In einer Touristenbroschüre wäre dieser Satz vernichtend. Doch als der Polizeipressesprecher ihn heute im Zusammenhang mit Tiergarten-Süd mir gegenüber äußerte, lächelte ich glücklich.
Tiergarten und Müggelheim: Laut Kriminalitätsstatistik „Guter Kiez, Schlechter Kiez“.
Eine Reportage.
Bei diesem Bericht in der BZ war mir vor fast einem Monat das Lachen vergangen. Ich lese ich diese Zeitung nicht, um gut recherchierte Informationen zu erhalten. Nein, ich lese sie eigentlich nur dann, wenn mal wieder das Gebiet um die Potsdamer Straße herunter geschrieben wird. Und so war es auch hier:
„Aber auch der Drogenhandel ist schlimm“, berichtet Grundschul-Hausmeister Achim Neumann (44). „Mir haben sie über den Kopf geschlagen, als ich morgens das Schultor aufschloss. Der Hof wurde als Drogenversteck genutzt. Einen Zahn habe ich auch verloren.“ Am Magdeburger Platz klagen Anwohner über nächtlichen Lärm durch Freier und Prostituierte. Eine Kioskbesitzerin: „Ich werde oft beklaut und bedroht. Telefonkarten und Zigaretten sind gefragt, einmal hat man mir auch den ganzen Laden leer geräumt. 15.000 Euro futsch.“
Karolina Filipiak (20, FSJlerin) fühlt sich eigentlich wohl im Kiez, doch sie warnt: „Bei Dunkelheit sollte man gewisse Ecken meiden, nämlich die, wo Prostituierte und Dealer stehen.“
Ich weiß, dass Tiergarten-Süd und Schöneberg-Nord in der Kriminalitätsstatistik immer in den Farben erleuchten, die nichts Gutes verheißen. Doch von all den erwähnten Ereignissen hatte ich im letzten Jahr gar nichts mitbekommen. Also entschloss ich mich zur Nachfrage. Heute erhielt ich telefonisch die Antwort des Polizeisprechers:
Weit aus nicht so bunt wie es scheint
ANTWORT DER POLIZEIPRESSESTELLE: Der Vorfall ereignete sich im Jahr 2007. Der Hausmeister hat damals keine Anzeige gemacht. Warum er dies nicht tat, ist der Polizei nicht bekannt. Jetzt hat die Polizei Anzeige gegen unbekannt gestellt.
ZITAT3: Karolina Filipiak (20, FSJlerin) fühlt sich eigentlich wohl im Kiez, doch sie warnt: „Bei Dunkelheit sollte man gewisse Ecken meiden, nämlich die, wo Prostituierte und Dealer stehen.“
ANTWORT DER POLIZEIPRESSESTELLE: dazu ist nichts gesagt worden.
Die heile Welt ist nicht entlang der Potsdamer Straße zu Hause. Das behaupte ich nicht.
Und ich finde es nur ärgerlich, wenn JournalistInnen mit Hilfe von KiezbewohnerInnen dann noch immer einen drauf setzen und so tun, als wäre hier Sodom und Gomorrha. Denn das ist hier ebenfalls nicht zu Hause.