Schlagwort-Archiv: Quartiersmanagement

Quartiersmanagement ist endlich. Und dann? Machen Sie mit!

Das Programm „Soziale Stadt“ war nie für die Ewigkeit gedacht. Es wurde 1999 entwickelt und bundesweit in 300 Gebieten etabliert. Entlang der Potsdamer Straße sind Tiergarten-Süd und der Schöneberger Norden seitdem Quartiersmanagementgebiete.

Ziel war unter anderem eine Verbesserung der Wohn- und Lebensbedingungen durch städtebauliche, soziale und integrative Maßnahmen. „Ein weiterer Anspruch war, Strukturen aufzubauen, Nachhaltigkeit zu schaffen,“ sagt Sebastian Richter von stadt.menschen.berlin. „Die Frage der Verstetigung ist drin, denn es hört irgendwann auf. Danach sollten sich die aufgebauten Strukturen auch selbst tragen.“

Nun liegt es in der Natur der meisten Förderprogramme, dass die geförderten Projekte sich nach Ablauf der Förderungen höchst selten selbst tragen. Im besten Fall erweisen sie sich als so effektiv, dass sie in die Regelfinanzierung übernommen werden.

Im letzten Jahr begann der Quartiersrat Schöneberger Norden und das Quartiersmanagement an die Zukunft zu denken. Zunächst wurde festgestellt, dass die Strukturen, die in den letzten zehn Jahren entstanden sind, erhaltenswert sind. Im nächsten Schritt wurde ein Projekt auf den Weg gebracht, mit dessen Hilfe in den in den kommenden Jahren ein Akteur entstehen soll, der eine wichtige Rolle bei der bürgerschaftlichen Stadtteilarbeit in Schöneberg übernimmt.

Auftaktveranstaltung Initiative Bürgerstiftung
Donnerstag, 10. März, 19.00 Uhr
PallasT – Pallasstraße 35 / Ecke Potsdamer Straße

Einladungsflyer

In diese Vorbereitungen hinein knallte im Herbst 2010 der Peitschenschlag des Bundesbausenators Peter Ramsauer. Er kündigte an, die Fördermittel des Städtebauprogramms um 72 Prozent zu kürzen. Nur Bauprojekte sollten gefördert, die Gelder im Bereich soziale Integration und Bildung gestrichen werden.

Die geplanten Kürzungen würden wertvolle Erfolge und Bemühungen der letzten 11 Jahre zunichte machen und uns um Jahre zurückwerfen,“ empörte sich der Quartiersrat Schöneberger Norden in einer Stellungnahme an Bundestagsabgeordnete und andere Politiker. Der Quartiersrat Tiergarten Süd gab zu bedenken: „Da die Missstände in den Städten nicht ein lokales Problem sondern auf der Grundlage allgemeiner gesellschaftlicher Entwicklungen entstanden sind, ist eine Beteiligung des Bundes an ihrer Beseitigung zwingend erforderlich.“

Der Arbeitskreis der Berliner QMbeauftragten eine Protestveranstaltung in der Zwölf Apostel Kirche in der Kurfürstenstraße. Es gab Demonstrationen und 13303 Menschen unterschrieben eine Petition gegen die Kürzungspläne. Ohne Erfolg. Der Kürzungsbeschluss blieb erhalten.

Im Februar 2011 gab es einen Silberstreif am Horizont. Der Hauptausschuss des Berliner Abgeordnetenhaus beschloss auf Vorlage des Senats, die fehlenden Mittel für das Jahr 2011 auf 100% aufzustocken. „Wir werden uns die erfolgreiche Arbeit in den Kiezen nicht kaputt machen lassen,“ sagte Senatorin Junge-Reyer.

Das sichert die Gegenwart. „Quartiersmanagement arbeitet partizipativ,“ erläutert Clemens Klikar. „Zu der Arbeit gehört die erfolgreiche Netzwerkbildung.“

So bestehen auch nach ihrem Umzug in die Bülowstraße zwischen HUZUR und den ehemaligen Nachbar/innen im Kulmer Kiez gute Kontakte. Die Nachbarschaftstreffs der Kiezoase in der Froben- und Steinmetzstraße stehen in ständigem Austausch. Durch die kiezübergreifende Arbeit von Outreach sind die Jugendlichen vernetzt. Die lokalen Bildungsinstitutionen kooperieren ebenfalls.

