßen an der Tagesordnung. Während des Krieges befand sich das von Adolf Eichmann geleitete „Judenreferat“ IV B 4 in der Kurfürstenstraße 115/116 (heute Hotel „Sylter Hof“). Die Deutsche Arbeitsfront befand sich in der Potsdamer Straße 182 (heute PallasT) und im Krankensaal des „Deutschen Frauenordens“ in der Kurfürstenstraße wurden verwundete SA-Männer wieder gesund gepflegt.

In der Zwölf Apostel Kirche fanden Massentrauungen von SA-Mitgliedern statt. „Die damalige Kirche stand nicht ZWISCHEN  Kreuz und Hakenkreuz sondern FÜR Kreuz und Hakenkreuz“,“ sagte Pfarrer Heinz-Hermann Tschaikowsky in einem Vortrag am 11. März 2010 im Gemeindehaus.

Am 13. November 1933 tagten die Deutschen Christen im nahen Sportpalast. Sie forderten die restlose Durchführung des Arierparagraphen, einen Verzicht auf das „undeutsche“ alte Testament, da es sowieso nur „jüdische Lohnmoral, Viehhändler- und Zuhältergeschichten“ enthalte und die Verkündung eines heldisch, germanischen Jesus.

Auch ein Pfarrer der Zwölf Apostel Kirche war unter den 20.000 begeisterten Zuhörern. Er wurde zu einem vehementen Widersacher von Adolf Kurtz und versäumte keine Gelegenheit ihn zu denunzieren.

Und derer ergaben sich viele. Adolf Kurtz‘ Ehefrau Eva war die Tochter des jüdischen Chirurgen Moritz Borchardt und in Zwölf Apostel getauft.

Adolf Kurtz war von Anfang an aktives Mitglied der Bekennenden Kirche und damit Verhaftungen und Hausdurchsuchungen ausgesetzt. Im April 1934, als SA-Führer Peter Voss unter Fahnen und mit großem Aufgebot in der Zwölf Apostel Kirche beigesetzt wurde, ließ Kurtz sich nicht von Gestapo und SS beirren und trat in lauter, offener Fürbitte für die verfolgten Brüder und Schwestern der Bekennenden Kirche ein.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten 1933 eröffnete Kurtz für Christen jüdischer Herkunft ein Hilfsbüro (Vorläufer „Büro Grüber“) und richtete eine Schule für vertriebene Kinder jüdischer Herkunft in der Oranienburger Straße ein. Seit 1935 hielt er ständig Kontakt mit Widerstandsgruppen und mit ausländischen kirchlichen Persönlichkeiten aus der Ökumene.

Die Bekennende Kirche protestierte erst im Mai 1936 – im Jahr der Olympiade in Berlin – das erste Mal öffentlich gegen die Rassenpolitik der Nazis. In einer von Friedrich Weißler und Ernst Tillich verfassten Denkschrift, die an die ausländische Presse verteilt wurde, stellten sie das christliche Gebot der Nächstenliebe gegen die Verpflichtung zum Judenhass, prangerten die Konzentrationslager an und sahen in Juden den hilfsbedürftigen Bruder und nicht den Rassefeind. Pfarrer Kurtz organisierte die Bekenntnisversammlungen mit Rednern aus dem Ausland.

Doch die Bekennende Kirche schwieg im Verlauf der Reichspogromnacht im November 1938. Wie überall in Berlin tobte der Mob auch an der Potsdamer Straße. In der Synagoge Lützowstraße randalierte sie hauptsächlich im Inneren, denn die umstehenden Häuser wären bei einem Brand in Mitleidenschaft gezogen worden. So blieb das Gotteshaus erhalten und im April 1942 wurde der letzte Festgottesdienst dort abgehalten.

Die sephardischen Juden hatten bis weit in die Nazizeit hinein ihre türkischen Pässe behalten, was sie als Ausländer für einige Jahre vor der Deportation schützte. Doch dann fielen sie der türkischen Politik zum Opfer. Diese bürgerte ihre in Deutschland lebenden Juden aus, und sie wurde zu Freiwild in Nazideutschland. Am 25. Januar 1943 wurde Rabbiner Eli J. Uziel ins Ghetto Riga deportiert und getötet. Von anderen Gemeindemitglieder gibt es keine genauen Angaben.

