Schlagwort-Archiv: Vergnügen

Auf einen Kaffee mit Thomas Mann

Von HU-Gastbloggerin Angela

FA4510-15_Pano

Es ist gleich 19 Uhr. Engür Sastimdur, verantwortlich für „Konzeption und Kunst“ im Café P103 Mischkonzern, zieht einen schwarzen Vorhang zu, der das Café mittig teilt. Ein Vorführraum entsteht. Eine dunkel gekleidete Dame bittet um Aufmerksamkeit und stellt das Abendprogramm vor. Vorher hatte sie noch jeden einzelnen Gast persönlich angesprochen und für den nun auf die Leinwand projizierten Film begeistert; es wird ein Dokumentarfilm über Werner Tübke gezeigt, einem Künstler der sogenannten Leipziger Schule. Über jene künstlerische Strömung erfahre ich an diesem Abend noch einiges, als ich mich mit Engür Sastimdur über das P103 unterhalte.

Engür Sastimdur möchte mit dem P103 einen Ort schaffen, der künstlerisches Potential fördert, der inspiriert. Der Raum nimmt sich dabei zurück, um der Kunst Platz zu geben. „Das Konzept beruht auf Klarheit,“ erzählt er mir von seiner Vision. Die Einrichtung besteht folgerichtig aus gepolsterten Vintage-Sesseln und Tischen mit Sperrholzplattencharme; keine Deckchen, keine Kerzen, sondern Minimalismus in seiner gemütlichsten Form: die wunderschöne Jugendstil-Immobilie, 1894 erbaut, lange Zeit traditionsreiche Autorenbuchhandlung, Lesungen von Thomas Mann inklusive, wurde sorgfältig restauriert. Eine Stuckateurin legte die Deckenverzierung frei, die Wände wurden nicht überstrichen, sondern belassen.

Der Betreiber verfügt über viele Kontakte zu Kulturschaffenden, gerade auch zu Künstlern der Leipziger Schule; zu Jürgen Gustav Haase beispielsweise, von dem auch die Idee stammte, das Café mit dem Attribut „Mischkonzern“ zu versehen. Denn im P103 Mischkonzern gibt es nicht nur Espresso und Kuchen, sondern auch Kunst: Vernissagen, Lesungen, Klavierabende, Filmvorführungen. Das Programm ist ambitioniert und vielfältig.

same as headline

Engür Sastimdur organisiert jene Veranstaltungen. Er akquiriert die Künstler nach dem  „Flaschenpostprinzip“, wie er es nennt. „Da muss man nicht mit Flyern oder Facebook kommen.“, weiß er. Persönliche Kontakte zählen. Und was ihm neben seinem großen Bekanntenkreis zu gute kommt: „Hinter einem Künstler stehen zehn weitere.“

Probleme, interessante Künstler für Veranstaltungen zu finden, hatte er schon früher nicht, als in seiner Taxizentrale (die es heute auch noch gibt) Vernissagen stattfanden: im Büro versammelten manchmal 200 Kulturbeflissene. Das P103 sollte sein zweites Standbein werden. Engür Sastimdur  und seine beiden Mitstreiter, die  Taxizentrale und Café mit ihm leiten, suchten fast zwei Jahre lang nach einem Ort für ihr Café. Als dann jene Immobilie in der Potsdamer Str. 103 gefunden war, sollte eigentlich gerade ein Mietvertrag für ein Objekt auf der gegenüberliegenden Straßenseite unterzeichnet werden. Den Jugendstil-Bau, in dem das Café nun zu finden ist, ließ man sich aber glücklicherweise nicht entgehen, Engür Sastimdur und seine Vertragspartner mieteten den Altbau in der Potsdamer Str. 103 spontan. Seit Mai 2013 exisitert das Café.

Vor hundert Jahren hatte Thomas Mann hier Lesungen. Heute betrachtet man staunend den Stuck und fühlt sich in die Kaffeehaus-Kultur der 20er Jahre versetzt. Wer inspirierende Gespräche und Einblicke in künstlerisches Schaffen sucht, bekommt hier, was das Herz begehrt – und guten Kaffee übrigens auch.