In Tiergarten-Süd ist die Zusammenarbeit zwischen der Grundschule Tiergarten-Süd und den Trägern Fipp e.V. und KIDZ e.V. etabliert. Zur Zeit kommt das Jugendkulturzentrum die PUMPE als starker Partner dazu. Ebenfalls gut vernetzt sind einige KünstlerInnen und Gewerbetreibende.

Welches Veränderungspotenzial liegt in dem geplanten Projekt? „Zur Zeit kommt die Definitionskraft bei der Bürgerbeteiligung von außen,“ erläutert Clemens Klikar und prophezeit: „Mit veränderten Akteursgruppen entstehen auch andere Zielstellungen, andere Strukturen und andere Organisationsformen.“

Gemeinsam mit seinem Kollegen Sebastian Richter leitet er das Projekt INITIATIVE Bürgerstiftung Schöneberger Norden, das nun gestartet ist. Sie schreiben in der Ankündigung über den zu entwickelnden Akteur: Das kann ein Initiativkreis oder ein Förderverein sein, oder sogar eine Bürgerstiftung werden. Langfristiges Ziel ist es, Projekte und Maßnahmen von Bürgern für Bürger zu fördern und zu unterstützen. Dafür notwendige Mittel sollen bei Privaten und Institutionen eingeworben werden.
Die INITIATIVE möchte Menschen einen unabhängigen und gemeinnützigen Rahmen für ihr persönliches, institutionelles und/oder materielles Engagement geben.
Die INITIATIVE ist offen für Menschen aller Ziel-, Alters-, Herkunfts-Gruppen und hat „das gefühlte Schöneberg“ im Blick.

Die Weichen im Schöneberger Norden für die Zeit nach dem Förderprogramm „Soziale Stadt“ sind also gestellt und jedeR kann sich an der Gestaltung beteiligen. „Für die Zukunft steht lediglich fest, dass etwas Eigenständiges entsteht,“ so Klikar. „Die Erfolgschancen sind um so größer, je offener man an diesen Prozess herangeht.“

Alle die Interesse haben, daran mitzuarbeiten sind herzlich eingeladen

Auftaktveranstaltung Initiative Bürgerstiftung
Donnerstag, 10. März, 19.00 Uhr
PallasT – Pallasstraße 35 / Ecke Potsdamer Straße

Informationen
initiative[at]stadt-menschen-berlin[.]de
030/89735631
Durchführung
stadt.menschen.berlin
Clemens Klikar
Sebastian Richter
Stubenrauchstraße 62
12161 Berlin

Vor der Party ist bei der Wahl

Am Freitag, den 26. November 2010, wird von 14 – 19 Uhr der Quartiersrat im QM-Gebiet Magdeburger Platz in Tiergarten-Süd gewählt.

Der Quartiersrat (QR) ist ein gewähltes Bürgergremium mit Vertreter/innen der Anwohner, des Gewerbes vor Ort und der Einrichtungen und Initiativen, die „Partner der Quartiersentwicklung“ sind. Die QR-Mitglieder entscheiden über die Projekte mit, die im Gebiet mit Mitteln aus dem Programm Soziale Stadt gefördert werden, und kümmern sich auch sonst um Vieles, was im Kiez passiert.

Wählen darf jedeR, der/die im Quartier wohnt und dies mit der Vorlage eines Personalausweises oder einem entsprechenden Dokument nachweisen kann. Auch wahlberechtigt sind Gewerbetreibende und Beschäftigte bei einem Partnern der Quartiersentwicklung. Auch hier ist ein Bestätigungsschreiben notwendig.

Mehr Informationen zum Quartiersmanagementverfahren erfahren Sie hier
Zu Wahl und Quartiersrat hier

Und hier erfahren Sie jetzt alles zur Wahlparty, die wir mit AnwohnerInnen, Sympathisanten, Durchreisenden, Eingeladenen, Ausgeschlossenen, Weltenbummlern, dem QM, dem Bezirk, dem Senat, dem Staat und ohne Vorlage irgendwelcher Bescheinigungen feiern wollen.