Pfarrer Adolf Kurtz tat sein Möglichstes um getaufte Juden zu schützen. Am 16. Oktober 1941 sprach er zusammen mit dem katholischen Bischof Heinrich Wienken bei Adolf Eichmann vor. „Wir beschlossen, wie wir es schon öfters getan hatten, in die Höhle des Löwen zu gehen und mit dem Höchstverantwortlichen in der Gestapo zu verhandeln. […] Man warnte uns dringend, zu Eichmann zu gehen. […] Die wildesten Gerüchte kursierten über ihn, schlimmer noch als über Himmler. Allgemein wurde er als der ‚Judenmörder‘ bezeichnet,“ erinnerte sich Kurtz 1960.  Der Besuch war erfolgreich und die Schule in der Oranienburger Straße konnte vorerst weitergeführt werden.

Die Zwölf Apostel Kirche wurde zur Bekennenden Kirche mit circa 1.000 Mitgliedern, von denen etwa 250 getaufte Christen waren. Noch in der Karwoche 1942 ließ Kurtz Christen mit und ohne Judenstern am Abendmahl teilnehmen. Die (deutsche) Mutter eines gerade konfirmierten Jungens protestierte dagegen bei der Partei, denn sie war schockiert, dass ihr Sohn so etwas erleben musste.

Die Nazis sahen den Ereignissen in Zwölf Apostel teils ohnmächtig zu und nannten sie „Synagoge am Nollendorfplatz.“ SA-Trupps besuchten die Gottesdienste und forderten, dass der „Judenknecht“ Kurtz von der Kanzel herunter steigen sollte.

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Doch 1942 drohte auch Kurtz die Deportation nach Dachau. Dank der Verbindungen seines Schwiegervaters zum später ermordeten Rechtsanwalt Carl Langbehn und zu einem Kreis von Prominenten – darunter Theodor Heuss, Otto Dibelius, Ferdinand Sauerbruch – wurde er gerettet.

Nicht so die jüdischen Gemeindehäuser. Das Gelände, auf dem sich das Haus mit der Synagoge der sephardischen Gemeinde befand, ist seit Kriegsende eine Brache. Nichts erinnert mehr an das, was dort einmal stattfand.

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Die Reste der zerbombten liberalen Synagoge wurden 1954 abgetragen.

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1948 übersiedelte Adolf Kurtz nach Oxford und wurde dort Pfarrer der deutschen Gemeinde. Von hier gründete er Tochtergemeinden – unter anderem in Coventry – und leistete Versöhnungsarbeit.

Doch die Versöhnungsarbeit und die Begegnungen zwischen Juden und Christen in Deutschland gestaltete sich schwierig. In Berlin gründeten die Amerikaner 1949 die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Pfarrer beteiligten sich daran zunächst nur sehr zögerlich.

Der Berliner Kirchentag 1961 war der erste mit einer Arbeitsgemeinschaft von Christen und Juden. Sie wollten über Gemeinsamkeiten und Trennendes. Das Aufeinandertreffen war so heftig, dass der Dialog schon kurz nach Beginn fast wieder beendet war.

1991 bekannten sich die Christen zur Mitschuld am Holocaust. Im Jahr 2000 wurde die Judenmission – durchaus gegen Widerstand – definitiv verworfen. Erst seit 2006 treffen sich in Deutschland einmal jährlich Vertreter von katholischer Bischofskonferenz und evangelischer Kirche mit Repräsentanten der beiden Rabbinerkonferenzen.

1975 verstarb Adolf Kurtz in England und wurde auf dem Alten Zwölf-Apostel-Kirchhof in der Kolonnenstraße begraben. Im Juni 2001 folgte ihm seine Frau.

Das Gemeindehaus der Zwölf Apostel Kirche wurde schon vor einiger Zeit nach diesem besonderen Pfarrer benannt. Im Jahr 2008 begannen die ersten Überlegungen für einen Gedenktafel Diese wurde am 14. März 2010 im Rahmen eine Gedenkgottesdienst enthüllt.