Potsdamer Str. 103 – Öffnungszeiten: 9 – 24 Uhr – Frühstück ab 10 Uhr – keine EC-Zahlung möglich

Von Pforzheim nach Shanghai

Pforzheim in Baden-Würtemberg, wer mag es Patrick verübeln, den Wohnsitz nach Berlin Mitte zu verlegen. Seit vier Jahren lebt er in einer ruhigen Wohninsel an der Jannowitzbrücke – und der gewünschte Trubel aus Clubs, Uni und Großstadt ist in alle vier Himmelsrichtungen mit dPatrickem Fuß oder Fahrrad zu erreichen.

Aus Pforzheim in Baden-Würtemberg – wenn man wie Patrick gerne elektronische Partys sowohl organisiert als auch besucht – gibt es auch hier nur einen Weg, und dieser führt ins elektronische Epizentrum Deutschlands, nämlich nach Berlin. Doch man sollte sich nicht täuschen lassen. Was nach dem typischen zugezogenen Studentenklischee, Party Party Party, aussehen mag, täuscht. Patrick kann auch ohne Drogen Spaß im Golden Gate haben, er hangelt sich nicht vom einem Wochenende zum nächsten, sondern er spielt fleißig Fußball, engagiert sich in der Fachschaft und hat seinen Bachelor quasi in der Tasche. Berlin ist für ihn auch nicht das Ziel, sondern nur ein Sprungbrett – z.B. nach Shanghai.

Aus Pforzheim, Baden-Würtemberg nach Shanghai – das hört sich an wie die Geschichte vom Teller zum Millionär. Vielleicht wird sie das auch. Patrick ist fast fertig mit dem VWL-Studium: Wenn er nicht gleich ein verlockendes Jobangebot bekommt, legt er gerne noch einen Masterabschluss drauf. Was er genau macht, lässt sich nur mit einem Fachchinesischwörterbuch verstehen, aber es ist etwas mit Versicherungen. Und, ganz unser Patrick, geht er auch hier aufs ganze: „9 to 5 ist nichts für mich, ich muss darin aufgehen.“ Und auch eine Filiale darf es nicht sein, höchstens halt als Ziwschenstation auf dem Weg in die Zentrale.
Na dann, gute Reise Patrick.

 

 

Bestechende Fischküche – Mediterranes in der Potsdamer Straße

Geschrieben von HU-Gastblogger Ulrich

In der Theke des Atlantik Fischladen in der Potsdamer Straße 166 liegen 50 verschiedene Fischsorten. Im angrenzenden Restaurant werden diese zu unterschiedlichsten Gerichten verarbeitet. Stammgäste lieben die täglich wechselnde Fischsuppe.

 

atlantik

 

Zuerst gab es den Fischladen, ein kleiner Raum mit mediterranem Flair, bunten Farben und Seefahrer-Dekoration. Zwei Jahre später kam das Restaurant hinzu, ein ebenfalls kleiner Raum, vor dem zur Winterzeit die Gäste in einem improvisiert wirkenden Plastikvorbau sitzen. In der warmen Jahreszeit hingegen stehen die Tische des Restaurants über den Vorbau hinaus weit zur Straße hin. Das hat seinen eigenen Charme: Es trägt dazu bei, dass man sich während des Besuchs wie in einer Oase der Erholung inmitten des hektischen Treibens auf der viel befahrenen Potsdamer Straße fühlt. Weiterlesen

Rauschgefühle durch Stummfilmkomponist Stephan Graf von Bothmer

Geschrieben von HU-Gastbloggerin  Lucia.

