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Die Natur in Bildern festhalten

Ich klingele an einem Berliner Gründerzeithaus in der Nähe der Potsdamer Straße, bereits nach kurzer Zeit ertönt der Summer und ich kann das Treppenhaus betreten. Die Treppenstufen sind mit Sisalteppich belegt, der Handlauf ist aufwändig gestaltet und die Decken mit Stuck versehen. Im vierten Obergeschoss stehe ich vor einer hohen zweiflügeligen Türe und Christine bittet mich in die Wohnung.

Ein langer Flur führt in ein sehr großes und helles Wohnzimmer. In der Ecke steht  beinahe etwas versteckt ein cremeweißer Kachelofen  hinter einem Bücherregal und einer alten Ledercouch. Es ist sehr still in dieser Wohnung, obwohl die S-Bahntrasse in unmittelbarer Nähe vorbeiführt.  Vor den riesigen Fenstern steht ein ebenso imposanter Schreibtisch. Aufgeschlagene Bücher, allerlei Zeichenmaterial, Papiere und Lampen. Unter einer Lampe steht ein Glaskasten mit exotischen Schmetterlingen und einem großen Käfer.

Christine bittet mich auf einem der Schreibtischstühle Platz zunehmen und schlägt dann einen großen Zeichenblock auf und präsentiert ihre neusten Arbeiten. „Dynastes hercules – Der Herkuleskäfer“ und zeigt mir eine vierfach vergrößerte Zeichnung des größten Käfers der Welt. „Ein Verlag möchte, dass ich ein Jugendbuch über Insekten illustriere“  sagt die Frau mit etwas Stolz in ihrer Stimme. Sie hatte ein Medizinstudium begonnen, ist dann aber in die Kunst gewechselt und hat später noch zwei Semester Biologie, sie hat Kunstkurse an Volkshochschulen geleitet, hat für Vereine oder Verlage Illustrationen angefertigt oder für Wissenschaftler gezeichnet. Am liebsten Motive aus der Natur: Tiere, Pflanzen oder Mineralien. Architektonik abzubilden oder technische Gerätschaften würden ihr nicht so liegen.
Sie blättert weiter und zeigt mir das Bild eines blauen Morphofalters. „Der besondere Reiz an diesem blauen Schmetterling ist, dass Blau ihrer Flügel „lebendig“ einzufangen. Es sieht aus jedem Blickwinkel anders aus, mal türkisblau oder manchmal tiefschwarz.“ Sie griff mit einer Hand zu dem Glaskasten unter der Schreibtischlampe und kippte ihn ganz leicht auf und ab und demonstrierte so den beschriebenen Effekt. Die aktuelle Aufgabe sei sehr abwechslungsreich. Viele Tierarten, oft in natürlichen Posen oder im Habitat und nicht streng wissenschaftlich. „Die meisten Insekten haben Borsten oder Härchen, manchmal beinahe einen Pelz. Es kann schon sehr anstrengend sein, so etwas bis ins kleinste Detail abzubilden. Da kann man mehrere Tage an einem Tier sitzen.“ Der Mittelweg zwischen extremen Detailreichtum und Vereinfachungen  sei ihr am liebsten, insbesondere wenn die Illustrationen nicht für ein Fachpublikum vorgesehen sind.

Für die Blüten und Pflanzen ist Christine dieses Jahr schon mehrfach im Botanischen Garten gewesen. In den Gewächshäusern finden sich Pflanzen aus aller Welt und geben ihr eine grobe Idee für mögliche Hintergründe. Besonders schwierig sei es Tiere und Pflanzen in ein realistisches Größenverhältnis zu bringen, also vermisst sie die Pflanzen oft sehr genau und fotografiert sie. „In diesem Fall übertreibe ich es aber nicht mit der Genauigkeit. Es geht sich um die Insekten. Ein Nektar trinkender Schmetterling sollte dennoch mit einer halbwegs realistischen Blüte gezeigt werden“.
Ob sie lieber Tiere oder Pflanzen zeichnet kann sie nicht genau sagen, Beides sei spannend.