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Nachklang:
Auf Initiative der Quartiersmanagements treffen sich seit 2006 VertreterInnen der verschiedenen Religionsgemeinschaften in Tiergarten-Süd und Schöneberg Nord. Sie alle wollen eine stärkere Mitverantwortung für das soziale Zusammenleben der verschiedenen Kulturen und Religionen im Kiez übernehmen. Hierzu gehören:
Zwölf Apostel Gemeinde
Lukas Gemeinde
Syrisch-Orthodoxe Gemeinde
Semerkand Moschee
American Church
St. Matthias
Anadolu Moschee
Eine Synagoge ist nicht dabei, denn es gibt kein jüdisches Gemeindeleben mehr an der Potsdamer Straße.
Hinweis:
Vom Bosporus an die Spree – Türkische Juden in Berlin
Eine Ausstellung des Centrum Judaicum
4. Februar bis 3. Mai 2010
Oranienburger Straße 20, 10117 Berlin
Reminiszenzen
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Quellen:
* Wikipedia
* Evangelische Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde
* Vorträge von Pfarrer Heinz-Hermann Wittrowsky und Dr. Harmut Ludwig
* Sibylle Nägele und Joy Markert: Literatur-Salon Potsdamer Straße: »Die Potsdamer Straße. Geschichten, Mythen und Metamorphosen« Frühzeit und Entwicklung der Gemeinden
* Jüdische Zeitung
* Ulrich Eckhardt /Andreas Nachama: Jüdische Orte in Berlin, Nicolai Verlag 1996
* Jörg Krohmer: Foto Stolperstein Abraham Fromm, Potsdamer Straße 102

Wie finster ist das denn?

Am letzten Sonntag fand meine erste Straßenführung „Verruchte Potse“ in diesem Jahr statt. Spricht man mit Ortsfremden über die Gegend an der Potsdamer Straße, landet man mehr oder weniger schnell beim Schatten, bei der Straßenprostitution, beim Sportpalast mit Goebbel’s Rede vom totalen Krieg und bei Freisler’s Schauprozessen im Kammergericht im Kleistpark. Also habe ich mich entschieden, diese dunklen Themen zum Ausgangspunkt meiner Führung zu nehmen. Als „subversive Lebenskraft“ beschreibt die Psychoanalytikerin Verena Kast den Schatten, das Dunkle.

Am nächsten Tag las ich die News-Ticker: „Mädchen im Kleistpark vergewaltigt.“ Die Tat sollte am Samstagnacht geschehen sein. Trotz der dünnen Nachrichtenlagen stürzten sich die Zeitung auf diese Meldung. Sogar die Süddeutsche – wozu?

Gleich am Montag war RTL vor Ort und wollte von AnwohnerInnen und SozialarbeiterInnen Zitate haben vor laufender Kamera. Es gab aus dem Schmuddelkiez mal wieder was zu berichten. Die Bildzeitung spürte schon Angst in ganz Berlin. So ein Quatsch.

Am Sonntag Vormittag hatten wir nichts von der Tat gewusst. Trotz der vereisten Fußwege entschieden wir uns für den Weg durch den Park. Die Sonne ließ den Schnee glitzern, das Kammergericht war majestätisch und durch die winterlich entlaubten Blätter konnten wir das Pallasseum und den gewaltigen Bunker sehen, den es überspannt.

Jetzt verdunkelte sich der Park für mich aufgrund der begangenen Tat. Die Sichtweise bestimmt das Objekt. Meine Gedanken und meine Fantasie gingen in ein Wechselspiel.

Die Sophie-Scholl-Oberschule grenzt an den Park, die örtliche Bücherei, es gibt dort Bolzplätze, einen Spielplatz, den Kindertreff PallasT. Was bedeutet diese Tat für sie?

Meine pragmatische Seite dachte – an die Öffnungszeiten im Park/War er um 22.45 Uhr nicht längst geschlossen? – an die Kälte/Wie hält man das so lange aus? Mein Gedanke, dass Mädchen nicht durch dunkle Parks gehen dürfen, wurde gleich von meinem Trotz gestoppt: egal wie dunkel, Mädchen sollen sich überall aufhalten können.

Meine Gedanken gingen zu den Tätern. Waren es Jugendliche, die ich durch meine Aktivitäten hier im Kiez kenne? Ich ließ sie an meinem geistigen Auge defilieren und konnte es mir nicht vorstellen. Von keinem. Die Meldungen berichteten von „südländisch“ Tätern, in der Abgrenzung zu „türkisch“/„arabisch“ versuchte ich sicheren Boden zu behalten.