Eine Geschichte vom Wintergarten zur Potsdamer Straße

Jeder kennt das Gefühl sich auf ein Fahrrad zu setzten und loszufahren, obwohl man ein halbes Jahr nicht gefahren ist. Manche wundern sich auch, warum sie eine unbekannte Melodie summen, welche sie vielleicht zuvor im Auto eines Freundes gehört haben. Unheimlich wird es, wenn man seinen kleinen Regenschirm vor dem  Verlassen des Hauses und bei strahlendem Sonnenschein einpackt und am Abend als einziger trocken durch den Regen läuft. Das Phänomen läuft unter der Bezeichnung der unbewussten oder intuitiven Wahrnehmung. Nur was hat das alles mit dem Stummfilm und vor allem der Potsdamer Straße zu tun, fragen sie? Eine ganze Menge! Weiterlesen

Die kleine(n) Kneipe(n) in unserer Straße…

Geschrieben von Tanja

Bierdurstigen mangelt es an Gelegenheiten in der Potse nicht. Doch was und vor allem wer verbirgt sich hinter den magischen Toren? Ich wollte es genau wissen und testete 2 Spelunken. Etablissements, in die ich vielleicht aus freien Stücken nicht eingekehrt wäre, aus Angst vor einer Überdosis Schlager und Fußball.

19:15 Uhr

Ein Montagabend im verschneiten Januar. Mit einer guten Freundin treffe ich mich an der Kurfürstenstraße. Erhobenen Hauptes bPuschel's Pubetreten wir Puschels Pub.

Direkt zwischen Kurfürstenstraße und Pohlstraße gelegen, ein wahrer Magnet für alle, die aus diversen Gründen noch nicht nach Hause wollen – oder gerade von dort kommen.

Eine Rauchwolke erschwert uns den Weg zum fast leeren Tresen. 2 ältere Herren am Tisch nahe des Eingangs schauen kurz auf, diskutieren jedoch gleich weiter, nippen am Bier, entzünden ein weiteres Lungenbrötchen. Im hinteren Bereich zwei weitere Herren, die selbiges tun. Weiterlesen

Baklavavielfalt an der Potse – Ein Selbstversuch

Von Gastblogger Christoph

Erstellt im Rahmen des Kurses „Online-Journalismus – Recherchieren und Bloggen“ am Career Center der Humboldt Universität, Sommersemester 2012

Nicht bloß eine Nuss-Honig Schnitte
Nüsse, Butter, Zucker, Teig: fertig ist Baklava. Was zunächst nach einem simplen Rezept klingt, hat eine jahrtausendlange Geschichte und unzählige Variationensformen. Wer letztendlich die supersüße Speise erfunden hat, ist nicht exakt überliefert. Die Syrer und Armenier streiten darüber seit Jahren.

Fakt ist, dass Baklava aufgrund der Zubereitung im Ofen in einer sesshaften und fortschrittlichen Kultur entstanden sein muss und durch griechische Kaufleute schließlich auch Einzug in Europa erhalten hat. Dabei weist jede Traditionsbäckerei eine ganz eigene, individuelle und meist streng geheime Rezeptur sowie Zubereitungsform auf.

Und Fakt ist, dass in meinem Schrank Baklava nie mehr fehlen darf. Deswegen habe ich mich auf dem Weg entlang der Potsdamer Straße begeben, um herauszufinden, ob vielleicht auch noch in den Hinterhöfen der Potse Baklavageheimnisse schlummern.

Die Reise entlange der Potse beginnt

Begonnen habe ich meine Route ostwärts beim Im- und Exporthandelsgeschäft HARB GmbH in der Potsdamer Straße 91. Dieses libanesische Fachgeschäft bietet neben Baklava und weiteren Delikatessen auch allerlei Kunsthandwerk, wie Porzellan, Messingschalen, Holztruhen oder Sishas an.

„Unser Baklava ist heute ganz frisch geliefert worden“, sagt der lächelnde Mitarbeiter. „Geliefert?“, frage ich verdutzt. Gibt es etwa keine eigene Herstellung, wie erwartet? Ich erfahre, dass dem Geschäft einfach die Zeit fehle, das Gebäck noch in Eigenherstellung zu produzieren, deswegen kommt nun jeden Montag eine frische Lieferung von einer Weddinger Großbäckerei, die sich auf arabische Süßspeisen spezialisiert hat und sogar einen Onlineshop anbietet.

http://www.harb-gmbh.de/

Der  Verkäufer isst Baklava nur noch alle paar Monate, zu süß sei ihm das Gebäck, obwohl bei dem im Laden angebotenen libanesischen Baklava bei Weitem nicht so viel Rosenwasser verwendet werde. Er bevorzugt Petit Four, Feingebäck der französischen Backkultur, das durch die französische Okkupation in den 1920er Jahren in die Levante gekommen ist.