An dem Bücherregal lehnt eine alte Bildtafel. Von der Sonne deutlich ausgeblichen zeigt sie Wiesenkräuter. Vor 20 Jahren hat Christine die Tafel für einen Park mit Naturlehrpfad gestaltet. Nun soll sie restauriert werden. Neue Farbe und Ausbesserung von Details und schon kann die Bildtafel wieder aufgestellt werden. „Man verdient damit nicht viel. Ich hoffe, dass hin und wieder jemand stehen bleibt und diese Bilder als Anreiz nimmt die Natur zu entdecken“. Es macht sie traurig, bei Spaziergängen in Berlin häufig mutwillig zerstörte Info- und Bildtafeln zu sehen, unabhängig davon, ob sie sie gestaltet hat oder jemand anderes. Irgendjemanden hat es Zeit und Mühe gekostet diese Tafeln zu gestalten und auf der anderen Seite nimmt man interessierten Lesern die Möglichkeit sich auf Spaziergängen zu informieren.
So langsam neigt sich der Nachmittag dem Ende entgegen. Christine zeigt mir noch Bücher mit Zeichnungen von Botanikern und Zoologen. Die 150 Jahre (oder deutlich älter) alten Zeichnungen geben ihr Ideen, wie sie Illustrationen gestalten kann, aber auch oft genug abschreckende Beispiele, die man nicht wiederholen muss z.B. Raubtiere mit fletschenden Zähnen oder falsche Größenverhältnisse.

Letztlich höre ich nie auf zu lernen. Oft nehme ich mir vor „besser“ zu sein als Andere und scheitere dann oft genug. Manchmal muss man einen weiteren Anlauf nehmen und sich erneut der Aufgabe stellen und manchmal muss man mit einem bescheidenerem Ergebnis zufrieden sein.
Die Sonne steht leuchtend orange über den Häuserdächern und wirft die letzten Lichtstrahlen in das Wohnzimmer. Sie mag die orangeroten Sonnenuntergänge hier, sie lassen einen für einen kurzen Augenblick vergessen, dass man eigentlich mitten in der Stadt ist.

Dieser Beitrag wurde von Alice verfasst.
Sie studiert Gartenbauwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Ein kleines Stück Orient in Berlin

Said Harroud hat Ende letzten Jahres ein ganz besonderes Café-Restaurant in Berlin aufgemacht. Wie es dazu kam und was genau das besondere ist hat er mir in einem Interview erzählt.

Herr Harroud, am  3.11.2017 haben Sie das Café Amitie in Berlin-Schöneberg eröffnet. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen und was war Ihre Motivation?

Das Café-Restaurant hat einen einen emotionalen Hintergrund. Ich habe in Marokko Jura studiert und bin dann 2006 nach Berlin gekommen und habe erst Wirtschaftsrecht und dann Germanistik und französische Philologie studiert. Vorher habe ich in Marokko bereits mein Bäckerdiplom gemacht und habe dann 10 Jahre in Deutschland als Bäckermeister gearbeitet. Aufgrund der unschönen Atmosphäre in der Bäckerei habe ich beschlossen meinen eigenen kleinen Laden aufzumachen.

Und warum haben Sie sich gerade für Berlin-Schöneberg entschieden.

In Berlin ist es aufgrund der knappen Auswahl an freien Geschäften und der sehr hohen Mietpreise schwierig einen passenden Laden zu finden. Im schönen Prenzlauer Berg hätte es fast geklappt, dann aber sollten die Kosten für den Abriss und Umbau des Gebäudes von mir getragen werden und das wollte ich nicht. Als ich nach Berlin kam, habe ich in Lichtenberg gewohnt, was mir weniger gefallen hat. Daher bin ich offen für den Westteil und habe diese Ladenfläche entdeckt.

Das Café Amitie ist kein gewöhnliches Café mit einem 08/15 Konzept. Erklären Sie mir, was das Besondere an dem Café ist und warum Sie sich entschieden haben es genau so zu eröffnen?

Das Café Amitie ist kein Café, sondern ein Café-Restaurant. Hier gibt es marokkanische Patisserie-Spezialitäten und typisch marokkanische Gerichte. Das Konzept ist einzigartig in Berlin und sonst eher in Nordrhein-Westfalen vertreten. Der Laden ist noch schöner als in meinen Vorstellungen geworden. Das Ambiente mit den original marokkanischen Lampen ist sehr eindrucksvoll.

Lief alles wie geplant und einfach von der Hand das Café zu eröffnen? Was waren die größten Schwierigkeiten während der Gründung?

Der Laden war vorher ein Friseur, daher musste einiges umgebaut werden. Das habe ich alles allein gemacht. Ein Problem war unter anderem die Müllentsorgung, da dies sehr kostenintensiv war. Ein anderes war der schwere Unfall, den ich während der Bauarbeiten hatte. Da meine Decken ca. 4,30m bin ich beim Streichen von der Leiter auf eine Glasvitrine gefallen und habe mir vier Rippen gebrochen.

Wie läuft es seither für Sie und Ihr Café-Restaurant?

Im Südteil wo das Café liegt gibt es leider sehr wenige Geschäfte. Hier leben viele türkische Familien, die eher türkische Läden besuchen. Aber jetzt wird es wärmer und vor meinem Laden gibt es eine wunderschöne Terrasse und es geht aufwärts.