Wahlparty
Freitag, 26.11.2010 ab 19.00 Uhr
im Café Isotop, Pohlstraße 64

qr

Programm

19.00 Uhr – Beginn – Essen – …
20.00 Uhr – Verkündung des Wahlergebnisses
21.00 Uhr – Kabarett
danach – Feiern, sich Freuen und das Leben genießen.

Ab Dienstag, den 30. November sind alle Informationen zum Ausgang der Wahl unter www.tiergarten-sued.de zu finden.

Halb aus dem Schlamassel ist noch nicht gerettet – Petition „Rettet die Soziale Stadt“ bis zum 18. November zeichnen

In den frühen Morgenstunden berichtete die Berliner Morgenpost, dass der Haushaltsausschuss des Bundestages gestern beschlossen hätte, dass im kommenden Jahr 455 Millionen Euro für das Programm „Soziale Stadt“ zur Verfügung stehen soll. Auf Berlin entfallen dabei 22,5 Millionen Euro. Das ist mehr als die schlimmsten Befürchtungen prophezeiten und die CDU und FDP an Kürzungen forderten.

Nun kann man darüber debattieren, ob dass das Glas halb voll oder halb leer lässt.

In 2010 standen Berlin 30 Millionen Euro zur Verfügung. Die geplanten Kürzungen hätten nur 15 Millionen übrig gelassen. Sind 22,5 Millionen dann ein Teilerfolg?

Erstmal schon, doch darüber sollte nicht vergessen werden, die derzeit laufende Petition Bauwesen – Keine Kürzung der Mittel für Städtebauförderung beim Bundestag zu zeichen. Dies ist die offizielle Petition beim Bundestag. Zuvor lief schon eine, die von über 7.000 Menschen gezeichnet wurden.

Bei der jetzigen, entscheidenden haben dies bisher 1.042 Menschen gemacht. Doch um überhaupt gehört zu werden, benötigen wir 50.000 Unterschriften. Weder Staatsangehörigkeit noch Volljährigkeit sind dabei von Bedeutung, aber eine Registrierung mit Name und Email-Adresse ist notwendig. Die Daten werden dabei geschützt.

Also klicken, mitzeichnen und weitersagen

Warum?

Gestrichen wird das Soziale an der „Sozialen Stadt“, also alles was über reine Baumaßnahmen hinausgeht, denn CDU und FDP wollen die übrig bleibende Förderung auf investive Aufgaben beschränken, schreibt Anne Wispler, Blogbetreiberin und Kiezmentorin, auf dem von ihr hervorragend betriebenen Blog „Rettet die Soziale Stadt“. Damit gemeint sind aber nicht etwa Investitionen in Bildung und Integration, also in die Menschen der betroffenen „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf,“ fährt sie fort. So setzt sich die Regierung über die Kommunen und Experten hinweg, die gewarnt hatten, dass ohne das erfolgreiche Fördermittel „Soziale Stadt“ große Probleme in den Städten drohen.

Der Untertitel des Blogs bringt auf den Punkt um was es geht: „Die Menschen, nicht die Häuser machen die Stadt“

Denn die Mittel des Städtebauförderprogramm kombinieren bauliche mit sozial-integrativen Massnahmen. Das Programm verbindet bauliche Investitionen der Stadterneuerung mit Maßnahmen zur Förderung von Bildung, Beschäftigung und Integration. In der Petition heißt es dazu: Zentrale Fragen der Gesellschaft wie die Integration und Bildung werden in den Quartieren zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern bearbeitet. Das ehrenamtliche Engagement zahlreicher Bewohner, Eigentümer und Gewerbetreibender bei der Gestaltung ihrer Nachbarschaften wird durch die radikalen Kürzungspläne bedroht. Dieses Engagement hat gezeigt, dass der Einsatz staatlicher Gelder durch die Mitarbeit der Bürger wesentlich effektiver und erfolgreicher wird und für den Ausbau sozialen Zusammenhalts in benachteiligten Quartieren unerlässlich ist.