Und in der Tat, habe ich keine klebrigen Hände, als ich die mit Pistazien gefüllten und bestreuten Schnitten koste.

Nach einem kurzen Zwischenstopp bei der deutschen Traditionsbäckerei „Der Havelbäcker“, die noch nicht auf dem Geschmack von Baklava gekommen ist, gehe ich in den türkischen Supermarkt an der Ecke Potsdamer Straße/Kurfürstenstraße.

Beim Betreten werde ich von einem riesigen Baklavaposter begrüßt und bin guter Dinge, hier die erforderlichen Filltoteigblätter für den späteren Back Selbstversuch zu finden. Auch im Supermarkt wird das Baklava von einer Großbäckerei produziert, die in der Wildenbruchstraße in Neukölln sitzt und von der das Eingangsposter stammt.

Die Troja Bäckerei in der Potsdamer Straße 132 ist mein nächstes Ziel und ich muss mit Ernüchterung feststellen, dass es hier gar kaum türkische Süßspeisen zu geben scheint. „Wir bieten keine Baklava an, da es sich nicht so richtig lohnt und wir lieber deutsche Backwaren anbieten.“ antwortet eine nette Verkäuferin mit rotem Kopftuch. Auch das türkische Backhandwerk muss eben mit den günstigeren Supermarktpreisen konkurrieren. Ob sie denn selbst keine Baklava mag, frage ich sie und mit einem breiten Grinsen gesteht sie, dass sie fast jeden Tag einen zu sich nehme. „Die kann man schließlich immer essen“.

Ich gebe nicht auf und besuche das Cafe di Van an der Potsdamer Straße 146, das damit wirbt, ein Kilogramm Baklava für 10 Euro zu verkaufen. Hierbei handelt es sich um das türkische Gebäck, welches im Gegensatz zum Libanesischen mit Walnüssen befüllt ist. Ob die Bäckerei das Baklava denn noch selbst herstelle, wird auch hier klar verneint, dafür gäbe es zu viele andere Aufgaben, wobei der Absatz gut sei, schließlich ist es bis zu drei Monate haltbar.

Ich bin ein wenig enttäuscht, scheint Baklava genau wie viele andere Waren der Massenproduktion zum Opfer gefallen sein und niemand mehr die Zeit und Kraft für die eigene Herstellung aufbringen zu können. Immerhin lässt sich zugutehalten, dass keines der Baklavawaren an der Potse von ein und der selben Großbäckerei stammt.

Der letzte Baklava Meister

Ich laufe Richtung Kleistpark, um die U 7 Richtung nach Hause zu nehmen, wo ich selbst versuchen möchte, Baklava zuzubereiten, als ich ein Ladenfenster in der Potsdamer Straße 151 erblicke, in dem mit Baklava geworben wird – Die Tamara Bäckerei.

Im Geschäft riecht es nach Caramel und einem Hauch Tzatziki, da eine Frau mit einem Kind gerade zu Mittag speist. Vermutlich sind es Tochter und Enkel des libanesischen Besitzers, der mich herzlich begrüßt und fragt, wie er mir helfen kann. Ich entscheide mich für jeweils einen der vier verschiedenen Baklava und erfahre im Gespräch, dass der ältere Mann selbst Bäckermeister ist und seit vielen Jahren das Geschäft an der Potsdamer Straße betreibt.

Meist stelle er die Baklava abends her, denn der Prozess ist aufgrund der 15 verschiedenen Teigschichten recht aufwendig und dauert bis zu 6 Stunden. Über Nacht kann das Gebäck dann den Sirup aufnehmen und erhält die gewünschte Süße. Er benutzt ausschließlich arabische Butter und befüllt die Baklava am liebsten mit Walnüssen oder Pistazien, wobei auch Pinien- oder Cashewkernfüllungen angeboten werden.