Versuche mit diesem neuen Dunkel hier im Kiez fertig zu werden. Ein dunkler Schatten fiel auf einen Ort, der hier als friedlich Oase gilt. In einer Gegend, in der sich seit 10 Jahren darin engagieren, Gewalt und Chaos in gutes Miteinander und Chancen zu verwandeln. Der nicht frei von Probleme ist, aber liebenswert in seiner Entwicklung.

Am Montag kam die Meldung, dass die Vergewaltigung wahrscheinlich erfunden sei. Zunächst Erleichterung. Dann wieder Fragen. Warum denkt sich ein Mädchen so etwas aus? Warum geht die Polizei so schnell an die Presse? Warum liebt die Presse dunkle Themen und zwar in einer Weise, die nicht Licht ins Dunkle bringt, sondern seinen Kitzel liebt. Die Fehlermeldungen sind nur kurz. Allein der Tagesspiegel macht noch einmal eine ganze Geschichte draus.

Was bleibt?

Ich bin traurig aufgrund der Ereignisse.

Die „subversive Lebenskraft“ dessen, was da in zwei Tagen abgelaufen ist für mich darin zu spüren, wie sehr ich mich hier mit der Gegend identifiziere, wie sehr ich zu ihr halte und zu allen, die seit vielen Jahren, engagiert und zuverlässig mit den dunklen Themen hier arbeiten, seien es SozialarbeiterInnen, StreetworkerInnen, Drogendienste, QuartiermanagerInnen, QuartiersrätInnen, Prostituiertenorganisationen, GeschichtslehrerInnen und viele mehr. Zu allen, die nicht weggucken, nicht schönreden, sondern mit dem arbeiten, was ist.

Und gleichzeitig bleibt mein Blick mehr als sonst an gewalttätigen Notizen hängen. Am abstrusesten finde ich die Reklame für ein Duschgel, das aussieht wie Blut und einen Duschvorhang mit Blutspuren à la Psycho?  Wie krank ist das denn?

Hilferuf des Jugendteams und Aufruf zur Blockade der Pohlstraße

Dies ist ein Aufruf des Jugendteams in der Pohlstraße zur Blockade der Pohlstraße, um die geplanten Schließung der einzigen Jugendeinrichtung in Tiergarten Süd abzuwehren.

BLOCKADE
POHL/ Ecke POTSDAMERSTRASSE
MONTAG 30.11.09 um 16 Uhr

Am 3.12. will der Jugendhilfeausschuss Berlin-Mitte über den Vorschlag beschließen die einzige Kinder und Jugendeinrichtung in Tiergarten Süd und die einzige Einrichtung überhaupt östlich der Potsdamer zu schließen. Dies ist eine totale Katastrophe weil

* täglich 30 bis 40 Kinder und 20 Jugendliche zu uns kommen
* hier die Schulsozialarbeit angeboten wird
* die Einrichtung seit 15 Jahren besteht und sich sehr großer Beliebtheit erfreut
* es NICHTS ansonsten für Jugendliche gibt
* sich am Wochenende hier dreißig Eltern zu Erziehungsgesprächen treffen
* das einzige Angebot der MÄDCHENARBEIT in Tiergarten Süd hier existiert
* seit fünfzehn Jahren Sport für Kinder- und Jugendliche angeboten wird
* die Einrichtung eine Oase in einem brisanten Kiez ist (Drogenstrich etc.)

Wegen der hohen Schulden von Mitte müssen im ganzen Bezirk Einrichtungen geschlossen werden. Das allein ist ein Skandal. Ein Versorgungsgrad von 50% ein Armutszeugnis. Darüber hinaus ist es aber auch unbegreiflich, warum 300 000 Euro weiter in Angebote für Kinder fließen sollen und für Jugendliche nahezu NICHTS mehr bleibt. WAS SOLL DAS? Auch die Kinder aus der Pohlstraße und Umgebung besuchen die Einrichtung des Jugendteams.

BITTE HELFEN SIE MIT DIESEN WAHNSINN ZU STOPPEN.

Uns unterstützen die Schule, die Polizei, die Anwohner, die Gewerbetreibenden, das Quartiersmanagement. Hunderte von Unterschriften liegen vor.