Die Notwendigkeit Geld zu sparen ist allgegenwärtig. Doch wenn man bedenkt, dass jeder Euro Städtebauförderung des Bundes rund acht Euro an Folgeinvestitionen auslöst, kann man auch argumentieren: Den Senat von Berlin kostet das Programm zwar rund 15 Millionen jährlich. Doch folgen dem rund 120 Millionen Euro an Nachfolgeinvestitionen. Das heißt, dass die beschlossenen Kürzungen insgesamt betrachtet Geld aus dem Fenster werfen und Haushaltskonsolidierung verhindern.

Wenn man dann noch bedenkt, wieviel ehrenamtliche Arbeit aufgrund des Programm initiiert und geleistet wird, kann einem schwindelig werden angesichts der vergeudeten Ressourcen, die in Kauf genommen werden. Hier nur ein Beispiel: Die Mitglieder des Quartiersrat Magdeburger Platz haben im Jahr 2010 über 1.000 ehrenamtliche Stunden in die Verbesserung des Quartiers investiert.

Und das gilt nicht nur entlang der Potsdamer Straße. Gerade hat die Friedrich-Ebert-Stiftung die umfassende Publikation Das Programm Soziale Stadt – Kluge Städtebauförderung für die Zukunft der Städte herausgebracht, die die Erfolge und Verbesserungsmöglichkeiten bundesweit beschreibt.

Die Kürzung des Programms trifft 350 Städte und Gemeinden mit fast 600 Quartieren in ganz Deutschland. Und überall dort können Erfolge besichtigt werden: Über drei Mrd. Euro, davon allein 890 Mio. Euro des Bundes, flossen in diese Gebiete. Geld, das Städte und Gemeinden nicht alleine hätten aufbringen können und ohne dass sich die Probleme noch vergrößert hätten.

Nun kann man argumentieren, dass das Programm Soziale Stadt sowieso in den kommenden Jahren auslaufen soll. Das ist sowohl den QuartiersmangerInnen als auch den QuartiersrätInnen bewusst.

Doch wenn man uns die Zeit nimmt, um den Übergang in eine nachhaltige Form der Bürgerbeteiligung vorzubereiten, ist das eine Verschwendung der bisher geleisteten Arbeit. Und legt die Vermutung nahe, dass Bürgerbeteiligung vielleicht gar nicht erwünscht ist.

Wowereit im HAUS am KLEISTPARK mittemang

Die Nachricht, dass der Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit bei seiner Tour durch Tempelhof-Schöneberg auch im Pallasseum Station machen würde kam recht kurzfristig. Dennoch war das Gedränge dann so groß, dass es echt schwer war, ihn vor die Kamera zu bekommen.

Er ist da!

Er ist da!

Wowereit im Scherenschnitt

wäre bei 'nem Quiz schon zu erkennen

Wowereit hinter Kollegen

Dahinter isser!

Wowereit im QM-Büro Schöneberger Norden

Herzlich willkommen im Schöneberger Norden

Doch dann saß er im VorOrt Büro des QM-Büros, mit seinem Bürgermeister-Kollegen Ekkehard Herrn Bandt und hörte zu. Sigrid Witthöft von der Pallasseum Wohnbauten KG sprach über die Erfolge des Pallasseums sprach, das längst kein Moloch mehr ist. Sie sagte auch, dass dort die Mieten sozial verträglich bleiben sollen. Denn nicht nur neue MieterInnen sind erwünscht und tummeln sich teilweise auf Wartelisten, sondern auch die MieterInnen, die bereits in der zweiten und dritten Generation hier wohnen, sollen nicht verdrängt werden.