„Jede Teigschicht wird mit viel Mondamin bestreut und dann wie eine Gardine ausgeschüttelt, damit die Blätter nicht zusammen kleben“, berichtet er. Wie denn das genaue Rezept lautet, frage ich neugierig und der Bäckermeister lacht  laut auf: „Meine Baklava werden nach einem nordlibanesischen Familienrezept zubereitet, das streng geheim ist. Jeder weiß wie man Baklava macht, aber nicht jeder kann es.“

Vielleicht ist es auch besser, dass das letzte Geheimrezept für Baklava an der Potse nicht gelüftet wird. So bleibt dieses Kleinod noch lange bestehen und erfreut hoffentlich viele andere Besucher.

Mit den hilfreichen Informationen mache ich mich auf dem Weg, um mich als Baklavameister zu probieren. Den Teig selbst herzustellen traue ich mir aber noch nicht zu, dafür benutze ich den Filloteig aus dem türkischen Supermarkt. Den Mondamin-Gardinen Tipp kann ich in der Tat an jeden Baklavabäcker  weitergeben, ansonsten hat manmit der klebrigen Masse ganz schön zu kämpfen. Auch wichtig, ist, dass man bevor der Teig in den Ofen geschoben wird, mit einem scharfen Messer das Rautenmuster hinein schneidet.

Und Voila nach circa. 25 Min. sind die Baklava goldbraun gebacken. Damit sie den Sirup richtig aufnehmen können, sollte man mit dem Verzehr am Besten einen Tag warten. Ich selbst konnte michnatürlich nicht so lange gedulden aber bin trotzdem sehr  zufrieden mit meinen ersten selbst gemachten Baklava.

Für alle die nun auch auf den Geschmack gekommen sind, empfehle ich folgendes Rezept:

http://www.chefkoch.de/rezepte/1582931265789857/Baklava.html

Guten Appetit!

 

Erstellt im Rahmen des Kurses „Online-Journalismus – Recherchieren und Bloggen“ am Career Center der Humboldt Universität, Sommersemester 2012

 

Kein Event ohne Luftballons

Von Gastblogger Christoph

Erstellt im Rahmen des Kurses „Online-Journalismus – Recherchieren und Bloggen“ am Career Center der Humboldt Universität, Sommersemester 2012

Ob beim Berliner Marathon, Parteifesten, Betriebsfeiern und vielleicht auch bei der Eröffnung des Berliner Flughafens, sofern es soweit kommt, feiern die Menschen und überall, wo es etwas zu zelebrieren gibt, sind Luftballons nicht weit von entfernt. Weiterlesen

Lass dich verführen !

Von Gastbloggerin Uta

Der Artikel ist entstanden im Rahmen des Sommerkurses  2011 “Onlinejournalismus – Recherchieren und Bloggen” des Career Center der Humboldt Universität

Cafés gibt es in Berlin zu genüge, da ist es wirklich schwierig die richtige Wahl zu treffen. An nahezu jeder Ecke findet man die verschiedensten Anbieter von kleinen Snacks, Kuchen und Kaffee.  Wer die Wahl hat der hat auch die Qual. Meistens entscheidet man danach wo es am besten schmeckt, was bezahlbar ist, eine angenehme Atmosphäre herrscht und nicht so weit entfernt vom Standort ist, so ist es bei mir zumindest.

Doch manchmal lohnt es sich auch einen etwas weiteren Weg auf sich zu nehmen.  Besonders dann, wenn man ein wenig Ruhe, fernab von der Hektik der Großstadt oder etwas anderes als eine der großen Caféketten sucht, etwas was nicht der Masse der Cafés entspricht. Da wo alles noch echt wirkt und nicht auf den neuesten Standard getrimmt ist, sondern gemütlich mit Niveau und einer ganz besonderen Atmosphäre.

Da wäre zum Beispiel das Café Savarin. Ein echter Geheimtipp ist es wahrscheinlich nicht mehr, selbst auf Wikipedia wird das Café im Zusammenhang mit der Kulmer Straße erwähnt. Da sich das Café Savarin in einer Nebenstraße, nahe der Potsdamer Straße befindet, kann man sich hier noch ohne Straßenlärm oder überfüllten Fußwegen eine Pause gönnen. Die Auswahl an Kuchen und Quiches ist wirklich groß. Alles ist selbstgemacht und lässt besonders bei Kuchen- und Tortenliebhabern die Herzen höher schlagen. Sonntags gibt es zusätzlich ein Frühstücksbuffet, mit allem was zu einem leckeren Frühstück dazugehört. Den frisch gepressten Orangensaft und Wasser gibt es umsonst dazu erklärt mir die freundliche Serviererin. Übrigens gibt es hier auch keine Karte, wer etwas bestellen möchte muss an der kleinen Tafel im Café seine Auswahl treffen oder schaut am besten gleich an der Theke welcher Kuchen verköstigt werden soll.

