Es ist ein lauer Mittwochabend. Schöneberger Ufer Nummer 61, direkt am Landwehrkanal. Die Straße ist wenig beleuchtet.
Man klingelt, dann öffnet sich die Tür. Durch das Vorderhaus, über den Hof, gelangt man in die Räume des magischen Zirkels. Ein Treppe höher befindet sich der Vorstellungsraum. Dunkel rote, samtige Vorhänge bedecken die Fenster. Gedämpfte Musik spielt im Hintergrund. Stühle, mit Platz für ca. 30 Personen, sind auf eine Bühne ausgerichtet. Vor dieser steht ein grüner Tisch. Die Bühne ist unbeleuchtet und wird das auch den ganzen Abend bleiben. Langsam füllen sich die Sitze, ganz voll wird es nicht. Die ersten Reihen sind jedoch besetzt. Hier hat man die beste Sicht. Dann geht das Licht aus. Die Musik spielt. Weiterlesen →
Kennen Sie diesen Mann? Ja, den da vorne zwischen den beiden Mädchen. Richtig, 1993 war er schon mal an der Potsdamer Straße. Er trat mit einer Partnerakrobatik-Nummer vor dem Wintergarten auf. Das war noch bevor er seinen Abschluss als staatlich geprüfter Artist Fachrichtung Partnerakrobatik an der „Staatlichen Fachschule für Artistik“ machte. Michael Klich, richtig!
Nun ist er wieder da. Und choreografiert die Show aus einer Zeit, an die sich seine Eltern definitiv genauer erinnern. Kommt Ihnen das hier bekannt vor – die Potsdamer Straße, so sah sie damals aus.
Und – Rockn’Roll, Petticoats, Gelfrisuren – damals.
Heute dann „The Mint Tones“, farbig, knallrote Lippen bei den „Peppermint-Dancers“, UND moderne Akrobatik. Bis zum 2. April präsentiert der Wintergarten die Fifties-Varieté-Show.
Da schwebt Charlotte de la Bretèque in einem Vorhang aus dicht, hängenden Seilen. Das ist einmalig, so viele Seile hat sonst niemand. Die 23-jährige Französin behandelt sie wie andere den Chinesischen Mast, macht Handstandakrobatik, die andere auf dem Boden nicht hinbekommen.
Und jetzt Vorsicht: Das was ACROBAROUF machen, sollte man lieber mal nicht die Kinder auf dem Spielplatz sehen lassen. Also: die drei – ein Belgier, ein Franzose und ein Grieche – nennen es Sprungbrett, ich nenne es Wippe. Auf der springen sie tollkühn herum, schleudern sich gegenseitig in die Luft, drehen Saltos und landen letztendlich immer wieder auf der Bühne.
Dann sind da noch die Sugar Babies mit Akrobatik, die Minasov-Brüder mit einer faszinierenden Quick-Change Nummer, Konstantin Mouraviev mit dem Rhönrad, lauter Unikatnummern und und und und und
Und dazwischen und dabei die Hits und Songs der 50er Jahre, getanzte, beschwingte Lebensfreude. Deutsche Schlager. Für alle zum Mitsummen. Ohne Umbaupause in einem Fluss rockt die Bude.
Von seinem ersten Auftritt 1993 bis heute hat Michael Klich die Zeit gut genutzt, hat Preise gewonnen, seine eigenen Produktionen von Varietéshows und Eventshows.
Übrigens hier jetzt noch eine kleine Zeitschleife. Seit einem Jahr ist der Wintergarten wieder da und Geschäftsführer Georg Strecker ist’s zufrieden, sagte er bei der Pressekonferenz.
Da bleiben dann die Lichter wohl weiter an. Da sind’s wir dann zufrieden.
„Peppermint Club“ bis zum 2.4.2011, Mi-Sa um 20 Uhr, So um 18 Uhr
„ShowCafé“ Immer samstags um 16:30 Uhr
Karten sind erhältlich unter Telefon: 030-588 433 oder zum bequemen Selberdrucken zu Hause unter www.wintergarten-berlin.de sowie an den bekannten Vorverkaufskassen (dort zzgl. VVK-Gebühren)