Dann kamen AkteurInnen der Sozialen Stadt zu Wort. Unter anderem war es lustig, dass Frau Gut die bezirkliche Koordinatorin Quartiersmanagement ist und auch eine Frau Glück in die Arbeit eingebunden ist. Und lustig war es auch, als Quartiersmanager Peter Pulm von den manchmal hitzigen Debatten mit dem Quartiersrat sprach und Bürgermeister Wowereit entgegnete „Warum soll es Ihnen denn besser gehen als mir mit dem Parlament.“

Die Stimmung war also bestens und Wowereit hatte dann noch die technische Frage, ob denn die vielen Satellitenschüssel wirklich sein müssten. Schön sei ja das Projekt „Von Innen nach Aussen“ des Künstlers Daniel Knipping, mit dem die BewohnerInnen auch etwas von sich nach außen preisgeben. Ach wirklich – individuelles TV-Geschehen sei also nur mit individuellen Schüsseln möglich. Nun gut.

Dann begann der Rundgang durch diese Wohnanlage, in der eine Kleinstadt von circa 1.500 bis 2.000 Menschen lebt. Die laute Potsdamer Straße, Ex-Standort des Sportpalastes, Standortentwicklung und auch die ganz Kleinen waren da.

Wowereit und Kita Kinder

Kita im Pallasseum

Irgendwann kamen dann die QuartiersrätInnen Gerhard Haug und Heide Rienits zum Zuge und sofort zur Sache. Das Bezirksamt, respektive Stadtrat Bernd Krömer, möchten die alt-ehrwürdige Kulturinstitution HAUS am KLEISTPARK mitsamt der Leo-Kestenberg-Musikschule aus Kostengründen schließen.

In einem Antrag fordert der Quartiersrat Schöneberger-Norden die BVV Tempelhof-Schöneberg nun auf, die von der Bezirksverwaltung geplante Schließung des Standortes Haus am Kleistpark und Leo-Kestenberg-Musikschule abzulehnen und sich für den Erhalt dieses kulturell bedeutenden Schöneberger Standortes einzusetzen.

In dem Antrag wird die kommunale Galerie Haus am Kleistpark und die Leo-Kestenberg-Musikschule als Schönebergs kultureller Leuchtturm auf überregionaler und internationaler Ebene und wichtiger Stabilisierungsfaktor für das Quartiersmanagementgebiet Schöneberger Norden und als das wesentliche Bindeglied zur neuen Galerienszene im Gebiet der Potsdamer Straße und Kurfürsten-/Bülowstraße bezeichnet. Außerdem wird auf die historisch bedeutsame Tradition verwiesen, denn es ist das einzig erhaltene Gebäude am ehemaligen Standort des Botanischen Gartens, hier wurde der Naturschutz begründet. Der Quartiersrat bemängelt, dass eine Verlagerung von Galerie und Musikschule erheblich höhere Kosten für den Bezirk verursachen würden.

Auch die Initiative proHaK, in der sich KünstlerInnen und AnwohnerInnen zusammen geschlossen haben, erklärten in einer Pressemitteilung, die ebenfalls bei dem Wowereit-Besuch verteilt wurde:

Damit schießen sie ein Eigentor! Sie koppeln sich damit endgültig davon ab, zur Mitte Berlins zu gehören, denn anders als in Charlottenburg, Mitte und vielen anderen Bezirken gibt es in Tempelhof-Schöneberg keine überregionalen Kultureinrichtungen.
Wir sehen, dass diese Bezirksentscheidung von gesamtstädtischer Bedeutung ist.
Wenn das Haus am Kleistpark – als eine der drei wichtigsten kommunalen Galerien – fällt, könnte dies einen Domino-Effekt erzeugen und nach und nach könnten auch die anderen dezentralen Einrichtungen wegbrechen.
Ein Desaster für die Kulturstadt Berlin, die von ihrer Vielfalt lebt.

Praktisch so ein vor-Ort-Termin. Da ist die Bevölkerung dran.

Noch vor der HAUS am KLEISTPARK Sache

Gemeinsam Wowereit und Band

Und der Regierende Bürgermeister reagierte empathisch und prompt und forderte gleich mal seinen Bürgermeisterkollegen auf, das Haus nicht zu verkaufen. Sprach’s und spazierte weiter durch’s Quartier.

Doch noch ist das Haus am Kleistpark nicht winterfest. Hier zwei wichtige Termine:

Montag, 25.10.:  Sitzung der Fraktionen um 18.00 Uhr Rathaus (nicht öffentlich)

Mittwoch, 27.10.: BVV Sitzung 17.00Uhr, entscheidende Sitzung (öffentlich)

Alle Macht den Bürgern – QM als Zukunftsinvestition oder Millionengrab?