Die große Holztheke nimmt eine gesamte Wandseite ein. Auf der gegenüberliegenden Seite fällt mir ein Tisch mit einem Untergestell von eine alten Nähmaschine und einer Marmorplatte auf. Runderherum stehen weitere Holztische- und Stühle. Im anderen Raum, weiter hinten, steht ein schwarzes Klavier und weitere Tische. Von innen sieht das Café  insgesamt größer aus als ich erwartet hätte.  

Wenn das Wetter angenehm ist kann man sich auch an einen der kleinen Tische vor dem Café setzen.  Schaut man nach oben sieht man Kabel mit bunten Glühbirnen um die Bäume geschlungen und an den Seiten der Fassade befestigt. Das verleiht dem Ganzen einen besonderen Charme.

 

 

Die Sonne scheint am wolkenlosen Spätsommerhimmel deshalb entscheiden wir, uns an einem der kleinen Tische vor dem Café niederzulassen, um die vielleicht letzten wärmenden Sonnenstrahlen, die durch die Bäume am Straßenrand zu uns gelangen, genießen zu können. Kurze Zeit später kommt auch schon die Serviererin und bringt mir einen Schokokuchen und meiner Begleitung eine Schwarzwälder-Kirsch Torte. „Unglaublich lecker sieht das hier alles aus, normalerweise esse ich ja lieber herzhafte Sachen, aber die Torte sah einfach zu gut aus,“  sagt sie mir, lächelt mich an und macht sich auch schon über das Stück auf ihrem Teller her.

„Schon verrückt wie viele verschiedene Ecken Berlin hat, sonst finde ich die Gegend hier ja etwas gewöhnungsbedürftig, anders halt als bei mir Kreuzberg, wo alles überladen ist und jeder Dritte einen Latte Macchiato trinkt“, sagt sie mit Blick auf die andere leere Straßenseite. Hier sehe ich keinen einzigen Latte Macchiato auf den Tischen stehen. Es sind auch nicht mehr alle Tische besetzt wie einige Zeit zuvor als wir ankamen. Auch wir sind fertig mit unseren Kuchen und müssen wieder los. Einen Besuch war es auf alle Fälle wert und es war mit Sicherheit auch nicht der letzte.

Camaro in der Philharmonie – ein Brückenschlag

Camaro in der Philharmonie.jpg

Am vergangenen Sonntag lud die Camaro-Stiftung in die Philharmonie zur einer Ausstellungseröffnung über den Künstler Alexander Camaro (1901 – 1992) und ermöglichte eine bewußte Betrachtung der wunderbaren Glasfenster, die er dort schuf.

Geht man abends in die Philharmonie, sieht man sie von außen leuchten, doch am diesem Sonntagmorgen ließ der Sonnenschein das Foyer in blau, grün und rot erstrahlen.

Ausstellungeröffnung.jpg

Aufgang zu den Ränge.jpg

Camaro, so wurde er beschrieben, war immer Tänzer und Komödiant geblieben. Seine Erlebnisse als Tänzer hat er in Bilder umgesetzt. Seine Vielseietigkeit als Maler ließ ihn abseits aller Kategorisierungen stehen. Er war ein Solitär in der Kunstgeschichte. Seine Heiterkeit, Liebenswürdigkeit, sein Charisma, seine Melancholie und auch Sturheit wurde beschrieben.

Werke Camaro.jpg

Seine Frau Renata konnte vor ihrem Tod im Jahr 2009 noch die Stiftungsurkunde entgegen nehmen. Sichtlich bewegt sprach ihr Bruder Theodor Gentner, der die Alexander und Renata Camaro Stiftung leitet.