Die taz beschreibt die Situation unter dem Titel „Jugend ohne Treff“

Was können Sie tun?
Kommen Sie am Montag um 16 Uhr zur Pohlstraße und unterstützen Sie die Blockade.
Schreiben Sie Prostestmails an: Protestmails bitte an:

Bezirksbürgermeister Christian Hanke
Mathilde-Jacob-Platz 1
10551 Berlin
Tel.: 9018-32200
christian.hanke@ba-mitte.verwalt-berlin.de

Referentin des Bürgermeisters Ulla Sick-Reiff
Tel.: 9018-33749
ulla.sick-reiff@ba-mitte.verwalt-berlin.de

Jugendhilfeausschuss Bezirksamt Mitte von Berlin
Jugendamt
Jug ID 3
Rainer Jähring
Tel. (030) 9018-23518
rainer.jaehring@ba-mitte.verwalt-berlin.de

Der Gleisdreieck Park erreicht die Potsdamer Straße

Nun haben die Planungen für den Gleisdreieck Park auch die Quartiere Tiergarten-Süd und Schöneberg Nord an der Potsdamer Straße erreicht. Während auf dem Kreuzberg zugewandten Teil bereits gebaut wird, hat im November die Bürgerbeteiligung für die westliche Parkseite begonnen.

Viel Andrang war beim Termin im November, an dem VertreterInnen des Planungsbüros Loidl ihre Planungen vorstellten. Doch die Aussicht auf eine große zentrale Wiese (die Schöneberger Wiesen), Spielflächen, Spielplatz, „Marktplatz“ für verschiedene Nutzungen, Beachvolleyballfelder und Open-Air-Kino am Tunnelmund stellten die AnwohnerInnen nicht zufrieden.

Teilweise sehr emotional und laut diskutierten die Pflanzen-, Hunde- und Kinderliebhaber an diesem Abend. Etwas dezenter und per schriftlicher Stellungnahmen meldeten sich der Quartiersrat Magdeburger Platz (Stellungnahme) und die IG-Potsdamer Straße zu Wort.

Aus der Veranstaltung und den Stellungnahmen lassen sich zu diesem Zeitpunkt folgende Forderungen zusammen fassen:

Die Artenvielfalt ist prächtig und soll unbedingt erhalten bleiben
Es muss einen Hundeauslaufplatz geben
Für RadfahrerInnen ist ein komfortables Wegenetz zu schaffen
Auch die Senioren möchten den Park nutzen
Ganz zu schweigen von den Kindern
und die auf sie aufpassenden Eltern

Einige Fragen konnten von den PlanerInnen an dem Abend gar nicht überzeugend beantwortet werden. So ist die vorgesehene Bebauung an der Flottwellstraße noch völlig ungeklärt. Die Planungen für neue S-Bahn-Linien (S 21, Stadtbahn) sind mehr als vage.Der Streit über die im Stadtteil fehlenden wettbewerbstauglichen Sportflächen geht weiter. Dabei wären viele der AnwohnerInnen nur zu glücklich, wenn diese auf dem Tempelhofer Feld eingerichtet würden.

Erleichterung gab es für die Kleingartenkolonie POG. Wenn sie sich dem Park-Publikum öffnen, so hieß es, scheint ihr Erhalt gesichert zu sein.

Eine detaillierte Beschreibung der Veranstaltung findet sich in den Artikel Vom 4. Planungsforum zum Gleisdreieck-Park auf dem Landwehrkanal Blog.

Nun heißt es wachsam sein, damit die Wünsche auch wirklich in den Planungen einfließen. Alle, die sich an den weiteren Diskussionen aktiv beteiligen möchten, können dies zwei Mal im Monat tun:

Jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat trifft sich die AG Gleisdreieck im Gemeindesaal Wartenburgstraße 7 in Kreuzberg. Norbert Rheinländer, Anwohnervertreter auch bei den offiziellen Planungstreffen unter Senats- und Bezirksbeteiligung, rief zur Unterstützung auf. So wie die Planung bisher lief ist deutlich, dass die Arbeitsgemeinschaft bei Entscheidungen von offizieller Seite nicht genug mit einbezogen werde.

Wer sich zumindest informieren möchte, findet kontinuierliche Berichte und kritische Stellungnahmen auf dem Gleisdreick Blog.