Von HU-Gastblogger Christian Döring

Im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die soziale Stadt“ wurden in Gebieten mit erheblichen Defiziten, z. B. bezüglich Infrastruktur, Integration von Ausländern und Menschen mit Migrationshintergrund, der Arbeitsmarktentwicklung und der Bekämpfung des Leerstandes von Wohn- und Gewerberäumen, Quartiersmanagements (QM) installiert.

Allein in Berlin Mitte gibt es fünf QM-Gebiete, in denen für obengenannte Probleme Lösungsansätze entwickelt und angewendet werden sollen.

Eines dieser Areale, das QM Magdeburger Platz, ist direkt an der Grenze zum südlichen Bezirk Tempelhof-Schöneberg gelegen. Es wird umrahmt von der Kurfürstenstraße im Süden, dem Landwehrkanal im Norden, der Flottwellstraße im Osten und der Einemstraße sowie dem Lützowplatz im Westen.

Bereits seit 1999 übernimmt das Quartiersmanagement die Aufgabe, im Kiez schlummernde Potentiale aufzudecken und zu aktivieren, um somit den vielfältigen Problemen zu begegnen. Seit 2006 unterstützt ein demokratisch gewählter, 23 Mann/Frau starker Quartiersrat (QR), zusammengesetzt aus BürgerInnen sowie örtlichen Vereinen und Institutionen, das Quartiersmanagement.

Der Quartiersrat diskutiert den Sinn und voraussichtlichen Nutzen eingebrachter Ideen und Vorschläge, stimmt darüber ab und leitet die von der Mehrheit angenommenen Projekte ans QM weiter. Das QM hilft wiederum bei der Ausformulierung der Projektanträge und begleitet den bürokratischen und organisatorischen Teil der Umsetzung.

Die Einrichtung des Quartiersrates (QR) verleiht den Anwohnern und Gewerbetreibenden vor Ort ein Mitspracherecht, wenn es um die Lösung aufkommender und präsenter Probleme im Kiez geht. Der QR versteht sich dabei selbst als „Schnittstelle zwischen Bevölkerung und Verwaltung“. Bürgerbeteiligung ist also das zentrale Stichwort. Der Bürger wird mit Kompetenzen und einer gewissen Entscheidungsgewalt ausgestattet (die endgültige Entscheidung obliegt weiterhin dem Bezirk) und zugleich zur Verantwortung gezogen. Es obliegt ihm Projektideen vorzuschlagen und sich ggf. im QR zu engagieren.

Das klingt auf der einen Seite nach mehr Mitbestimmung für Anwohner, die quasi als Vor-Ort-Experten am besten wissen müssten, wo die Defizite im Bezirk liegen und wie man ihnen begegnet. Auf der anderen Seite unterliegt der Maxime der Hilfe zur Selbsthilfe in diesem Fall immer der Gedanke, dass es bei Misserfolgen oder der Verschlimmerung der Problemlagen im Kiez, dem Unvermögen der Bürger geschuldet ist, keine adäquaten Lösungsansätze zu entwickeln.

Äußerst kritisch betrachtet, könnte man diese neue Form der Bürgerbeteiligung also auch als Problemabwälzung von eigentlich in der Verantwortung des Staates liegenden Aufgaben auf Anwohner und Quartiersmanager verstehen.

Auf die Aufgaben des QM Magdeburger Platz angesprochen, entgegnet Quartiersmanager Jörg Krohmer, dass“ das Quartiersmanagement Magdeburger Platz neun Handlungsfelder hat, in denen es tätig wird. […] Beschäftigung soll geschaffen werden, indem man das örtliche Gewerbe stimuliert, das Bildungsangebot soll ausgeweitet werden. Es wird eine bessere Qualität des Wohn- und Lebensraums angestrebt durch die Beseitigung von Baumängeln, auch die Infrastruktur soll aufgewertet werden, vor allem die soziale Infrastruktur….“.