Was war das Schönste was Sie bisher in Ihrem Café erlebt haben?

Ich mache alles allein, da das Geld für Personal leider fehlt. Daher bin ich glücklich wenn meine Gäste glücklich sind. Sie schauen erst kritisch und sind dann begeistert vom Ambiente.

Sind Sie glücklich mit der Entscheidung Café-Gründer zu sein?

Ich weiß noch nicht, ob das eine gute Idee war.

Welches Publikum besucht Ihr Café?

Es ist ein sehr internationales Publikum. Vor allem Franzosen und Deutsche besuchen das Café-Restaurant.

Sieht das Café in 12 Monaten noch genauso aus?

Es wird noch besser, da ich noch sehr viele Ideen habe. Zum Beispiel möchte ich noch eine Lounge aus marokkanischem Holz einrichten.

Was würden Sie abschließend anderen Café-Gründern für einen Tipp geben?

Man muss in erster Linie ein gutes Konzept haben. Ein gut kalkulierter Business- und Finanzplan ist sehr wichtig. Auch wird am Anfang viel Hilfe beim Umbau benötigt. Am Besten von der Familie, da dies kostengünstig ist. Das Geld sollte man am Anfang mindestens 10 Monate lang nach der Eröffnung für alle anfallenden Kosten zurücklegen. In der Gastronomie braucht man einen sehr langen Atem da die Leute erst nach und nach in die Geschäfte kommen. Auch sollte man Geld in Marketing investieren, wenn man auf ein langfristiges Geschäft setzt.

 

 

Die sollen weg!

Die Prostitution in Gebiet rund um die Kurfüstenstraße ist alt. Die Beschwerden darüber sind es auch.

Bereits um 1885 gab es dort die ersten „Amüsierbetriebe“.

„Es sind Mädchen, die alle Unarten des Berliner Kleinbürgertums an sich haben, fast stets geschmacklos gekleidet sind, die sich anbieten, nicht (…) warten, bis sie angesprochen werden, sondern sich mit „Komm mit, Schatz!“, „Kleener, komm doch!“ aufdrängen und auch gelegentlich roh schimpfen.“

So beschreibt der Journalist Hans Ostwald die Situation im Jahre 1907.

Die Prostitution und die damit einhergehenden Problematiken sind also schon seit Anbeginn ihrer Existenz im Gebiet zwischen Bülow-, Potsdamer- und Kurfürstenstraße ein Thema, mit dem sich Anwohner und Kommunalpolitiker beschäftigen. Warum also erfährt die Straßenprostitution in der Kurfürstenstraße grade jetzt wieder mehr Aufmerksamkeit als sonst? Weiterlesen

Radwende oder Radmüll?

Vor knapp einem Jahr testete HU-Gastbloggerin Jette die damals im Berliner Straßenland noch recht neuen Leihfahrräder von Lidl und Nextbike. In Bezug auf diese beiden gibt es hier im Gebiet eine Neuerung. Nextbike hat einen Standplatz vor der Commerzbank an der Ecke Potsdamer Straße / Bülowstraße eingerichtet.

Für Umwelt und Gesundheit und Verkehrsplanung?
Hinzugekommen sind jedoch inzwischen Tausende Fahrräder von hauptsächlich chinesischen Anbietern. Ihre Bedienung ist denkbar einfach, ihr Preis so niedrig, dass sie die Vermehrung des Radverkehrs zu unterstützen scheinen. Weiterlesen

Raus! – Apotheke am Sportpalast = Vergangenheit

Vor circa 6 Monaten kontaktierte mich Liz Eres aus Israel. Geboren sei sie an der Potsdamer Straße, ihre Eltern hatten die Apotheke am Sportpalast. Als sie mir dann schrieb, sie würde im Juni 100 Jahre alt, entwickelte sich bei mir schnell die Idee, sie zu besuchen.

Einige Tage bevor ich losfliege, erfahre ich, dass die Apotheke am Sportpalast schließt. Die jetzige Inhaberin hat keine Nachfolge gefunden, möchte mir aber auch nicht sage, an wen die Einrichtung geht, die teilweise 100 Jahre alt ist.

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Kon-Tiki – Pallas – Lilli Flora – Terra Petra

Eine Feuer so zu errichten, dass es von oben nach unten brennt. Und dann auch unten noch die Zugluftfuhr verschließen. „Das kann niemals funktionieren,“ stöhnt ein versierter Gartenkenner und verdreht mehrmals die Augen, als die anderen Workshopteilnehmer*innen einfach nur der papiernen Gebrauchsanleitung folgen wollen.