Wer die Planungen des Planungsbüro Loidl einsehen möchte, kann dies bei Grün Berlin tun.

Der Start für die Umgestaltungsarbeiten ist für Frühjahr 2010 geplant. Bereits im Herbst 2010 soll die Eröffnung gefeiert werden. Da können alle gespannt sein, was dem Gleisdreieck bis dahin blüht.

Herbstliche Parkgestaltungsgefühle und ein Fest mit tränenden Augen

In der letzten Woche hat Frau Senatorin Ingeborg Junge-Reyer, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, einen Stein gelegt – genauer: eine gravierte Charlottenburger Gehwegplatte. Dies war das Zeichen für den Beginn von – nein: keine Fußgängerzone – sondern der Landschaftsbauarbeiten auf dem „Park auf dem Gleisdreieck“. Landschaftsbauarbeiten, die im Herbst beginnen und im Winter zur vollen Blüte kommen, lassen auf interessante Maßnahmen schließen.

Wenige Tage später fand dann ein Parkfest für die Menschen statt. Es gab geführte Spaziergänge über das Gelände. Ein abgesperrter, mit Luftballons behübschter Weg führte zur großen Attraktion: Berlins erstem Naturerfahrungsraum.

Oh ha! Hier ein Zitat aus dem Flyer der GrünBerlin zu diesem Naturwunder: Einer der Attraktionen ist die Hügellandschaft, die regelmäßig mit Wasser gefüllt wird und in der nach Herzenslust gematscht werden darf. Hier können Kinder nach Lust und Laune frei spielen, toben und Natur erleben. (Farbigkeit laut Flyer)

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Wie wird das später wohl im Rest des Parkes? Die Regeln sind auf jeden Fall klar. Sie stehen alle auf dem Plakat in Druck- und Kinderschrift.

“Trauern um einen verlorenen Ort”

überschrieb die Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck ihre Pressemitteilung. Die aufgeführten Punkte erläuterten:  Bürgerbeteiligung gescheitert – Wir trauern um einen verlorenen Ort – Bürgerbetreute Projekte im Park? – Ausblick

Doch waren die Aktiven – wie eh und je wenn es um das Gleisdreieck geht – mit Ständen vertreten und erläuterten mit großer Sachkenntnis und frustrierter Geduld, wie ihre Landschaftsträume zerstört und Bürgerbeteiligung zur Makkulatur geworden ist.

Zukünftig soll der Park (Zitat Pressemitteilung Grün Berlin) eine Brücke zwischen den Berliner Stadtteilen Schöneberg und Kreuzberg und zwischen Altbaukiez und Metropole am Potsdamer Platz schagen. Doch bis dahin versperren mit Schlössern versehene Zäune und Tore den Weg.

Doch einige Ausblicke hat das Atelier Loidl ja bereits computeranimiert und visualisiert.

Damit die Menschen wissen, auf was sie sich freuen können. Dank einer Fotostrecke im Tagesspiegel ist es auch an dieser Stelle möglich. Einfach auf den Stein klicken.

Polizei Ticker # 2412

Die Polizei sucht Zeugen :
Zusammenstoß zwischen Radfahrer und Fußgänger

Die Polizei sucht Zeugen zu einem Unfall zwischen einem Fußgänger und einem Radfahrer. Wie berichtet kam es am 21.08.2009 gegen 21 Uhr 45 an der Potsdamer Ecke Kurfürstenstraße zu einem Zusammenstoß zwischen dem 58-jährigen Fußgänger und einem bisher unbekannten Radfahrer.
Nachdem beide Unfallbeteiligte durch den Zusammenprall zu Boden gestürzt waren, soll sich der unbekannte Mann zwar kurz um den Fußgänger gekümmert, dann aber kurze Zeit später vom Unfallort entfernt haben.
Der 58-Jährige wurde mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert und kann bis heute keine Angaben zum Unfallhergang machen.

Beschreibung des Radfahrers:
Der Mann soll etwa 45 Jahre und älter sein, ca. 160 – 170 cm groß, eine korpulente Figur und schüttere, dunkle Haare mit grauen Strähnen haben. Er trägt einen Oberlippenbart und Brille.