Allein diese ersten vier Handlungsfelder klingen nach einer Menge Arbeit. „Wir im QM sind drei Leute. Der Michael Klinnert ist der Projektleiter des ganzen QM und kümmert sich um soziale und kulturelle Projekte. Recep Aydinlar ist verantwortlich für Integration und Sprachförderung und meine Gebiete sind die Gewerbeförderung vor Ort, die Sicherheit und die Imageverbesserung.“ so Herr Krohmer. Zugleich sind die Quartiersmanager Anlaufstelle für Bürger vor Ort, haben ein offenes Ohr für deren Probleme und stehen ihnen beratend zur Seite. Außerdem ist „das Projekt soziale Stadt durch seine stärkere Bürgerbeteiligung zur Entscheidung der Verteilung der Mittel sehr verwaltungsaufwändig geworden und jetzt kommt auch hinzu, dass wir die Abrechnung der Mittel und das Monitoring über den Erfolg der Maßnahmen machen müssen.“ Dafür geht dann schon mal ein Drittel der Zeit und mehr drauf.

Im Quartiersmanagement ist man sich der eigenen Schwächen also durchaus bewusst. Auch dass man grundlegende strukturelle Probleme auf regionaler Ebene nicht lösen kann (z. B. strukturelle Arbeitslosigkeit) und dass die Projektförderung auf lange Sicht auf eher wackeligen Beinen steht, da sie für maximal fünf Jahre vom Bund-Länder-Programm Soziale Stadt gewährleistet wird, und anschließend selbsttragend, d. h. von privater Hand finanziert und fortgeführt werden muss. „Erfahrungsgemäß funktioniert das so nicht, weil sich keine Sponsoren für die Projekte finden und sie in der Folge nicht verlängert werden können.“

Nichtsdestotrotz lassen sich QM und QR nicht entmutigen Projekte vorzuschlagen und sie durchzuführen. Und dies mit beachtlichem Erfolg.

Die Ausweitung der Französisch-Sprachlernangebote ist eine solche Erfolgsgeschichte. Bereits vor fünf Jahren wurden an der Fritzlar-Homberg-Grundschule sowie an der Grips-Grundschule französische Arbeitsgemeinschaften eingerichtet. Gleiches gilt für den INA Kindergarten Lützowstraße. Dort wurde französisches Personal eingestellt, welches mit den Kindern auf spielerische Art und Weise die französische Sprache erlernt. Dies ebnet möglicherweise für sie den Weg für das im Bezirk ansässige französische Gymnasium.

Die enorme Resonanz auf die Angebote führte zu deren Ausweitung. Sie haben sich mittlerweile etabliert und sogar Unterstützung durch das Institut Français und die Deutsch-Französische Gesellschaft Berlin e.V. erwirken können.

Eine andere Erfolgsgeschichte ist der Familiengarten in der Kluckstraße. Er wurde unter Beteiligung der Anwohner beplant und erfreut sich reger Beliebtheit, besonders im Sommer. Ausgestattet mit einem Streetsoccerplatz, einem Sandspielplatz, einer Liegefläche, den interkulturellen Gärten, einer Hügellandschaft, einem Grillplatz mit Lehmofen und vielem mehr, lädt der Familiengarten seine umliegenden Anwohner ein zum Spielen, Sonnen, sich Begegnen und Austauschen, zum gemeinsamen Grillen und Feste-Feiern. Damit hat er seinen Zweck voll und ganz erfüllt, nämlich die Anwohner des Kiezes miteinander bekannt zu machen und zu vernetzen, eine soziale Infrastruktur aufzubauen zwischen Menschen, die sich räumlich so nah sind und vielleicht doch nie begegnet wären.

In dieser Hinsicht kann Quartiersmanagement einen wahrscheinlich kaum messbaren Beitrag zur Verbesserung des Klimas innerhalb eines Kiezes und zum Zusammenhalt der dort ansässigen Bewohner leisten. Zumindest solange es engagierte Bürger gibt, denen ihr Umfeld nicht egal ist, die viel ihrer persönlichen Zeit und Kraft investieren, um etwas für die Gemeinschaft zu tun. Solange es solche Bürger gibt, kann der Staat sich erlauben, Probleme abzutreten.