Von HU-Gastbloggerin Abide
Die Moabiter Liga ist eine Kiez- Liga im Bezirk Tiergarten. Normalerweise nehmen nur Jungs-/Männermannschaften an Spielen dieser Liga teil. Jedoch organisierte der Betreuer dieser Liga eine Freundschaftsliga zwischen Jungs, die aus verschiedenen Mannschaften ausgesucht wurden und den Mädchen vom Mädchentreff in der Pohlstraße, die seit kurzem eine Mannschaft gegründet hatten.
Die Mädchen wussten das wird kein leichtes Spiel, sie wussten wie es ist gegen Jungs zu spielen. Deshalb haben sie nicht auf große Unterstützung gehofft. Denn die Jungs in der Schule hatten Vorurteile gegen Mädchen. Sie beleidigten oder beschimpften sie.
„ Mädchen können kein Fussball spielen !“
Sahra ist anderer Meinung. Sie spielt immer wieder mit den Jungs Fussball in den Pausen und gibt ihr bestes, um das zu beweisen, wovon ihre Freundin und Mannschaftskollegin Liena, schon längst überzeugt ist: „Jungs können Fussball spielen … Aber Mädchen doch auch!“
Es ist Freitagnachmittag. Ich bin mit Yvonne Jäschke und ihrer Mädchenmannschaft verabredet. Es ist der letzte Tag vor den Ferien, deswegen tauchen nur 3 Mädchen zum Training auf. Aber das enttäuscht mich nicht, denn ich sehe in den Augen dieser Mädchen sofort, dass sie das Training kaum erwarten können.
Liena ( 8 Jahre ): die Auffällige
Sahra ( 10 Jahre ): die Anständige
und
Linda ( 8 Jahre ): die (anfangs) Schüchterne.
Sie guckten mich mit neugierigen Augen an. Sobald sie erfahren haben, dass ich selbst Fussballspielerin bin und es bis zur Verbandsliga geschafft habe, wurde ihre Neugierde noch größer. Ich war ein Profi in ihren Augen. Anstatt dass ich ihnen Fragen stellen sollte, haben sie mich ausgefragt. Erst nach der Ermahnung ihrer Trainerin kam ich wieder zur Wort.
Ich stellte ihnen Fragen wie sie zum Fussball gekommen sind und wie es ist, eine Sportart auszuüben, die meistens von Männern beachtet und dominiert wird.
Sie waren so aufgeregt, dass Liena ihre Freundinnen gar nicht ausreden ließ. Sie redeten durcheinander, wurden nochmal ermahnte und dann erst antworteten sie auf meine Frage.
Alle drei sind durch Familie und Freunde zum Fussball gekommen. Meistens durch Brüder oder Jungs aus der Schule. Diese Mädchen sind keine Mädchen, die sich durch Beschimpfungen von Jungs fertig machen lassen. Sie sind viel zu selbstbewusst und lassen sich durch „Idioten“ nicht unterkriegen.
Deswegen sind sie zum Moabiter Freundschaftsspiel gegangen – wenn auch mit gemischten Gefühlen. Es war ein Highlight für sie gegen eine komplette Jungenmannschaft zu spielen. Sie wollten jedem zeigen, dass auch sie Fußball spielen können. Aber durch schlechte Erfahrungen aus der Schule dachten sie, dass sie auf Unterstützung gar nicht warten sollten.
Jedoch kam alles anders als erwartet. Alle Zuschauer, inklusive der Jungs, feuerten die Mädchen an: „Mädchen vor, noch ein Tor“, schrieen sie das ganze Spiel lang.
Die Jungs setzten zwar das Niveau runter, weil sie wussten, dass sie gegen Mädchen spielen, die nicht viel Erfahrung hatten, aber sie haben nicht mit so viel Ehrgeiz gerechnet. Die Mädchen spielten so hervorragend und schossen solche Tore, damit hätten selbst die Jungs nicht gerechnet. Bei einem Elfmeter schoß die Spielerin so gut, dass ein Zuschauer gesagt haben soll: „Den hätte er auch so nie gehalten!“
Danach waren die Mädchen so motiviert, dass sie an anderen Turnieren teilnahmen und verschiedene Triumphe sammelten. Unter anderem auch ein Spielball, worauf sie ganz stolz sind.
Diese drei Mädchen, die ich kennenlernt habe, sind selbstbewusst, ehrgeizig und motiviert, trotz der jetzigen demotivierenden Situation in der Mannschaft. Diese Mannschaft ist aus Mädchen gegründet, die zwischen 8 und 14 Jahre alt sind. Dementsprechend sind auch die Erwartungen. Während die Kleinen viel Taktik und Technik lernen möchten, denken die Großen, sie könnten es schon und möchten lieber nur Spielen beim Training. Deswegen fällt es den Trainerinnen schwer die Balance zwischen diesen „ Gruppen zu finden.
Trotzdem schaffen sie es, diese Mädchen zusammenzuhalten und von Erfolg zur Erfolg zu rennen, denn sie möchten mehr. Diese Mädchen möchten die Anerkennung der Jungs. Sie möchten zeigen: „Ey wir können genauso gut Fussball spielen wie ihr!“
Nur dies zu erreichen kann lange dauern. Hartes Training ist angesagt. Aber dies den pubertierenden Mädchen zu erklären ist schwer, weil die Mädchen denken, die Profis Christiano Ronaldo oder Messi können einfach so „mit dem Ball zaubern“, aber auch sie haben harte Arbeit geleistet, bis sie dorthin kamen, wo sie jetzt sind.
Doch die Mannschaft hat zwei sehr liebe und vor allem geduldige Trainerinnen. Also wird es nicht lange dauern, bis die komplette Mannschaft lernt, was Teamgeist heißt.