Die Polizei fragt nun in diesem Zusammenhang:
– Wer ist Zeuge des Vorfalls oder kann Angaben zu dem Radfahrer machen?
– Wer kann sonstige sachdienliche Hinweise geben?

Hinweise nimmt der Verkehrsermittlungsdienst der Polizeidirektion 4 unter der…..

……da bricht die Pressemitteilung ab. Deshalb mal vorsorglich die Telefonnummer des Bürgertelefons (030) 4664 – 4664

Chamissos Schatten

Aufgrund meiner Recherchen für die Führung Verruchte Potse befinde ich mich unverhofft mit Adelbert von Chamisso in einer zwiefachen Beziehung: mit ihm als Botaniker in Schöneberg und mit ihm Dichter einer Schatten-Erzählung.

Von 1819–1839 war Chamisso „Pflanzenaufseher“ im Botanischen Garten Berlins (heute Heinrich-von-Kleist-Park). Aufgrund seiner Forschungsergebnisse dort erhielt er sogar die Ehrendoktorwürde der Humboldt Universität. „Chamisso trug maßgeblich dazu bei, dass der Botanische Garten zu Schöneberg als einer der renommiertesten seiner Zeit galt.“ (Quelle S. 23)

Zuvor war er jahrelang auf Reisen und hatte auf einer große Verluste zu beklagen. Als ihn ein Freund fragte, ob er denn auch seinen Schatten eingebüßt hätte, nahm Chamisso diese Bemerkung als Motiv für die Erzählung „Peter Schlehmils wundersame Reise.“

In Kurzform: Peter Schlemihl verkauft seinen Schatten an den Teufel, erwirbt im Gegenzug unendlichen Reichtum und büßt dafür.

Was mich fasziniert – und dies hat wiederum mit der Verruchten Potse zu tun – ist die Tatsache, dass die Menschen Peter Schlehmihl ohne seinen Schatten verabscheuen, sich vor ihm ängstigen, ihn verstoßen.

Die Erzählung wurde nach ihrer Veröffentlichung im Jahr 1814 äußerst erfolgreich. Sie fand Übersetzungen in viele Sprachen, diente indirekt als Vorlage von Jacques Offenbachs Oper Hoffmanns Erzählungen, wurde von Ernst Ludwig Kirchner in einen Bildzyklus gefasst, war in England ein beliebtes Volksmärchen. Noch 1976 war das Thema für die Folk-Rock-Band Ougenweide so interessant, dass sie ein Peter-Schlehmil-Gedicht in ihrem Album Ohrenschmaus vertonte. (Quelle )

Sicher lässt sich diese Aufzählung noch verlängern. Doch auch so zeigt sich m.E. bereits eines sehr deutlich: Ohne seinen/ihren Schatten ist ein Mensch furchteinflössend, abschreckend, unliebsam. Der vorletzte Satz der Erzählung lautet: Du aber, mein Freund, willst Du unter den Menschen leben, so lerne verehren zuvörderst den Schatten, sodann das Geld.

Zu empfehlen ist die Hörversion der Erzählung mit Frank Arnold.

Polizei Ticker # 2151

Die Polizei titelt:   Zwei Festnahmen nach versuchtem Einbruch

Polizeibeamte des Abschnitts 45 nahmen heute früh zwei Männer im Alter von 24 und 25 Jahren nach einem versuchten Geschäftseinbruch in Schöneberg fest.
Die Zivilfahnder bemerkten die Tatverdächtigen gegen 3 Uhr in der Hauptstraße, als diese sich an der Eingangstür eines Lottogeschäfts aufhielten und versuchten, diese aufzuhebeln. Das Duo flüchtete mit einem Pkw „Daimler-Benz“ in Richtung Potsdamer Straße. Die Polizisten nahmen mit hinzu gerufenen Einsatzkräften sofort die Verfolgung auf und stellten die beiden Männer wenig später. Die Kriminalpolizei der Direktion 4 hat die Ermittlungen übernommen. ( 3. August 2009, 15 Uhr )

Zusatzinfo: Da der Polizeiabschnitt 45 für Steglitz, Lichterfelde Nord, Dahlem Ost zuständig ist, nehme ich an, dass die Festnahme noch vor dem Kleistpark erfolgte. Denn erst ab da gilt der Abschnitt 41 = Schöneberg Nord.  (Quelle )

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