Das Programm „Soziale Stadt“ war nie für die Ewigkeit gedacht. Es wurde 1999 entwickelt und bundesweit in 300 Gebieten etabliert. Entlang der Potsdamer Straße sind Tiergarten-Süd und der Schöneberger Norden seitdem Quartiersmanagementgebiete.
Ziel war unter anderem eine Verbesserung der Wohn- und Lebensbedingungen durch städtebauliche, soziale und integrative Maßnahmen. „Ein weiterer Anspruch war, Strukturen aufzubauen, Nachhaltigkeit zu schaffen,“ sagt Sebastian Richter von stadt.menschen.berlin. „Die Frage der Verstetigung ist drin, denn es hört irgendwann auf. Danach sollten sich die aufgebauten Strukturen auch selbst tragen.“
Nun liegt es in der Natur der meisten Förderprogramme, dass die geförderten Projekte sich nach Ablauf der Förderungen höchst selten selbst tragen. Im besten Fall erweisen sie sich als so effektiv, dass sie in die Regelfinanzierung übernommen werden.
Im letzten Jahr begann der Quartiersrat Schöneberger Norden und das Quartiersmanagement an die Zukunft zu denken. Zunächst wurde festgestellt, dass die Strukturen, die in den letzten zehn Jahren entstanden sind, erhaltenswert sind. Im nächsten Schritt wurde ein Projekt auf den Weg gebracht, mit dessen Hilfe in den in den kommenden Jahren ein Akteur entstehen soll, der eine wichtige Rolle bei der bürgerschaftlichen Stadtteilarbeit in Schöneberg übernimmt.
Auftaktveranstaltung Initiative Bürgerstiftung
Donnerstag, 10. März, 19.00 Uhr
PallasT – Pallasstraße 35 / Ecke Potsdamer Straße
In diese Vorbereitungen hinein knallte im Herbst 2010 der Peitschenschlag des Bundesbausenators Peter Ramsauer. Er kündigte an, die Fördermittel des Städtebauprogramms um 72 Prozent zu kürzen. Nur Bauprojekte sollten gefördert, die Gelder im Bereich soziale Integration und Bildung gestrichen werden.
„Die geplanten Kürzungen würden wertvolle Erfolge und Bemühungen der letzten 11 Jahre zunichte machen und uns um Jahre zurückwerfen,“ empörte sich der Quartiersrat Schöneberger Norden in einer Stellungnahme an Bundestagsabgeordnete und andere Politiker. Der Quartiersrat Tiergarten Süd gab zu bedenken: „Da die Missstände in den Städten nicht ein lokales Problem sondern auf der Grundlage allgemeiner gesellschaftlicher Entwicklungen entstanden sind, ist eine Beteiligung des Bundes an ihrer Beseitigung zwingend erforderlich.“
Der Arbeitskreis der Berliner QMbeauftragten eine Protestveranstaltung in der Zwölf Apostel Kirche in der Kurfürstenstraße. Es gab Demonstrationen und 13303 Menschen unterschrieben eine Petition gegen die Kürzungspläne. Ohne Erfolg. Der Kürzungsbeschluss blieb erhalten.
Im Februar 2011 gab es einen Silberstreif am Horizont. Der Hauptausschuss des Berliner Abgeordnetenhaus beschloss auf Vorlage des Senats, die fehlenden Mittel für das Jahr 2011 auf 100% aufzustocken. „Wir werden uns die erfolgreiche Arbeit in den Kiezen nicht kaputt machen lassen,“ sagte Senatorin Junge-Reyer.
Das sichert die Gegenwart. „Quartiersmanagement arbeitet partizipativ,“ erläutert Clemens Klikar. „Zu der Arbeit gehört die erfolgreiche Netzwerkbildung.“
So bestehen auch nach ihrem Umzug in die Bülowstraße zwischen HUZUR und den ehemaligen Nachbar/innen im Kulmer Kiez gute Kontakte. Die Nachbarschaftstreffs der Kiezoase in der Froben- und Steinmetzstraße stehen in ständigem Austausch. Durch die kiezübergreifende Arbeit von Outreach sind die Jugendlichen vernetzt. Die lokalen Bildungsinstitutionen kooperieren ebenfalls.
In Tiergarten-Süd ist die Zusammenarbeit zwischen der Grundschule Tiergarten-Süd und den Trägern Fipp e.V. und KIDZ e.V. etabliert. Zur Zeit kommt das Jugendkulturzentrum die PUMPE als starker Partner dazu. Ebenfalls gut vernetzt sind einige KünstlerInnen und Gewerbetreibende.
Welches Veränderungspotenzial liegt in dem geplanten Projekt? „Zur Zeit kommt die Definitionskraft bei der Bürgerbeteiligung von außen,“ erläutert Clemens Klikar und prophezeit: „Mit veränderten Akteursgruppen entstehen auch andere Zielstellungen, andere Strukturen und andere Organisationsformen.“
Gemeinsam mit seinem Kollegen Sebastian Richter leitet er das Projekt INITIATIVE Bürgerstiftung Schöneberger Norden, das nun gestartet ist. Sie schreiben in der Ankündigung über den zu entwickelnden Akteur: Das kann ein Initiativkreis oder ein Förderverein sein, oder sogar eine Bürgerstiftung werden. Langfristiges Ziel ist es, Projekte und Maßnahmen von Bürgern für Bürger zu fördern und zu unterstützen. Dafür notwendige Mittel sollen bei Privaten und Institutionen eingeworben werden.
Die INITIATIVE möchte Menschen einen unabhängigen und gemeinnützigen Rahmen für ihr persönliches, institutionelles und/oder materielles Engagement geben.
Die INITIATIVE ist offen für Menschen aller Ziel-, Alters-, Herkunfts-Gruppen und hat „das gefühlte Schöneberg“ im Blick.
Die Weichen im Schöneberger Norden für die Zeit nach dem Förderprogramm „Soziale Stadt“ sind also gestellt und jedeR kann sich an der Gestaltung beteiligen. „Für die Zukunft steht lediglich fest, dass etwas Eigenständiges entsteht,“ so Klikar. „Die Erfolgschancen sind um so größer, je offener man an diesen Prozess herangeht.“
Alle die Interesse haben, daran mitzuarbeiten sind herzlich eingeladen
Auftaktveranstaltung Initiative Bürgerstiftung
Donnerstag, 10. März, 19.00 Uhr
PallasT – Pallasstraße 35 / Ecke Potsdamer Straße