Dann waren die Gäste zu einer „Preview“ in die neuen Stiftungsräume eingeladen. Per Rikscha, zu Fuß und im Auto ging es über die Brücke hinein in die Potsdamer Straße.

Rikscha-Shuttle.jpg

Das Gebäude in der Potsdamer Straße 98 wurde 1892/93 erbaut und beherbergte zunächst eine Zeichen- und Malschule, da Frauen an Akademien nicht zugelassen waren. 1911 wurde für sie und den Verein der Künstlerinnen zu Berlin (VKKB) am heutigen Schöneberger Ufer 71 ein Haus gebaut. Später arbeitete Camaro dort in seinem Atelier. Und nun schließt die Stiftung sozusagen wieder den Kreis zu einem Ort, wo auch Käthe Kollwitz und Paula Modersohn-Becker lernten und arbeiten.

Potsdamer Straße 98 - neue Räume.jpg

Die räume der Camaro Stiftung sind zunächst nur kurze Zeit der Öffentlichkeit zugänglich. Es lohnt sich jetzt schon vorbeizuschauen. Wunderbar hergerichtet die großen lichten Räume in der dritten Etage. Die offizielle Eröffnung ist dann im Herbst.

Potsdamer Straße - 3. Stock.jpg

„Beide wären jetzt wahrscheinlich hoch zufrieden,“ vermutete Theodor Gentner über seine Schwester Renata und ihren Mann Alexander Camaro.

Afrika zieht um

oder: ein Bretterzaun, eine Künstlerin, viele Jugendliche, ein Besuch im Völkerkundemuseum und zwei Kiezaktionen

Kapitel 1
Wie Afrika in die Pohlstraße kam

In den Sommerferien kann man auf viele Weise verreisen. Die Künstlerin und die Jugendlichen gingen ins Völkerkundemuseum und schauten auf den Kontinent namens Afrika. Welche Länder, welche Sitten, welche Menschen? Dann gingen sie an einen Bretterzaun in der Pohl11. Malten mit gelb, orange, blau, grün farbenfroh was sie gesehen hatten.

So kam Afrika 2009 in die Pohlstraße 11 und wollte eigentlich dort bleiben.

Afrika - Pohl11

Kapitel 2
Wie Afrika in Gefahr geriet

Nun ist es soweit, hieß es vor einigen Monaten. Alle hatten es gewusst, doch niemand hatte es wahrhaben wollen, dass die Freifläche mit Beachvolleyball, Festen und Open Air Kino eines Tages wirklich einmal bebaut würde. Mit Wohnungen für Kinder, die nie in dem großen Sandkasten spielen und NeuwohnerInnen, die sich dort nie zum Grillen treffen würden. Die Bagger kamen und Afrika war in Gefahr zersägt und zu Müll zu werden.

Kapitel 3
Wie Afrika gerettet wurde

Eines Tages radelte eine Frau durch die Pohlstraße. Blickte auf Afrika in der Pohl11. Wurde wehmütig. Radelte weiter, kam noch nicht mal ganz bis zur Pohl52 und wusste: das isses, hier kanns hin. KiezbewohnerInnen waren schnell von der Idee begeistert und auch Retter zur Stelle.

berieten

schraubten

kippten

kippten

sägten

sägten

Kapitel 4
Wie Afrika auf Transport ging

Und dann kam der große Moment. Afrika war schwer, doch mit zwei Schubkarren und kräftigen Männern rollte es bald die Pohlstraße entlang.


los geht's

los geht's

fast da

Ebe Ano

Pohl52

Kapitel 4
Wo Afrika ein neues Zuhause fand

Denn was liegt näher als Afrika dorthin zu bringen, wo nix ist als eine weiße kahle Stelle und „wo es passiert“. Das ist die deutsche Übersetzung für Nigerianisch „Ebe Abo.“ Doch noch war Afrika nicht ganz am Ziel.

Es

es

wurde

aufgerichtet

aufgerichtet

ausgebessert

eingepasst

eingepasst

zurecht gerückt


Danke an alle, die geholfen haben. Stellvertretend für alle: dem Oberbaumeister Josef Lückerath.

Oberbaumeister

Afrika - Pohl52