Zehn Neugierige stehen in den Pallasgärten um den Kon-Tiki Ofen herum. Die Initiatoren Julian Bohländer und Maik Billing sind genauso aufgeregt wie alle anderen. Sehr fachkundig führen sie zunächst in die Kunst des Kon-Tiki und der Terra Petra ein. Eifrig studiert haben sie im Internet und auch schon gefachsimpelt. Beim GartenPlausch des Projektes GartenAktiv im Schöneberger Norden haben sie den Vortrag „Mit Terra Petra den Boden verbessern“ gehalten. Sie haben auch Spender*innen mit ihrer Begeisterung motiviert den Ofen zu finanzieren, der jetzt zwischen den hohen Fassaden des Pallasseums, der Gründerzeitbauten der Pallas- und Winterfeldtstraße steht und fachgerecht befeurt seinen Teil dazu beitragen wird, den Gärten wunderbarste Erde zu bescheren. Weiterlesen

Das Lidl-Bike – grüne Welle auf der Potsdamer Straße

Gestern gegen 20.30 Uhr fuhr die Critical Mass von Norden her kommend auf die Potsdamer Straße ein. Die BesucherInnen des Gallery Weekends fanden das sehr unterhaltsam. Die abbiegenden Autofahrer – darüber gibt es keine direkten Zitate . Auf jeden Fall hatten die RadfahrerInnen nicht nur den nicht vorhanden Fahrradweg, sondern eine gesamte Fahrspurseite in der kompletten Länge für einige Zeit mit grüner Welle auch bei Rot für sich. Weiterlesen

GartenPlausch im Schöneberger Norden

von HU-Gastblogger Uwe

WASSER UND ERDE FÜR DEN SCHÖNEBERGER NORDEN

Graphik: gruppe F

Seit Anfang des Jahres 2017 gibt es den „GartenPlausch“ im Schöneberger Norden. Jeden zweiten Donnerstag im Monat treffen sich KiezgärtnerInnen in der Kiezoase Steinmetzstrasse 68, um zu fachsimpeln, sich erste Informationen zu holen oder sich zu vernetzen. Organisiert werden diese Treffen von der gruppe F, die das Projekt GartenAktiv bis Ende 2018 durchführt. Weiterlesen

Häuser als Zeitzeugen

Die Zeit, sie eilt und mit ihr verändert sich die Potsdamer Straße zusehends. Heute sind die StudentInnen des HU-Career Center 2017 für eine erste Begegnung im Gebiet. Sie werden hier recherchieren, Interviews führen und in Artikeln auch uns allen neue Aspekte unseres Kiez auf ihre Art und Weise bekannt machen.

Da ist es auch Zeit eine Nachlese zu betreiben. Drei StudentInnen des letzten Kurses im Frühjar 2016 machten es sich zur Aufgabe, die Entwicklungen an der Potsdamer Straße zu beobachten und auch die Folgen zu bedenken. Das ist eine Mammutaufgabe und im Rahmen eines Semesterferienkurses nicht zu bewältigen. Doch Ihre Versuche sind Wert zu schätzen.

Hier Artikel Nummer 1
Jetzt folgt Artikel Nummer 2

Von HU-Gastblogger Lukas Grimm.

La Belle Epoque, Plattenbauten und ein „urbanes Wohnensemble“ befinden sich hier im Kiez. Am urbanen Wohnensemble wird zwar noch geschraubt, aber nicht mehr allzu lange. Miteinander verglichen, stellen das Maggihaus in der Lützowstrasse, das Pallasseum an der Potsdamerstrasse und die Neubauten in der Flottwellstraße eine bunte Mischung aus verschiedener Architektur dar.

Viel interessanter allerdings: Die jeweiligen Gebäude spiegeln vor allem auch sozialen Wandel wieder und geben historische Einblicke preis, die das Hier und Jetzt relativieren. Weiterlesen

„Ihr habt ein schönes Thema für die Presse“ – Gewobag möchte bis zu 15% Mieterhöhung

ZUSATZ: Der Offene Brief des Quartiersrats Schöneberger Norden (siehe Artikel unten) hat viel in Bewegung gebracht. Doch Anfang Februar 2017 hat der Quartiersrat einen Zweiten Offenen Brief geschrieben zu dem Thema geschrieben. Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften haben in der Zwischenzeit zwar erklärt, dass sie künftig keine Mieterhöhungsverlangen mehr verschicken wollen, doch der Quartiersrat Schöneberger Norden macht sich Sorgen um die Mieter/innen, die bereits eine Mieterhöhung erhalten haben und die mit ihrem Engagement die öffentliche Diskussion mit angeschoben haben, heißt es auf der Seite des Quartiersmanagements Schöneberger Norden. 

Der Brief ist auf der QM-Seite einsehbar. Sie können ihn aber auch hier lesen und herunterladen ( pdf ) Weiterlesen